«Luzern ist ein grosses Einkaufszenter ohne Dach»

Alfred Landolt präsidiert neu die City Vereinigung Luzern. Bild zVg.

Am 27. April wurde Alfred Landolt aus zum neuen Präsidenten der City Vereinigung Luzern gewählt. Der Detailhandelsspezialist aus Ebikon ist Co-Präsident des Quartiervereins Höfli, engagiert sich in verschiedenen Vereinen und hat von der Gemeinde Ebikon ein Teilzeitmandat als Jobcoach für Sozialhilfebezüger. Der rontaler befragte den verheirateten Vater einer erwachsenen Tochter zu seinem neuen Amt.

Welche Beziehung hatten Sie vor Ihrem Amtsantritt zur City Vereinigung Luzern?

Alfred Landolt: «Durch meine jahrzehntelange Tätigkeit für Manor, wo ich in verschiedenen Positionen tätig war und zum Beispiel die Athleticum Sportmärkte gründete und aufbaute, bin ich so etwas wie ein alter Detailhändler und kannte natürlich die Vereinigung.»

Haben Sie vorher schon ein Amt in der Organisation bekleidet?

A.L.: «Die Manor sind schon sehr lange Mitglied und ich habe als Manor-Regionaldirektor verantwortlich für das Marktgebiet Luzern, viele Veranstaltungen der City Vereinigung Luzern besucht. So ergaben sich gute Beziehungen, und ich kannte auch bereits einige Vorstandsmitglieder.»

Welche Qualifikationen bringen Sie mit für das neue Amt?

A.L.: «Ich verstehe den Detailhandel und das Gewerbe habe in meiner Karriere jahrzehntelang Führungsaufgaben in kleineren und grösseren Unternehmen innegehabt. Ich kann prozessorientiert und vernetzt denken.»

Was sind die Hauptaufgaben der City Vereinigung Luzern?

A.L.: «Zwei wichtige Bereiche sind die Mitglieder und die City Card. Es geht darum, die Interessen der Beteiligten mit seinem breiten Spektrum zugunsten der Kundinnen und Kunden abzudecken. Die Stadt Luzern muss alles bieten, damit die Erwartungen der modernen Konsumenten erfüllt werden, ihre Bedürfnisse abgedeckt sind und sie sich wohl fühlen. Dies setzt eine gute Zusammenarbeit voraus.»

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Zukunft?

A.L.: «Es gilt, die Interessen sämtlicher Beteiligten zu bündeln und für alle gewinnbringend umzusetzen. Die Rahmenbedingungen für jedes Geschäft, so unterschiedlich sie auch sein mögen, müssen stimmen. Dafür muss sich die Vereinigung einsetzen.»

Welche Aktivitäten haben Sie für die nächste Zeit geplant?

A.L.: «Die City Vereinigung Luzern ist sehr aktiv. Zum Beispiel hat sie die farbigen Stühle in der Stadt initialisiert, ist am Verein Weihnachtsbeleuchtung beteiligt und hat Ende April an der Luga erstmals ganztägig die Event-Bühne bespielt. Regelmässig finden tolle Vorträge mit namhaften Referenten oder der City-Talk statt. Die Hauptaktivität ist jedoch die City Card, die Kundinnen und Kunden ein grossartiges Zahlungsmittel bietet und in über 200 Geschäften der Stadt Luzern einlösbar ist.»

Was sind die neusten Entwicklungen im Einkaufsverhalten der Menschen?

A.L.: «Einerseits sind es die immer kürzeren Entscheidungsphasen der Konsumentinnen und Konsumenten. Sie entscheiden viel spontaner und weniger geplant. Zum anderen ist es der Online-Handel, der massive Veränderungen bewirkt hat. Stationäre Anbieter müssen heutzutage zusätzlich einen Online-Handel betreiben. Ein weiterer Punkt ist die Nachhaltigkeit. Die Menschen sind kritischer geworden, kaufen bewusster ein, stellen Fragen zur Herkunft der Produkte und haben oft eine anspruchsvolle Erwartungshaltung gegenüber den Unternehmen. Alles muss schneller, günstiger und verbunden mit allen möglichen Dienstleistungen vorhanden sein.»

Was hat sich durch und nach Corona verändert?

A.L.: «Mit dem Lockdown ist eine Situation eingetreten, die noch nie vorhanden war. Die Kundinnen und Kunden mussten andere Kanäle suchen und haben dies teilweise beibehalten. Die Unternehmer mussten teilweise ums Überleben kämpfen und sich neu ausrichten. Zudem sind viele Fachkräfte in dieser Zeit irgendwohin abgewandert und fehlen jetzt, was auch qualitative Auswirkungen hat. Die Öffnungszeiten wurden durch Corona ebenfalls verändert.»

Sind allenfalls Bestrebungen in Sachen Ladenöffnungszeiten geplant?

A.L.: «Allem voran braucht es einen gemeinsamen Nenner, um der Kundschaft Sicherheit zu bieten – wie in einem Shopping-Center, wo die Kundschaft weiss, wann offen und wann geschlossen ist. Schliesslich ist Luzern so etwas wie ein Shopping-Center ohne Dach. Luzern hat sehr viele Vorzüge, aber es braucht Gemeinschaftlichkeit.»

Wie spüren die Geschäfte in der Stadt die umliegenden Einkaufszentren?

A.L.: «Man schaut natürlich nach Emmen oder Ebikon, doch muss sich die Stadt auf ihre eigenen Stärken fokussieren und diese für sich nutzen. Da hat die Stadt eindeutige Vorteile.»

Welches persönliche Ziel möchten Sie als Präsident erreichen?

A.L.: «Ich möchte das Unternehmertum näher zusammenbringen. Services, kleinere und grössere Anbieter, Gastronomie und Kultur sollen sich stärker bündeln, um den Kundinnen und Kunden ein umfassendes Erlebnis zu bieten. Die Stadt hat dafür die besten Chancen. Für die City Card wünsche ich mir, dass sie ein begehrtes Geschenk ist. Ein Heimlieferservice mit einer sozialen Institution ist für mich ebenfalls ein Thema, das Zukunft haben könnte.»

Interview: Sonja Hablützel