Zwei Rontaler an der Hubschrauber-WM in Russland

Jens (vorne) und Adrian Larsen in voller Aktion mit ihrem Ro 22. Foto zvg

Obwohl sie als reine Amateure erst seit sechs Jahren leidenschaftlich das Hobby Helikopterfliegen pflegen, sind Vater Jens (55) und sein Sohn Adrian (28) Larsen aus Dierikon sogar für die Profis zu einem Begriff geworden. An der 14. Hubschrauber-WM im russischen Drakino zeichneten sie sich als bestes Schweizer Team aus.

ro. Im Rahmen eines lockeren Gesprächs am Mittagstreff des Gewerbevereins Ebikon vom 6. September 2012 erfuhr der Schreibende, dass Jens Larsen, Inhaber der Firma Larsen + Co. Maschinenbau, an der Pilatusstrasse 9 in Dierikon als Hobby leidenschaftlich das Helikopterfliegen ausübt. Als er dann so nebenbei die Bemerkung machte, dass er mit seinem Sohn Adrian an der Hubschrauber-WM im August in Russland teilgenommen hat, war die journalistische Neugierde geweckt. An einem kleinen viereckigen Tisch (sozusagen Helikopterverhältnisse!) ergaben sich in einem lockeren Gespräch interessante Aspekte, welche an ein kleines Wunder grenzen.

Helikopter-Ära begann in Perlen
Schon als junger «Giel» interessierte sich Jens für den Bereich Helikopter. Kein Anlass fand praktisch ohne ihn und seine Familie statt. Dieser Virus übertrug sich auch auf Sohn Adrian. Auslöser zur eigentlichen Helikopter-Ära bildete die Basis «Easy-Copter» hinter der Schilliger Holz AG in Perlen. Dort erlernten die beiden das Helikopter-Handwerk von Grund auf. Die Profis erkannten vor allem das Talent von Adrian und rieten ihm, die Prüfung als Helikopter-Pilot auf dem Robinson R22 zu absolvieren. Das machte Adrian 2005 mit Erfolg. 2006 folgte (fast selbstverständlich) Vater Jens. Beide chartern jeweils bei der Flugschule Airport Helicopter in Beromünster den Heli für sich und für flugbegeisterte Passagiere. Um die Lizenz aufrechtzuerhalten, müssen sie jedes Jahr einen Checkflug mit einem Experten absolvieren.

Wunsch nach höheren Ansprüchen
Obwohl Hansruedi Müller als Besitzer der Helikopter Flugschule in Beromünster die Talente der beiden Larsen anerkannte, lächelte er doch ein wenig auf den „Stockzähnen“ als Jens und Adrian ihm offenbarten, sie möchten bei den CH-Meisterschaften mitmachen. Grosszügig gab er ihnen eine Chance und unterstützte sie mit wertvollen Tipps. Als die beiden „Amateure“ an den Schweizer Meisterschaften 2010 in Grenchen den 4. Rang erreichten, öffneten sich die Helikoptertore für höhere Ansprüche. Im Juni 2011 flogen sie nach Bamberg Deutschland, um an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Dort erreichten sie den 3. Platz in der Juniorenwertung (unter 250 Stunden Gesamtflugzeit). Um überhaupt an solchen Meisterschaften teilzunehmen, sind sie auf Sponsoren angewiesen.

Ein reines Familienteam
Die Teilnahme an Wettbewerben braucht minutiöse Vorbereitungen und auch einen entsprechenden Trainingsplatz. Bei den jeweils zweistündigen Trainings waren auch die beiden Frauen Alice und Mathild unentbehrliche Helferinnen. Während Alice von aussen die Flugbewegungen beobachtete und Tipps über Funk gab, hielt Mathild die Manöver fotografisch und per Video fest. So konnten die Flugmanöver nachträglich besprochen und optimiert werden.

Abenteuer Russland
„Der verheissungsvolle Auftakt in Grenchen und der 3. Platz in Bamberg machte uns Mut, um an der 14. Helikopter Weltmeisterschaft teilzunehmen“, sagt Jens aufgestellt, und Adrian ergänzt: „Diese fanden vom 19. bis 24. August 2012 im russischen Städtchen Drakino, etwa 80 Kilometer von Moskau entfern, statt.“ Angemeldet hatten sich 50 Teams aus elf Nationen. Die beiden Dierikoner flogen mit einem Linienflugzeug nach Moskau und mit dem Bus in knapp zwei Stunden weiter nach Drakino. Dort nahmen sie den gecharterten Helikopter Robinson R22 (identisch mit dem Trainingshelikopter) in Empfang und Adrian absolvierte mit einem russischen Fluglehrer den erforderlichen Checkflug.

Sehr anforderungsreiche Prüfungen
Die schlechten Wetterbedingungen und die total andere Topographie stellten an alle Piloten (ausser den russischen Crews!) harte Anforderungen. Die 50 Teams (vier aus der Schweiz) mussten sich in vier verschiedenen Disziplinen (siehe Box) bewähren, wobei vor allem neben der Präzision die Zeit eine entscheidende Rolle spielte. Adrian als Pilot und Jens als Co-Pilot entpuppten sich als einzigartig eingespieltes Duo. «Die Kommandos müssen haargenau stimmen», bemerkt Jens. Und Adrian ergänzt: «Und ich als Pilot muss sekundengenau reagieren.» Gegenüber den Berufspiloten aus Russland und den Ostländern hatten die beiden «kleinen» Schweizer natürlich keine Chancen. «Aber wir sind stolz, mit der Schweiz den 5. Rang im Länder-Wettbewerb und im Einzel den 39. Rang erreicht zu haben. Ausserdem waren wir die besten Schweizer und haben sogar den amtierenden Schweizermeister geschlagen», halten Jans und Adrian mit leuchtenden Augen fest.

Die vier Disziplinen in Kurzform

Navigationsflug: Nach einer Flugvorbereitung von fünf Minuten muss die Crew ein definiertes Zielgebiet anfliegen und innerhalb dieses Raumes zehn ausgelegte Zeichen finden und in ein Formular übertragen (vergleichbar mit einem OL). Der Überflug der Ziellinie muss sekundengenau zur vorgeschrieben Zeit erfolgen.

Slalom: In eine vorgegebene Richtung muss ein Parcours von 12 Toren durchflogen werden. Der Co-Pilot hält dabei einen Eimer, welcher mit Wasser gefüllt werden muss, an einem fünf Meter langen Seil. Zuletzt wird dieses auf elf Meter verlängert und der Eimer sollte haargenau auf einem kleinen runden Tisch in die Mitte platziert werden.

Präzisionsflug; Bei diesem Schwebeflug fliegt der Helikopter in gleichbleibender Höhe und Achse einen quadratischen Kurs ab. Unter dem Helikopter befinden sich zwei Ketten mit unterschiedlicher Höhe. Während die Längere permanent Bodenkontakt haben muss, darf die Kürzere dabei den Boden nie berühren. Danach erfolgt eine Präzisionslandung.

Fender: Bei unterschiedlichen Seillängen von 4, 6 und 8 Metern muss ein 7,5 kg schwerer Fender schnellstmöglich und ohne Berührung in drei verschiedenen Tonnen versenkt werden. Alle diese Prüfungen sind in einem sehr engen Zeitfenster zu absolvieren.

Jens (vorne) und Adrian Larsen in voller Aktion mit ihrem R 22.
Foto zvg

 

Adrian (l) und Jens zeigen stolz auf ihre Namen auf der Startliste.
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