«Ich bin für die Igel da»

Evelyne Noser investiert seit über 30 Jahren fast ihre gesamte Freizeit für die Igel.

Evelyne Noser ist Primarlehrerin und engagiert sich seit über 30 Jahren für Igel. Sie führt in Zusammenarbeit mit dem Tierheim an der Ron die einzige Igelstation im Kanton Luzern. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, verletzte Igel zu pflegen, Findeltiere zu füttern und hat auch eine beratende Funktion für alle Igelfragen.

Neben ihrer Teilzeitarbeit als Primarlehrerin pflegt Evelyne Noser gefundene Igel bei sich zu Hause und investiert fast ihren gesamten Freizeitanteil. «Es ist mein Hobby. Andere sind Raucher, gehen oft shoppen oder in die Ferien. Ich bin für die Igel da. Es gibt meist keinen igelfreien Tag!», erzählt sie. Die Pflege und Versorgung der Igel geschehen grösstenteils aus ihren eigenen finanziellen und privaten Mitteln. Gelegentlich erhält sie für die Igel Futter- oder Geldspenden.

Das Tierheim an der Ron unterstützt die Igelstation mit Medikamenten, einem finanziellen Zustupf und arbeitet bei Igelfragen mit Evelyne Noser zusammen. Fast alle Anfragen und Aufnahmen von verletzten Igeln werden vom Tierheim an die Igelstation weitergeleitet. Für die medizinische Versorgung bekommt Evelyne Noser Unterstützung durch die Tierärzte Dr. Greter und Dr. Lüdi in Ebikon, in Notfällen auch ausserhalb der Praxiszeiten. Diese untersuchen verletzte Tiere kostenlos und sind häufig zur Stelle, wenn ein Igel durch Einschläfern erlöst werden muss.

Aufgaben der Igelstation
Igel sind geschützte Tiere und daher ist es verboten, Stachlis in Eigeninitiative zu überwintern. Nach Absprache mit dem kantonalen Tierheim oder einer Igelstation darf man es trotzdem. Viele Tiere werden immer wieder falsch gefüttert oder mit Kuhmilch versorgt. Milchanteil, auch in Katzenmilch, kann für den Igel tödlich sein. Damit die Tiere richtig versorgt und kontrolliert werden, übernimmt die Igelstation in Ebikon verletzte und verwaiste Igel auf, pflegt und umsorgt sie, bis sie wieder stabil sind. Danach werden Aussenplätze gesucht, damit die Station weiterhin Kapazität für neue Igelpatienten hat. Stark verletzte oder sehr kranke Tiere werden erlöst. Nach der Versorgung, wenn die Igel wieder gesund sind, ist es optimal, den Igel am Fundort wieder auszuwildern. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn im Umfeld von 1,5 bis 2 km keine stark befahrene Strasse ist. Für die Wiederaussetzung müssen es weitläufige, naturbelassene Gebiete sein. So ist es möglich, dass wenn ein Igel nahe einer Strasse gefunden wurde, eine andere igelfreundliche Zone gesucht wird. Evelyne Noser bemüht sich auch an Orten, wo der Igel bereits selten vorkommt, wieder Tiere auszuwildern. Sie hat dies bereits schon geschafft, in solchen Gebieten eine neue Population aufzubauen.

Igelbegegnungen – richtiges Verhalten
Der Igel hat im Winter schlechte Lebensbedingungen und geht deshalb in den Winterschlaf, um die kalten und nahrungsarmen Wintermonate zu überleben. Der Durchschnittsmonat, in dem sich die Stacheltiere für den Winterschlaf verziehen, ist der November. Zuerst verschwinden die männlichen Tiere. Igelinnen und Jungtiere verziehen sich etwas später, da diese zuerst das Gewicht erreichen müssen, um für den Winterschlaf gerüstet zu sein. Die Igel bleiben meist bis März/April im Winterschlaf und erwachen dann langsam. Manche Igel erwachen während des Winterschlafes durch wärmere Temperaturen. Dies wird ihnen meist zu einem tödlichen Verhängnis, da sie keine Nahrung finden.

Wer jetzt noch oder auch im Winter einem Igel begegnet, sollte diesen richtig anschauen und kontrollieren. Ein gesundes Körpergewicht für den Winterschlaf sind je nach Gegend 600 Gramm bis zu einem Kilo. Auch sollten torkelnde, stark atmende Tiere untersucht und insbesondere auf Madenbefall kontrolliert werden. Maden quartieren sich sehr gerne in der Leistengegend oder unter den Achseln ein und bedeuten für den Igel einen qualvollen Tod. Grundsätzlich ist es ratsam, einen gefundenen Igel einem Tierarzt zu zeigen oder in der Igelstation Auskunft einzuholen, gegebenenfalls vorbeibringen.

Igelfreundlicher Garten
Gesunde, ausgewachsene Igel können in igelgerechten Gärten problemlos ohne menschliche Hilfe überwintern. Wichtig hierbei ist, dass die Gärten im Herbst nicht ganz vom Laub befreit werden und auch unter Sträuchern und Hecken nicht alles Gras geschnitten wird. Laub- und Asthaufen bieten dem Igel einen Unterschlupf, um sein Nest für den Winter zu bauen. Wichtig dabei ist, dass diese Haufen in östlicher/nordöstlicher Richtung des Gartens liegen, da die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr Igelplätze im Westen/Süd-Westen stark erwärmen und die Igel dadurch viel zu früh erwachen. Ein nicht ganz aufgeräumter Garten bietet auch anderen Wildtieren wie Blindschleichen, Kröten, Vögeln und Eichhörnchen ein schönes Zuhause und lockt die Tierwelt an. Die ersten Frühjahrsarbeiten sollten mit Vorsicht angegangen werden. Es empfiehlt sich, bei Arbeiten mit elektrischen Geräten zuerst den Garten abzusuchen, um keine Igel oder andere Tiere zu verletzen. Wer einen Igel als Gast in seinem Garten möchte, sollte diesen nicht komplett aufräumen und einige Ecken ganz der Natur überlassen.

Für weitere Auskünfte oder Hilfe für Igel: Igelstation Ebikon, Evelyne Noser, 076 530 64 79

Alexandra Achermann, www.tierisch-natuerlich.ch

In der Igelstation werden verletzte und verwaiste Tiere versorgt, bis sie bereit sind für das artgerechte Leben in Freiheit.

Evelyne Noser investiert seit über 30 Jahren fast ihre gesamte Freizeit für die Igel.