Kleidung, Lebensmittel, Elektronik, Bücher – heutzutage kann man fast alles online bestellen und sich bequem nach Hause liefern lassen. Ein Online-Bereich, der jetzt erst aus seinem Schönheitsschlaf erwacht, ist die Brillenbranche. Selbst grosse und bekannte Ketten wie Fielmann setzen noch auf den direkten Kundenkontakt und bieten auf dem Schweizer Markt keinen Online-Verkauf von Brillen an. Doch die Nachfrage wächst.
2012 trugen etwa zwei Drittel der Schweizer im Alter zwischen 15 und 74 eine Brille oder Kontaktlinsen. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Zahlen heute auf einem ähnlich hohen Niveau befinden.
Grund dafür sind zum einen die langen Arbeitszeiten vor dem Computer sowie immer mehr Erbkrankheiten, die sich auf die Augenleistung auswirken. Zum anderen werden Brillen immer öfter als Accessoire genutzt: Der Trend geht zur Zweit- oder Drittbrille. Und nicht zuletzt kann sich die Branche deshalb nicht über mangelnde Absatzahlen beklagen, weil die Schweizer Bevölkerung immer älter wird und entsprechend viele Menschen eine Sehhilfe benötigen.
Generell steigt ausserdem die Nachfrage nach Marken- und Designerbrillen. Besonders jüngere Kunden lassen sich diesbezüglich gern von Stars und Sternchen inspirieren und eifern deren Stil nach. Infolgedessen kreieren immer mehr Prominente eigene Produktlinien: Stilikone und Fussballweltmeister Jérome Boateng zum Beispiel vertreibt seine markanten Brillengestelle der Marke „JB“ bei Online-Optikern wie Edel-Optics. Neben Designerbrillen sehen Brillenhändler und Optiker aber auch im Bereich Sportbrillen für den Rad-oder Skisport sowie bei speziellen Brillen für die Arbeit am Bildschirm grosses Potenzial.

Stationärer Handel punktet mit Service, Online-Handel mit niedrigeren Preisen

Die tendenziell niedrigeren Preise bei Online-Händlern kommen vor allem dadurch zustande, dass ausführliche Beratung, Anprobe und Anpassung wegfallen. Und auch wenn die Online-Verkäufe derzeit noch überschaubare 3 bis 5 Prozent ausmachen, wie Christian Stebler, Präsident des Schweizer Optikerverbands berichtet, werden es Unternehmen, die nicht ins Online-Geschäft investieren, langfristig schwer haben. Zahlen zeigen, dass bereits jeder Vierte seine Linsen online erwirbt – solche Entwicklungen lassen diese Prognose auch für Brillenverkäufe zu. Zwar bemängeln viele Kunden derzeit noch die fehlenden Beratungsmöglichkeiten, doch virtuelle Anproben und der kostenlose Versand auch mehrerer Gestelle lassen den Online-Verkauf von Brillen immer attraktiver werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Bedeutung des Preisfaktors steigt, seitdem die Beiträge an Sehhilfen aus der Grundversicherung gestrichen wurden.


Bildrechte: Flickr Glasses collection 5 Jase Lam CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten