Die Stiftung Speranza setzt sich für mehr soziale Ausgeglichenheit ein. Mit der Abteilung «Passerelle 50plus» soll den über 50-Jährigen die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt vereinfacht werden. Wir sprachen mit deren Leiter, Markus Blättler.
esa. Über 50-Jährige haben es schwer bei der Arbeitssuche. Oftmals spielt der Jahrgang eine (zu) grosse Rolle bei den Arbeitgebern, was der älteren Generation die Stellensuche zusätzlich erschwert. Die Stiftung Speranza hat mit sich mit ihrer Abteilung «Passerelle 50plus» das Ziel gesetzt, Arbeitssuchenden, welche das 50. Lebensjahr überschritten haben oder aufgrund ihres Alters kaum noch eine Stelle finden, unter die Arme zu greifen. Dabei forcieren die Verantwortlichen auch ein Mandat des Kanton Luzerns für die Arbeitsvermittlung der über 50-Jährigen. Der «Rontaler» hat bei Markus Blättler, Leiter Passerelle 50plus, nachgefragt, wie die Ausgangslage für die Arbeitssuchenden über 50 Jahren aussieht und welche Rolle die Stiftung Speranza dabei spielt.
Nachgefragt

Welches sind die Hauptgründe, wieso sich für über 50-Jährige die Arbeitssuche erschwert?
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es primär an der Bereitschaft der Unternehmungen liegt, nicht oder selten auf Bewerbungen der 50plus-Generation einzugehen. Das weist darauf hin, dass offenbar Firmen einen Unterschied machen, ob jemand bei ihnen angestellt und über 50 ist, oder ob sich jemand um die 50 auf eine offene Stelle meldet. Die erste Hürde bei der Stellensuche ist die Tatsache, dass der Jahrgang ein Vorselektionsmerkmal ist. Das heisst, nach wie vor wird bei einer grösseren Anzahl Bewerbungen ziemlich bald nach dem Jahrgang ausgeschieden. Wer einmal auf dem falschen Stapel ist, der oder die ist weg vom Fenster, bzw. von der Chance, zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Die Betroffenen kommen also sehr selten dazu, sich mit ihrer Persönlichkeit und ihren Fähigkeiten zu präsentieren.
Sind über 50-Jährige zu teuer für den heutigen Arbeitsmarkt? (Stichwort: Lohn)
Was heisst hier zu teuer? In der Frage steckt schon der falsche, oftmals gängige und meines Erachtens falsche Ansatz. Als Arbeitgeber muss ich mir doch die Frage stellen: Was kriege ich mit diesem neuen Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin für dieses Geld? Richtig ist doch die Betrachtungsweise: Welche Stärken hat jemand und wie können diese bei einer besonderen Stelle wirkungsvoll in den Vordergrund gerückt werden. Es ist doch immer noch so, dass Arbeitgeber Leute aufgrund dessen einstellen, was sie können und nicht aufgrund dessen, was sie nicht können.
Welches sind die Hauptprobleme, mit denen sich die heutigen Arbeitsvermittlungsstellen (z.B. RAV) konfrontiert sehen, wenn es um die Vermittlung von über 50-Jährigen geht?
Es fehlen die Ressourcen! Es liegt nicht am Können oder Wollen, sondern an der Zeit, denn die RAV-Beratenden haben zusätzlich eine Vielzahl von gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben zu erledigen, die nichts mit Vermittlung zu tun haben. Die Gruppe der über 50-Jährigen benötigt aufgrund der oben geschilderten Umstände einen anderen Zugang zum Arbeitsmarkt.
Die Stiftung Speranza will von den Kantonen das Mandat, die Arbeitsvermittlung für die über 50-Jährigen zu unterstützen. Wieso eigentlich?
Volkswirtschaftlich und sozialpolitisch können wir es uns doch nicht leisten, dass Menschen aufgrund ihres Alters und während eines Drittels der gesamten Erwerbsdauer als «nicht mehr zu gebrauchen» abgestempelt werden. Überall spricht man vom Fachkräftemangel jetzt oder in Zukunft, aber wenn sich Fachkräfte melden, werden sie wegen ihres Jahrganges nicht positiv wahrgenommen. Als Stiftung Speranza können wir mit der Dienstleistung Jobintegration Passerelle 50plus hier konkrete Unterstützung anbieten.
Die Fragen stellte Elia Saeed