Haussanierung, wenn die Rohstoffe knapp sind

Rund 1,5 Millionen Gebäude in der Schweiz sind sanierungsbedürftig. Davon werden pro Jahr etwa 15’000 Gebäude saniert, das entspricht einem einzigen Prozent. Viele Eigentümer werden von den hohen Kosten und dem enormen Aufwand abgeschreckt. Allerdings bringt die Sanierung von Immobilien meist einen erheblichen finanziellen Wertzuwachs, welchen Sie mit einer Online-Immobilienbewertung überprüfen können. Dennoch überdenkt momentan so mach ein Liegenschaftsbesitzer seine Sanierungspläne. Der Grund findet sich in der aktuell vorherrschenden Rohstoffknappheit, welche die Baustoffe und infolgedessen auch die Sanierungen teurer macht. Alles, was Sie zum Thema Sanierung während der Rohstoffknappheit wissen sollten, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Weshalb sind die Rohstoffe knapp?

Die momentane Rohstoffknappheit ist rund um den Globus spürbar. Auch wenn gerne Sündenböcke gesucht werden, sind die Gründe vielfältig:

Krieg und Sanktionen in den Herkunftsländern

Ein nicht zu unterschätzender Teil des Zements, des Stahls, des Roheisens und der Bleche kamen ursprünglich aus der Ukraine oder aus Russland in die Schweiz. Beide Quellen sind momentan beinahe komplett versiegt. Die Lieferanten aus Russland dürfen den Grossteil ihrer Waren aufgrund der Sanktionen nicht mehr in die EU oder direkt in die Schweiz exportieren. Stahl- und Blechlieferungen aus der Ukraine sind währenddessen aufgrund des weiterhin andauernden Krieges nicht möglich: Die Produktion wurde grösstenteils gestoppt und bisherige Lieferungen können das Land nur schwer verlassen.

Der Mangel an Rohstoffen, welche auf dem Bau benötigt werden, führt weltweit zu steigenden Preisen.

Energiekosten

Auch die steigenden Energiekosten sind eine direkte Folge des Krieges in der Ukraine. Allerdings entwickeln sich die hohen Energiepreise zu einer eigenen Problematik. Die Energiekosten stehen am Anfang vieler Prozesse und machen dadurch so ziemlich alles in unserem Alltag teurer. Die teure Energie treibt die Produktionskosten in die Höhe und erhöht den Transport von Gütern und Personen. Diese Kosten werden an den Konsumenten weitergegeben, welche tiefer in die Tasche greifen muss, um sich etwas zu kaufen. Die Bevölkerung verlangt deshalb höhere Löhne, wodurch die Herstellungskosten weiter steigen; der Teufelskreis der Inflation schliesst sich. Von dieser Entwicklung sind auch Baustoffe, Sanierungsarbeiten und Immobilien nicht ausgenommen, wodurch sie teurer werden.

Probleme in den globalen Lieferketten

Die Problematik der globalen Lieferketten besteht schon seit dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie. Strenge Corona-Regimes, wie die chinesische Zero-Covid-Strategie, unterbrachen die Produktion von Baustoffen und verzögerten die Ausschiffung von Containerschiffen in Richtung Europa und Amerika. Dadurch wurden die globalen Lieferketten massiv gestört. Sie befinden sich nach wie vor noch nicht im Gleichgewicht. Der Krieg in der Ukraine hat das Problem noch zusätzlich verschärft.

Diese Baustoffe sind betroffen

Es gibt kaum ein Produkt, welches von der Teuerung verschont wird. Manche Baustoffe sind momentan jedoch besonders knapp:

Kunststoffe

Viele Kunststoffe werden in Fernost hergestellt, der Grossteil davon in der Volksrepublik China. Die strengen Massnahmen gegen die Verbreitung der Pandemie in China führten dazu, dass die Kunststoffproduktion gestört und der Transport unterbrochen wurde. Dies hat einen globalen Mangel zur Folge, welcher auch in der Schweiz zu steigenden Preisen für Kunststoff führte.

