Naturfreunde Oberfreiamt besuchten St. Gallen

Der Erker in der St. Galler Altstadt zeugt von Reichtum. Bild zVg.

Am 30. November besuchten die Naturfreunde Oberfreiamt St. Gallen. Der Ausflug stand unter dem Thema von der Stickerei zur Präzisionsindustrie

pd/Red. Oberfreiamt. Das überaus pompöse und für die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts übergross gebaute Bahnhofgebäude widerspiegelte den damaligen Optimismus der Textilindustrie. Die Einwohnerzahl vervierfachte sich in kurzer Zeit. St. Gallen war die Welthauptstadt, was die Leinen- und Spitzenstickerei betraf. Mit dem ersten Weltkrieg, der darauffolgenden weltweiten Rezession und der aus der Mode gekommenen Stickereien ging es rapide abwärts. Zeitzeugen monumentaler Geschäftsgebäude sind nicht zu übersehen.

Die gespaltene Stadt im Mittelalter

Im Gegensatz dazu zeugt die schmucke Altstadt mit den verwinkelten Gässchen und vielen Erkern vom Reichtum im Mittelalter und verweist auf die Gespaltenheit in der Glaubensfrage. Mit dem Arzt und Reformator Vadian wandte sich die Stadt 1566 dem reformierten Glauben zu. Da der Fürstbischof aber mit seinem Dom und den Bauten inmitten der Stadt einen grossen Kirchenbezirk besass, wurde dieser mit einer neun Meter hohen Mauer rundum abgegrenzt. Barockkirche und Stiftsbibliothek gehören heute zum Weltkulturerbe.

Ein Kulturraub im Villmergerkrieg

In der Stiftsbibliothek fand unter vielen Exponaten der grosse Globus besondere Aufmerksamkeit, weil er erst vor kurzem noch für Gesprächsstoff sorgte. Im zweiten Villmergerkrieg, als Zürcher und Berner 1712 das Kloster plünderten, wurde er nach Zürich entführt und wird im Landesmuseum aufbewahrt. Vor zehn Jahren flammten die interkantonalen Differenzen zwischen Zürich und St. Gallen erneut auf und endeten nach in einem zehnjährigen Kulturgüter-Krieg.Schliesslich einigte man sich darauf, dass Zürich ein originalgetreues Duplikat erschuf und dieses den St. Gallern übergab.