Andere Länder, andere Sitten: Das gilt auch in Sachen Glücksspiel. Damit das Zocken sich nicht als unkalkuliertes Risiko entpuppt, sobald die Grenze nach Deutschland oder Österreich überschritten wird, sollte deshalb ein Blick auf die Gesetzeslage geworfen werden. Die Unterschiede sind zwar überwiegend klein, aber wichtig.
Eine Gemeinsamkeit der gesamten Region ist die wachsende Popularität von Internet-Glücksspiel, von Fußballtipps und Lotterien bis zu klassischen Casinospielen.
Online Spielautomaten und anderes Glücksspiel sind dabei für die staatlichen Kassen längst zuverlässige Einnahmequellen geworden. In der Schweiz wird für 2025 ein Umsatz von umgerechnet 460 Millionen US Dollar allein in den Online-Casinos erwartet. Online-Lotterien werden laut Prognosen im Jahr 2025 einen Gesamtumsatz von 450 Millionen US Dollar erzielen, und Online-Sportwetten werden auf 540 Millionen US Dollar prognostiziert. Im kommenden Jahr sollen die Summen 480, beziehungsweise 470 und 560 Millionen Dollar steigen.
In der Schweiz ist das Online-Zocken seit 2019 im Geldspielgesetz geregelt. Zugelassen sind Glücksspiele im Internet allerdings nur, wenn sie von einem der Schweizer Casinos mit einer aufs Internet-Zocken erweiterten Lizenz angeboten werden. In der Eidgenossenschaft nicht erlaubte Spiele sind auf diesen Webseiten gesperrt. Um in der Schweiz in einem der hier lizensierten Online-Casinos spielen zu dürfen, müssen die Zocker zudem einen Wohnsitz im Land, eine Aufenthaltsbewilligung oder einen Schweizer Pass besitzen.
In Österreich werden die Bedingungen etwas lockerer gehandhabt. Die Vergabe für Online-Lizenzen liegt bei der Casino Austria AG. Weil diese deutlich mehr Genehmigungen erteilt als die Schweizer Behörden und diese nicht auf die einheimischen Spielbanken beschränkt sind, ist die Auswahl an Online-Casinos größer. Im Gegenzug sind weniger landbasierte Casinos zu finden.
Was die Art des Spieleangebots betrifft, so sind diese in Österreich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Wetten und Spiele, die in einer Region erlaubt sind, können schon wenige Kilometer weiter verboten sein oder nur zu streng geregelten Uhrzeiten angeboten werden.
Am striktesten sind die Regelungen rund ums Online-Zocken in der Bundesrepublik Deutschland. Erst seit dem Sommer 2021 sind Online-Casinos in Deutschland flächendeckend legalisiert worden. Um allerdings im Internet legal zocken zu dürfen, müssen die Online-Anbieter eine Lizenz aus der Bundesrepublik besitzen. Während in der Europäischen Union gilt, dass die Genehmigung aus einem der Mitgliedsländer stammen muss, bestehen die Länder in der D-A-CH-Region auf einer einheimischen Lizenz.
Das dient sowohl dem Schutz der Zocker wie auch den öffentlichen Einnahmen. Die Lizenz ist nämlich automatisch mit dem offiziellen Firmensitz verbunden und der bestimmt sowohl über Steuern und Abgaben wie auch über den Rechtsstand. In Deutschland ist eigens eine neue Aufsichtsbehörde zur Kontrolle von Online-Casinos eingerichtet worden.
Im Gegensatz zu Österreich sind zwar die gleichen Spiele in ganz Deutschland erlaubt, aber die Auswahl ist vor allem bei den Sportwetten geringer als in den Nachbarländern. Sporttipps, die mit dem eigentlichen Ereignis nichts oder nur am Rande zu tun haben, sind in der Bundesrepublik Deutschland nicht zugelassen. Damit sind so skurrilen Tipps wie auf die berühmt-berüchtigten Beißattacken, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Europameisterschaft 2016 für internationale Schlagzeilen gesorgt hatten, ein Ende gesetzt.
Live-Wetten, die noch nach dem Anpfiff abgegeben werden können, nachdem sich die Zocker einen ersten Eindruck von den Mannschaften verschafft haben, sind in Deutschland ebenfalls verboten. In der Schweiz hingegen zählen sie zu den bevorzugten Wetten bei vielen Tippern.
In allen drei Ländern steht der Jugendschutz obenan. Um sich bei einem Online-Glücksspielanbieter anmelden zu können, müssen Identität und Volljährigkeit nachgewiesen werden. In Deutschland wird zudem ein besonderes Augenmerk auf die möglichen finanziellen Folgen des Zockens und die Suchtprävention gelegt. Pro Person dürfen Online-Glücksspieler laut Gesetz maximal 1000 Euro im Kalendermonat riskieren.
Außerdem helfen Software-Algorithmen dabei, das Verhalten der Spieler zu überwachen. Wer vom gelegentlichen Besucher zum regelmäßigen Gast in einer Online-Spielbank wird oder durch riskante Einsätze auffällt, wird zu seiner eigenen Sicherheit geflaggt und in einer bundesweit geltende Sperrdatei registriert. Zocker können sich dort ebenfalls selbst eintragen, falls sie Angst haben, dass aus dem Freizeitvergnügen eine nicht ganz so erfreuliche Angewohnheit wird. Panikbuttons zur für sofort geltende 24 Stunden andauernde Eigensperren müssen laut dem deutschen Gesetzgeber ebenfalls vorhanden und leicht zu sehen sein.
Unterschiedliche Regeln gibt es auch für Zocker, die einen dicken Topf oder gar den Jackpot einstreichen. In Deutschland sind die Gewinne grundsätzlich steuerfrei, solange der Zocker nicht als Berufsspieler gilt. In der Schweiz gilt der maximale Steuerfreibetrag von 1 Million Schweizer Franken. Alles, was diese Summe übersteigt, muss in der Einkommenssteuererklärung angegeben und versteuert werden.
Feinheiten, die einen genaueren Blick lohnen, gibt es aber auch bei den einzelnen Anbietern. Selbst wenn die Spieleauswahl identisch ist, gibt es vor allem bei den Slots immer wieder kleine Unterschiede bei den Ausschüttungsquoten oder Bonusangeboten. So gering diese auch sein mögen, sie können sich rasch bemerkbar machen. Das gilt auch jenseits der heimischen Grenzen. Andere Länder, andere Sitten, andere Erlebnisse.