«In allen sozialen Schichten ein Thema»

Patricia Buser, Leiterin Weiterbildung bei der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung (DBW) des Kantons Luzern. Bild apimedia

Der Kanton unterstützt Personen mit mangelnden Grundkompetenzen. Patricia Buser, Leiterin Weiterbildung bei der DBW, erklärt wie.

Patricia Buser, 45000 Erwachsene haben im Kanton Luzern Mühe mit Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Bedienen eines Computers. Mit der Kampagne «besser-jetzt.ch/luzern» versuchen Sie Gegensteuer zu geben. Wie ist das Projekt angelaufen?

Ich bin positiv überrascht. Seit Einführung der Bildungsgutscheine im vergangenen Jahr haben bereits 500 Personen einen von 82 stark vergünstigten Kursen besucht. Am beliebtesten waren die Angebote im Bereich «Computer und Internet», gefolgt von Lesen und Schreiben, Konversation und Alltagsmathematik.

Was sind das für Leute, die diese Kurse besuchen?

Die Mehrheit der Kursteilnehmenden ist erwerbstätig, zwischen 30 und 49 Jahre alt, in der Stadt oder Agglomeration wohnhaft und weiblich. 40 Prozent verfügen über keinen Abschluss auf Sekundarstufe. Die erreichte Zielgruppe ist sehr heterogen in Bezug auf Alter, Erwerbsstatus und Bildungsabschluss. Das zeigt, dass mangelnde Grundkompetenzen in allen sozialen Schichten ein Thema sind.

Wie sind die Rückmeldungen zu den besuchten Kursen?

Sehr gut. Neben den fachlichen Kompetenzen werden offenbar auch das Selbstvertrauen und die Selbständigkeit gefördert. Dadurch steigt die Motivation der Teilnehmenden für weitere Kursbesuche.

Die Kampagne wird nun weitergeführt. Mit welchen Optimierungen?

Für Personen, die bereits einen Kurs besucht haben, ist es neu möglich, im gleichen Jahr noch einen zweiten Gutschein im Wert von 500 Franken zu beziehen. Seit kurzem können sich Interessierte zudem – kostenlos und ohne Voranmeldung – am BIZ in Luzern zum Kursangebot beraten lassen. Sprechstunde ist jeden zweiten Dienstag von 14 bis 16 Uhr. Und ab September wird am WBZ zusätzlich der kostenlose «Basiskurs Grundkompetenzen» angeboten. Er richtet sich an deutschsprachige Erwachsene, die ihre Allgemeinbildung verbessern oder sich auf einen Berufsabschluss für Erwachsene vorbereiten wollen.

Was ist mit jenen Menschen, die sich ihres Förderbedarfs zwar bewusst sind, aber sich nicht zu einem Kursbesuch durchringen können?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es bis zu vier Kontakte braucht, bis eine Person einen Kurs besucht. Meist liegt es aber nicht am fehlenden Willen. Gerade für Personen mit Leseschwierigkeiten oder fehlendem Zugang zu digitalen Medien ist es schwierig, sich über Flyer, Zeitung oder Internet zum Kursangebot und zu den Gutscheinen zu informieren und sich für einen Kurs anzumelden.

Wie können Sie diese Personen ansprechen?

Mit Hilfe von Vermittlungspersonen. Jeder von uns ist angehalten, Personen, die von Grundkompetenzkursen profitieren könnten, persönlich anzusprechen und sie auf das Kursangebot aufmerksam zu machen. Das Problem ist, dass es für Aussenstehende oft schwierig ist, eine Lese- und Schreibschwäche zu erkennen, weil die betroffenen Personen im Lauf der Jahre Strategien entwickelt haben, um die Schwächen zu verstecken. Oft sind es die direkten Vorgesetzten in einem Betrieb, die wissen, ob ihre Mitarbeitenden einen Rapport schreiben, einfache Rabatte ausrechnen oder einen Computer bedienen können.

Von Alex Piazza