Der Herbst steht vor der Tür – Na und?

Patrick Seiz, Drogist und Naturheilpraktiker, Drogerie Seiz, Buchrain. Bild zVg.

Gesundheitsratgeber

Steht etwas vor der Tür könnte es von Vorteil sein, sich darauf vorzubereiten. Der Herbst wird jedoch kaum einen wie auch immer gearteten Aktivismus hervorrufen. Heute versuche ich aufzuzeigen, dass der Herbst uns sehr wohl in Bewegung bringen kann/soll und warum sich einige Gedanken dazu gemacht werden können.

Vielleicht triggert uns der Herbst nicht etwas zu tun, weil er mit seinem farbigen Laubkleid und den goldenen Sonnenstimmungen meist als sehr angenehm empfunden wird und es darauf keine Vorbereitung braucht. Wir sind eingeladen zu geniessen. 

Herbst steht neben den wunderbaren Naturschauspielen beispielsweise auch für
ernten, vorbereiten, loslassen oder den Wechsel.

Ernten: Die Erntedankfeste finden im Herbst statt. Im Herbst wird geerntet, was Anfangs Jahr gesät dann gepflegt wurde. Dem übers Jahr Zeit gelassen wurde bis zum Zeitpunkt der Ernte zu reifen. Es folgt der Moment der Dankbarkeit für das was wir erreichen durften. 

Mir kommt es vor, dass wir fast vergessen haben, was es bedeutet, reifen zu lassen. Heute herrscht die Prämisse, Geschwindigkeit ist alles. Nicht auf km/h bezogen. Da könnte es helfen uns an Sprichworte wie: «Geduld bringt Rosen» oder «Gut Ding will Weile haben» zu erinnern. Wirtschaftlich mag es voll und ganz zutreffen, dass die Schnelleren die Langsameren «schlucken» werden. Wir Menschen sind weder Markt, Werke, Businesscenter noch Maschinen. Wir sind lebendig. Und Lebendiges muss immer mal wieder Reifen für Veränderungen. Was gerade für Kinder eminent wichtig ist aber nicht nur. Auch Erwachsene sollten sich die Zeit für ihre Reifung/Entwicklung nehmen, so dass sie dann im Herbst ihres Lebens ernten können. Es gibt in diesem Bereich keine Abkürzungen oder Effizienzsteigerungen. Ich schreibe also nicht von den Pensionsgeldern. Vielmehr von all den Erkenntnissen über mich, das Mich-sein, mein Leben. Von all den Veränderungen, Prozessen die ich machen durfte/konnte/musste, verbunden mit der Dankbarkeit.

Vorbereiten: Auch hier steht die Zeit, der Rhythmus im Vordergrund. Der Herbst bietet uns die Chance uns auf den Winter vorzubereiten, weil der Körper die Kraft nicht mehr für das Aushalten der Hitze und noch nicht für die Herausforderungen des Winters einsetzen muss.

Er bietet sich nach dem Frühling als zweitbester Entschlackungsmonat an, den Stoffwechsel nochmals zu entlasten, damit die Funktionalität, auch die des Immunsystems, besser funktioniert. Wobei die Kraft nicht dieselbe ist wie im Frühling, was dann auf die Art und Weise des Entschlackens Einfluss haben kann, je nach der körperlichen Verfassung. Es kann durchaus richtig und wichtig sein, sich September und Oktober Zeit zu nehmen für sich und «seinen Stoffwechsel».

Der Wechsel, loslassen: Herbst ist die Zeit des Übergangs von der warmen in die kalte Jahreszeit. Von der energiereichen in die energiearme Zeit. Ein Runterfahren ist angezeigt. Vom äusseren Naturspektakel auf das Innere zu kommen. Mit Dankbarkeit und Zufriedenheit sehen was ist. Oft funktionieren wir nach dem Manko-Prinzip. Wir achten auf alles was wir nicht haben…

Der Laubbaum lässt die Blätter fallen. Es gibt kein schöneres Bild um das Loslassen aufzuzeigen. Der Baum braucht die Blätter für die Fotosynthese und Atmung, um leben zu können. Trotzdem lässt er sie los um eine karge Zeit überstehen zu können, mit der Zuversicht, dass der nächste Frühling kommt und mit ihm die neuen Blätter.

Nach einem Jahr voller Aktivität kommt Ende Jahr auch die Zeit der Melanchole, in der alles etwas weniger Kraft, dafür mehr Trockenheit aufweist. Das Gegenteil von vitaler Lebendigkeit, die sich in der vier Elementenlehre der traditionell europäischen Naturheilkunde (Humoralmedizin) über Kraft und nährende Feuchte definiert.

Wem der Spätherbst aufs Gemüt schlägt oder in dieser Zeit alljährliche Beschwerdebilder macht, sollte sich schlau machen, wie ein zu Viel an Melanchole im Körper angegangen werden kann. Am besten Anfangs Herbst oder kurz davor. So bleibt mehr Zeit für die Vorbereitung.

Wäre toll, diese Zeilen regten bei einigen LeserInnen zu Gedankengängen an und wer weiss, vielleicht sogar zur Aktivität. Wir zeigen Ihnen gerne auf dem Einen oder anderen Gebiet, wie sie aktiv werden können, sei es beim Entschlacken, der «Stärkung» des Immunsystems oder beim Umgang mit der Melanchole.

Wir freuen uns auf Sie und wünschen Ihnen wunderbare Herbstfarbspiele und genügend Zeit und Achtsamkeit diese zu geniessen.