Elia seit

Elia Saeed, redaktioneller Leiter. Bild Lars de Groot

In meinem Kopf gibt es einen Kommentator. Der kommentiert ständig. Praktisch nichts bleibt kommentarlos. Ständig urteilt der Kommentator über dieses oder jenes. Scheint immer zu wissen, ob etwas gut oder schlecht ist. Dafür hat er einen Bewertungsbogen, selbst gefertigt aus Erinnerungen und von aussen angeeignete Meinungen und Normen. Wenn er nicht weiter weiss, lässt er andere kommentieren und schliesst sich an, sofern sie sein Weltbild bestätigen. Grundsätzlich hat der Kommentator im gegenwärtigen Moment nichts zu tun. Deshalb beschäftigt er mich andauernd mit der Vergangenheit und der ersonnenen Zukunft. Das manifestiert sich dann im Denken. Und ein Teil von mir identifiziert sich durch die ständige Wiederholung dann auch noch mit diesem Denken und glaubt dann, ich zu sein. Ich nenne diesen Teil Ego (griech. und lat. für Ich). Im Ego bin ich abgekapselt und glaube tatsächlich, dass mein Leben nichts mit «der Welt da draussen» zu tun hat. Dann und wann aber erlebe ich den Moment bewusst und werde Zeuge davon, wie mein Leben andere Menschen beeinflusst und dadurch den Lauf der Welt mitgestaltet. Das Denken, ob das, was man tut, richtig oder falsch ist, kann lähmend sein. Denn obwohl im Denken die essenzielle Kraft der Kreativität verborgen ist, wird wahres Wissen nicht dort geboren. Im Denken wird es lediglich angewandt. Nur das Sein bzw. Tun birgt den Pfad zum Wissen. Denken schraffiert eine vage Wegbeschreibung davon und verliert sich dabei meist in der Interpretation. Da hilft es mir, wenn ich mir bewusst werde, dass ich im Jetzt die Zukunft erschaffen kann und die Vergangenheit vorbei und unveränderlich ist. Im jetzigen Moment liegt die Macht, eine völlig neue Perspektive auf die Vergangenheit zu gewinnen und dadurch die Bewusstseinsrichtung für die Zukunft zu verändern.