Grenzen des Föderalismus

Mark Pfyffer, Gemeinderat Gesellschaft & Soziales / Wirtschaftsförderung

Editorial

Grosse Informatikprojekte haben immer ihre Tücken: Seien es Komplexität, vage Zielsetzungen, Ressourcenmangel, Managementprobleme oder mangelnder Support der Firmenleitung. Erfahrungen aus meinen Projekten bei meiner früheren Tätigkeit im internationalen Umfeld zeigen, dass die genannten Faktoren oft zu hohen Kostenüberschreitungen oder sogar zum Projektabbruch führen. 

Seit anfangs 2023 bin ich in einem beratenden Gremium für den Fachbereich Prozesse und Informatik für den Verband der Luzerner Gemeinden tätig. Das Projekt «digitale Gemeinden» hat zum Ziel, den Bürgerinnen und Bürgern Gemeindedienstleistungen verstärkt digital bereitzustellen. Geplant ist die schrittweise Integration in das kantonale Serviceportal, das voraussichtlich in diesen Wochen verfügbar sein sollte. Ein Beispiel einer solchen Bürgeranwendung ist die digitale Bestellung von Wohnsitzbestätigungen über das Portal, inklusive Zahlungsoption via Kreditkarte oder Twint.

Trotz scheinbarer Einfachheit ist die Umsetzung hochkomplex: Viele Gemeinden verfügen über eigene Webseiten und Anwendungen, sind Dateneigentümer und benötigen individuelle Schnittstellen zum Serviceportal. Ohne einheitliche Lösung benötigt jede Gemeinde eine eigene Schnittstelle für die «einfache» Automatisierung. Das gilt für jede weitere Gemeindeapplikation. 

Während in Unternehmen die Geschäftsleitung über die Standardisierung bestimmt, sind Entscheide bei Gemeinden oder Kantonen politisch geprägt und erfordern in der Regel immens mehr Zeit und Geld. Das ist der Preis für den Föderalismus, welchen wir uns «noch» leisten können. Sind wir gespannt, wie es weitergeht.