Bruno Amstad ist ein Selfmade-Ausnahmetalent, einer der raren Jazzsänger der Schweiz. Durchlässig zwischen organischen Stimmen und elektronischen Kraftwerken entfacht er die ganze Schönheit emotionaler Musik.
Der Sänger und Stimmkünstler begann in den 80er Jahren in verschiedenen Rock-, Funk-
und Soul-Bands zu singen. Aus Mangel an Gesangslehrern in dieser Sparte erarbeitete er
sich verschiedene Gesangstechniken autodidaktisch. Das Experimentieren mit der Stimme ist dadurch zu einem festen Bestandteil in Amstads Schaffen geworden. In den 90ern entdeckte er seine Liebe zur Improvisation, spielte in diversen Besetzungen nun vermehrt im Jazzbereich und begann seine Stimme bis an die Grenzen auszuloten.
Beachtung fanden seine unverwechselbaren stimmlichen Qualitäten bei Christy Doran’s
New Bag wie bei zahlreichen anderen Projekten in den Schallgrenzen von zeitgenössischem Elektronik-Jazz, Noise und freier Improvisation. Amstad gehört zu den wenigen Sängern, die ihre Stimme nebst konventionellem Gesang auch als Instrument verstehen, und die schier unendliche Vielfalt der Stimme voll ausloten. Inspiriert durch ethnische Gesänge aus verschiedensten Kulturen entwickelte Amstad bald eine eigene Sprache und somit seinen unverkennbaren Stil.
Ein wichtiges Element in Bruno Amstads Arbeiten bildet die Elektronik, die er in vielen
Projekten einsetzt. Mittels Live-Sampling der Stimme, kreiert er orchestrale Klangwelten,
satte Grooves und wummernde Bässe, die Fundament für seine stimmlichen Ausflüge
werden. Am Samstag 10. September steht Amstad mit einem elektronischen Equipment
exklusiv auf der Atelierbühne der Kultursonne Ebikon. Die Kunst, aus wenig viel zu schaffen, lässt sich bei Amstad, seinen Stimm-Verwandlungen und seinen Loop-Schichtungen geradezu anschaulich mithören. Seine Resonanzspektren wirken wie fliegende Teppiche, unter denen die Beats pulsen und das Publikum mit auf Reise geht.
Reto Bernhard