Metalle

Auch Metall ist momentan in vielen Ländern der Welt, knapp. Besonders akut ist der Mangel bei Stahlmatten, Stahlträgern, Baustahl, Blech, Kupfer und Roheisen. Die Hintergründe der Knappheit sind hier vor allem im Ukraine-Krieg begründet, da die Ukraine und Russland zu den wichtigsten Lieferanten dieser Metalle und Metallprodukte gehörten.

Holz

Die Preise des Rohstoffes Holz auf dem Weltmarkt waren im letzten Halbjahr auf Achterbahnfahrt. Zuerst stiegen die Kurse enorm, bevor sie im Frühjahr einbrachen und etwa um die Hälfte ihres Preises abstürzten. Zwischenzeitlich wurden Wertveränderungen von über 20 Prozent pro Tag registriert. Wie es mit dem Holzpreis weitergeht, steht in den Sternen.

Farbe

Farben und Lacke sind bei Gebäudesanierungen unverzichtbar. Leider haben sich auch hier die Kosten stark erhöht. Die Gründe hierfür finden sich zum einen in der Inflation und zum andern in der gestiegenen Nachfrage aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Auch die Probleme rund um Lieferungen aus Fernost und der Krieg in der Ukraine treiben die Preise hierzulande in die Höhe.

Lohnt sich eine Haussanierung momentan?

Ob sich eine Sanierung Ihrer Immobilie unter den aktuellen Umständen lohnt, ist eine individuelle Entscheidung. Dennoch gibt es einiges, was dafür – und einiges, was dagegen spricht.

Was sind die Vorteile einer Sanierung?

Eine Sanierung bringt verschiedene Vorteile mit sich. Der offensichtlichste Vorteil ist die Werterhöhung eines Hauses, wenn es saniert wird. Oftmals sind die Sanierungskosten tiefer als die daraus resultierende Wertsteigerung des Hauses. Gerade, wer einen Verkauf plant, für den kann sich eine Sanierung besonders lohnen. Die Immobilienbewertung fällt in der Schweiz bei sanierten Gebäuden in der Regel um einiges besser aus. Allerdings gibt es nicht nur finanzielle Gründe, welche für eine Sanierung sprechen; eine Sanierung bringt das Gebäude auf den neuesten Stand und kann den Wohnkomfort massiv steigern. Auch die Energieeffizienz erhöht sich durch eine Sanierung, wodurch das Gebäude nachhaltiger und umweltschonender wird.

Ist eine Haussanierung zu teuer?

Die Kosten einer Sanierung sind in letzter Zeit angestiegen – das ist unbestritten. Die Baustoffe, die Energie und die Sanierungsarbeiten an sich, haben sich verteuert. Im Vergleich zum Ausland hält sich die Teuerung in der Schweiz allerdings noch in Grenzen. Trotzdem ist ein grösseres Budget gefragt, welches nicht alle zur Verfügung haben. Ob Sie sich eine Sanierung noch leisten können, oder ob eine Sanierung zu teuer ist, hängt davon ab, welche finanziellen Mittel Ihnen zur Verfügung stehen.

Nicht nur Sanierungen, sondern auch die Immobilienpreise sind in der Schweiz weiter gestiegen. Daher lohnt sich eine Sanierung in den meisten Fällen auch weiterhin.

Soll ich mit der geplanten Sanierung abwarten?

Immobilienbewertungen in der Schweiz ergeben, dass die Immobilienpreise, trotz Leitzinserhöhung, weiter steigen. Doch auch das schweizer Preisniveau als Ganzes wird sich vermutlich weiter erhöhen. Dadurch könnten sich Sanierungen und Baustoffe auf kurz- bis mittelfristige Sicht weiterhin stark verteuern. Ob Abwarten jetzt eine zielführende Strategie ist, ist fraglich. Es kann gut sein, dass Sanierungen noch teurer werden und Sie sich mit der Strategie des Abwertens ins eigene Bein schiessen. Dennoch ist eine Rezession mit sinkenden Preisen auch in der Schweiz nicht ausgeschlossen. Eine Rezession würde jedoch hierzulande nicht nur zu günstigeren Sanierungen, sondern möglicherweise auch zu sinkenden Liegenschaftspreisen führen.