Karl Stampfli bringt Schiffe in die Flasche

Die Modelle entsprechen den Originalen in allen Details.

Karl Stampfli aus Honau liebt das Wasser und die Lüfte. In seiner Wohnung zeugen eine Reihe von Helikoptermodellen und Schiffe im Kleinformat von dieser Passion.

«Die Dampfschiffe auf dem Vierwaldstättersee», erzählt der Architekt, der ein eigenes Segelschiff besessen und auch schon den Atlantik überquert hat, «haben mich immer schon fasziniert.» Ihn begeistert die Sorgfalt, mit der die fünf Raddampfer gepflegt werden, und er findet, man müsste diese Attraktion auf unserem See viel mehr Menschen näher bringen. Um diesem Anliegen Rechnung zu tragen, nahm er nach seinem Rückzug aus dem Arbeitsleben ein Hobby auf, das er 40 Jahre zuvor schon begonnen hatte: er fertigt massstabgetreue Schiffe an.

Karl Stampfli war oft am Hafen oder in der Werft, studierte Bücher und fand schliesslich Grundrisspläne. Diese scannte er ein, bearbeitete und verkleinerte sie mit dem Computer und baute jedes Teilchen originalgetreu nach. Sehr zugute für die knifflige Kleinstarbeit kamen ihm dabei das professionelle Know-how sowie die zeichnerischen Fertigkeiten aus seinen vielen Berufsjahren. Mit viel Hingabe, der Liebe zum Detail und selbst konstruierten Werkzeugen entstanden auf diese Weise verschiedene Modelle. Der Massstab 1:420 erwies sich als ideal, um die kleinen Kunstwerke in eine Flasche zu bringen. Karl Stampfli knüpfte damit an eine über 300-jährige Tradition vor allem aus Deutschland an. Die sogenannten Buddelschiffe werden sehr treffend auch als Geduldsflaschen bezeichnet.

Geduld braucht es zum Bau eines Buddelschiffs tatsächlich. Überdies ist Erfindergeist gefragt, denn die Modelle müssen zusammenklappbar sein, damit sie durch den engen Flaschenhals gebracht werden können. Mittels Fäden werden die Teile im Bauch wieder entfaltet und in die richtige Position gebracht. Rund eine Woche arbeitet Karl Stampfli jeweils an einem Schiff. Fast noch schwieriger sei es allerdings, erzählt er, eine passende Flasche mit einem etwas breiteren Hals zu finden. Er durchstöbert dafür die Brockenhäuser und hat sich auch schon überlegt, bei der Glasi Hergiswil Flaschen produzieren zu lassen. Mittlerweile hat er aber kleine Vitrinen entdeckt, in denen die Modelle mindestens so gut zur Geltung kommen.

Dem Honauer Hobby-Modellbauer ist es ein Riesenanliegen, die ganze historische Flotte im Kleinformat anzufertigen. Gerade ist das Flaggschiff, die «Stadt Luzern», fertig geworden. «Schiller» und «Gallia» liegen bereits vor. Nun fehlen nur noch «Uri» und «Unterwalden». Doch Schluss ist dann noch keineswegs. Die Raddampfer aus Eichenholz, die auf echtem Whisky schwimmen, oder die fünf Dampfschiffe aus Schokolade – solche und andere Vorstellungen schweben dem kreativen Macher vor. Dank manuellem Kopieren lassen sich einzelne Teile sehr gut reproduzieren, so dass es auch möglich ist, mehrere Exemplare eines Schiffs herzustellen, zum Beispiel für ein originelles Geschenk.