Daniel Scherz – Medienpaket – Kommentar zum LZ Artikel vom 01.02.2022

 

Daniel Scherz, Geschäftsführer und VR-Mitglied rontaler media ag 
Die LZ hat eine „Umfrage“ unter Verlegern zum Thema Medienpaket gemacht. Der Artikel macht den Anschein, dass sämtliche Verleger in der Zentralschweiz befragt wurden – der rontaler hat bis zum 01.02.2022 keine Anfrage für eine solche Umfrage erhalten.
Ich erlaube mir einen Kommentar:

Es braucht aus meiner Sicht nicht noch mehr „Fördergelder“ welche an Hürden und Gesetze gebunden sind, sodass nur bestimme Unternehmungen profitieren.
Bereits die Fördermassnahmen in der Vergangenheit dienen lediglich einem Zweck, indirekte Subvention der Schweizerischen Post, welche jedes Jahr teurer wird. Ebenfalls werden veraltete Geschäftsmodelle von eher grösseren Medienhäusern gefördert.

Nur so kann ich mir erklären warum das BAKOM unser Gesuch von 2021 abgelehnt hat.
Die Argumentation: 24 Erscheinungen sind zu wenig, kein Verkauf von Abonnements, zu kleine Auflage.
Es ist anzumerken, dass sich das BAKOM auf gesetzliche Grundlagen beruht. Diese wurden seinerzeit verabschiedet und sind explizit mit grossen Hürden und Kosten für die kleinen Verlage verbunden. Die Bemessungsgrade sind veraltet. Genau so will man mit dem neuen Mediengesetz weiterfahren – auf einer Basis die nicht mehr aktuell ist. Die Medienwelt hat sich schnell und stark verändert.

Bei der toll klingenden Medienförderung wird nicht etwa die lokale Relevanz bemessen, es geht lediglich darum, dass diejenigen gefördert werden, welche immer noch das alte Abo-Model betreiben und sich mit Inserateanrufen aus CallCentern und Rabattschlachten über Wasser halten.
Die Diskussion, ob eine Zeitung unabhängig ist oder nicht, steht für mich nicht im Raum. Vielmehr geht es darum, ob es tatsächlich die Idee eines Staates sein kann, veraltete Geschäftsmodelle mit Steuergelder zu subventionieren und dabei die Bemessungsgrade unfair zu verteilen. Gleichzeitig stelle ich die Frage, ob man nicht einfach einen Teil der Gelder ohne Umweg, der Schweizerischen Post zuschieben will, um dann die Preise für alle zu senken. Dieser Umweg kostet viel Geld und Bürokratie – gefördert wird lediglich die Schweizerische Post.

Lokalmedien (abhängig und unabhängig) sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Das Businessmodell bzw. die Finanzierung sollte aber unternehmerisch erarbeitet und nicht vom Steuerzahler mitfinanziert werden. Wenn Medien gefördert werden sollen, dann bitte mit fairen und gleichen Bedingungen für alle. Vielleicht müssen sich die Medien auch mal Gedanken über Ihre Geschäftsmodelle machen und von alten Zöpfen wegkommen – da kann ich nur empfehlen ohne (Förder-) Geld zu arbeiten, da wird man innovativ und muss die Schuld nicht den bösen Unternehmern aus Sillicon Valley geben. Denn auch da: Der Werbefranken fliesst mit Sicherheit auch ins Internet, aber eben auch zu Medienhäusern, die es verstanden haben innovativ zu sein (und trotzdem um Fördergelder buhlen). Die grössten Internetmarktplätze, Stellenplattformen, Autoplattformen usw. werden erfolgreich von Schweizer-Medienhäusern betrieben.

Wir Medien sind selbst Schuld an der aktuellen Situation und sollten auch ohne Staatshilfe wieder rauskommen. Wie schnell man befangen sein kann, zeigen ja die gewissen „Umfragen“….

Ich schaue gespannt auf den Abstimmungssonntag und hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung.

Artikel: Luzerner Zeitung