Elia seit

Elia Saeed, redaktioneller Leiter. Bild Lars de Groot

Die vergangenen Tage und Wochen waren geprägt von Wahlentscheidungen. In Frankreich übernehmen sozialistische Kräfte das Ruder. In Deutschland sorgt eine Partei namens «Piraten» für eine Überraschung nach der anderen. Und in Russland ergreift trotz starker Opposition der ehemalige KGB-Chef Vladimir Putin wieder einmal die Macht. Wer Bilder von der Amtseinführung Putins gesehen hat, fühlt sich schnell wieder in das Zarenreich zurückversetzt. Für Kenner des Kremls schon vor der Wahl klar, dass der neue Präsident ein Altbekannter sein wird. Er selbst sieht sich womöglich sogar als Hoffnungsträger, der als Einziger dazu fähig ist, die Probleme seines Landes in den Griff zu kriegen. Dass er selbst für die meisten Krisen seines Volkes verantwortlich ist, bleibt Nebensache. So etwas nennt man das Syndrom des pyromanischen Feuerwehrmannes. Selbst ein Feuer legen, um danach zu verkünden, dass man die einzige Person ist, welche in der Lage ist, es zu löschen. Oftmals akzeptieren die Leidtragenden sogar das vermeidlich rettende Angebot. Aus dem einfachen Grund, dass keine wirkliche Alternative besteht. Beste Beispiele für Symptome solch eines Syndroms liefert die Europäische Union, welche genau auf diesem Prinzip aufgebaut ist. Alles basierend auf dem Nährboden der Alternativlosigkeit. Denn wer will sich schon verbrennen, indem man sich selbst als Alternative anbietet? Zu gross scheinen die Gefahren, dass man als Häufchen Asche endet. Dieser Mangel an Alternative breitet sich sogar bis in die Schweiz aus. So zum Beispiel im kommunalen Wahlkampf der letzten Wochen. Die Luzerner Gemeinden hatten die Möglichkeit, ihre politischen Vertreter zu wählen. Auch hier waren vielerorts schon vor dem letztendlichen Urnengang die Sitze dank fehlender Alternativen verteilt. Bleibt nur zu hoffen, dass hier im Notfall genügend Feuerlöscher bereitstehen und die zunehmende Alternativlosigkeit nicht als Brandbeschleuniger wirkt.