«Schüler sind nicht schlechter als früher»

RUAG-Berufsbildungskonferenz: Podiumsgespräch

Bereitet die Volksschule genügend auf die Berufswelt vor? An der ersten RUAG-Berufsbildungskonferenz in Emmen brachten Vertreter des Gewerbes ihre Bedenken vor, und die Behördenvertreter entgegneten.

ds. Volksschulabgänger sind nicht schlechter als früher, sie haben einfach andere Stärken und Schwächen. Dies das Fazit der ersten RUAG-Berufsbildungskonferenz von letzter Woche in Emmen. 45 Minuten lang hatten Nationalrat Peter Schilliger und Gewerbeverbandspräsident Roland Vonarburg mit Dienststellenleiter Christof Spöring und Lehrerverbandspräsidentin Annamarie Bürkli die Klingen gekreuzt. Heute lerne man vor allem, im Team zu arbeiten und selbstbewusst zu kommunizieren, dafür könne man weniger auswendig lernen und mit gleichbleibender Konzentration einer Arbeit nachgehen. Der aktuelle Lehrplan setze teilweise auf die falschen Kompetenzen. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer insbesondere darin, dass zwei Fremdsprachen in der Primarschule eindeutig eine zu viel sind. Durch den Wegfall des Französisch könnte man die Kernfächer Deutsch und Mathematik aufwerten, was für schwache Schüler heute schon in der Oberstufe passiert.

Wiedereinführung der Sekprüfung?

Ein Thema war auch der Übergang von der Volksschule in die Lehre. Die Lehrbetriebe hätten Mühe, richtig zu selektionieren, weil (a) der Stellwerktest in seiner jetzigen Form zu wenig aussagekräftig sei und (b) nicht wenige Schüler im falschen Sek-Niveau eingeteilt seien. Roland Vonarburg forderte deshalb die Wiedereinführung der Sekprüfung. Dagegen wehrte sich Annamarie Bürkli: Die heutigen Zeugnisse seien dank der erweiterten Beurteilung in Fach-, Sozial- und Selbstkompetenz aussagekräftiger als früher. Christof Spöring führte die Selektionsprobleme gewisser Betriebe eher darauf zurück, dass sie teilweise zu früh und unsorgfältig selektionierten. Bürkli riet den Lehrbetrieben, bei Lehrvertragsunterzeichnung einen verbindlichen Zusatz zu integrieren, damit die Jugendlichen im 9. Schuljahr nicht «abhängen». Peter Schilliger schliesslich legte den Fokus auf die Sekundarstufe 2. Nach Wegfall der Anlehre fehle für leistungsschwächere Jugendliche ein Gefäss für den Einstieg in die Berufswelt. Die Anforderungen der 2-jährigen EBA-Lehre seien für viele immer noch zu hoch. Deshalb plädierte er für die Einführung einer 1-jährigen Vorlehre mit nur einem Tag Schule pro Woche und der Option Lehrvertrag, wenn sich der Jugendliche bewährt.

 

Auf dem Podium der ersten RUAG-Berufsbildungskonferenz: (v.l.) Peter Schilliger, Roland Vonarburg, Moderator Alex Piazza, Annamarie Bürkli und Christof Spöring. Bild Marcus Emmenegger
Auf dem Podium der ersten RUAG-Berufsbildungskonferenz: (v.l.) Peter Schilliger, Roland Vonarburg, Moderator Alex Piazza, Annamarie Bürkli und Christof Spöring. Bild Marcus Emmenegger