ro. Vor kurzem veröffentlichte das bekannte Magazin Reader’s Digest eine interessante Konsumentenstudie, welche Aufschluss über die vertrauenswürdigsten Berufe in Europa und speziell in der Schweiz gibt. Befragt wurden in 15 Ländern 27‘467 Personen, davon 1506 in der Schweiz.
Die Rangierung der vertrauenswürdigsten Berufe regt zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken an. Allzu ernst darf man die Aufschlüsselung schon wegen der breiten geografischen Streuung nicht nehmen. Zu unterschiedlich sind vor allem in den 15 erfassten europäischen Staaten die gesellschaftlichen und politischen Strukturen. Aber eines ist sicher wie das Amen in der Kirche, vertrauenswürdig sind primär Berufsgattungen, welche den Menschen in der Not, das heisst bei Katastrophen, Unfällen, Krankheiten, Kriminalität usw., zur Seite stehen. Und man hat das Gefühl, es werde immer schlimmer auf der Welt.
So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten fünf Ränge, sowohl in Europa wie der Schweiz, praktisch identisch sind. An der Spitze stehen die Feuerwehrleute mit dem hohen Wert von 93% (CH 94%). Danach folgen die Krankenschwestern, Piloten, Apotheker, Ärzte. Interessant ist, dass die Landwirte bereits auf dem 6. Platz folgen. Zweifellos kommt der Aufgabe dieser Berufsgattung im Zeichen der europaweiten Wirtschaftskrise hinsichtlich Nahrungssicherung eine besondere Bedeutung zu! Unterschiedlich bewertet werden die Polizisten (7.). Während sie in der Schweiz mit beachtlichen 81% bewertet werden, fällt der Faktor in Europa auf 59%. Das mag mit den vielen Streiks und Demonstrationen in gewissen europäischen Staaten zusammenhängen, bei denen vielfach die Polizei zum «Sündenbock» gestempelt wird! In der Schweiz hat die Polizei meistens «nur» bei Krawallen in Zusammenhang mit Fussballmatchs einzugreifen. Haben deshalb die Fussballspieler in der Schweiz nur einen «Stellenwert» von 21%, in Europa sogar nur einen von 19%?
Mit einem gewissen Schmunzeln, aber auch mit einem grossen Fragezeichen nimmt der Schreibende die «Klassierung» der Politiker zur Kenntnis. In der Schweiz nehmen sie den drittletzten Platz (24%) und in Europa mit nur 8% sogar mit grossem Abstand den letzten Platz ein! Die «Besserklassierung» in der Schweiz ist sicher darauf zurückzuführen, dass die Politiker noch eine gewisse Volksnähe praktizieren. Das ist in Europa nicht mehr der Fall. Aber eben: Die vielfach unverständlichen und von Interessenkonflikten behafteten Entscheide machen dem «Fussvolk» immer mehr zu schaffen. Hier haben die Politiker einen grossen Nachholbedarf (auch hinsichtlich beruflicher Qualitäten), sonst werden sie einfach einmal «abgeschafft»…
Erstaunt ist der Schreibende ob der Rangierung der Journalisten. Sie liegen mit 31% in der Schweiz im unteren Drittel der Tabelle. In den europäischen Ländern erreichen sie sogar nur 28%. Klar gibt es wie überall schwarze Schafe. Aber Journalisten braucht es. Wenn es sie nicht gäbe, wären viele gesellschaftlichen und politischen Skandale nicht aufgedeckt worden. Der Schreibende ist deshalb der Auffassung, dass die Journalisten diese Rangierung sogar als Kompliment betrachten. Wären sie in den ersten Rängen, würde etwas mitihrer Arbeit nicht stimmen!
Zur Tabelle: In % der Wert für «sehr hohes» bzw. «ziemlich hohes» Vertrauen. Antworten zu 20 vorgegebenen Berufen. Basis: 27‘467 Befragte in 15 europäischen Ländern, davon 1506 Befragte in der Schweiz.
Rang | Beruf |
Schweiz |
Europa |
1. | Feuerwehrleute |
94% |
93% |
2. | Krankenschwestern |
92% |
85% |
3. | Piloten |
92% |
88% |
4. | Apotheker |
91% |
83% |
5. | Ärzte |
89% |
81% |
6. | Landwirte |
82% |
76% |
7. | Polizisten |
81% |
59% |
8. | Lehrer |
75% |
73% |
9. | Meteorologen |
63% |
59% |
10. | Richter |
63% |
44% |
11. | Taxifahrer |
56% |
45% |
12. | Rechtsanwälte |
56% |
41% |
13. | Reiseveranstalter |
50% |
34% |
14. | Priester, Pfarrer |
45% |
38% |
15. | Gewerkschaftsführer |
35% |
23% |
16. | Journalisten |
31% |
28% |
17. | Finanzberater |
26% |
28% |
18. | Politiker |
24% |
8% |
19. | Fussballspieler |
21% |
19% |
20. | Autoverkäufer |
19% |
16% |