«Wirtschaftsverkehr nicht ausklammern»

LUZERN – Der kantonale Gewerbeverband erachtet das Gesamtverkehrskonzept der Stadt Luzern aus ökonomischer Sicht als untauglich. Die Bedürfnisse der KMU-Wirtschaft würden vollkommen ignoriert. Eine grundlegende Überarbeitung sei deshalb zwingend.

api. Der Gewerbeverband des Kantons Luzern begrüsst die Erarbeitung eines umfassendes Konzepts für den Verkehr im Agglomerationszentrum Luzern. Er erachtet es auch als sinnvoll, dass zu dessen Entwicklung der Perimeter auf die umliegenden Gemeinden ausgedehnt wird. Das nun vorliegende Gesamtverkehrskonzept (GVK) der Stadt Luzern beurteilt er aber als nicht tauglich und fordert dessen grundlegende Überarbeitung. «Für uns ist es unverständlich, dass der Wirtschaftsverkehr im GVK-Bericht konsequent ausgeklammert bleibt», kritisiert Direktor Gaudenz Zemp. «Der Wirtschaftsverkehr wird einfach unter dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) subsummiert. Das ist ein grundlegender Fehler». Private könnten für den Weg zum Fitnesscenter oder zum Kino vom MIV auf den Öffentlichen Verkehr (ÖV) umsteigen. Dies sei aber für Zügelfahrten, Warentransporte oder Fahrstunden unmöglich. Laut Zemp wäre es deshalb zwingend, dass im Konzept eine Kategorie «Wirtschaftsverkehr» erfasst wäre.

«Staus bewusst in Kauf genommen»

Der Bericht sieht vor, die Kapazität des ÖV um 60 bis 70 Prozent zu steigern. Ob dies möglich sein wird, erachtet der Gewerbeverband als fraglich. Der MIV auf den Hauptachsen soll mittels Dosieranlagen um fünf Prozent reduziert werden. Gleichzeitig geht das Konzept von einer Steigerung des MIV in der Agglomeration von 20 Prozent aus. Damit wären also de facto 25 Prozent des MIV zu reduzieren. «Dies wird zu massiven Staus auf den Nebenachsen und in den Parkhäusern führen», befürchtet Gaudenz Zemp. «Diese Staus scheinen aber bewusst in Kauf genommen zu werden, um die Bevölkerung zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen». Eine derartige Strategie ist für den Wirtschaftsverkehr ein Desaster, so Zemp weiter. Viele Unternehmen aus der Agglomeration sahen sich nämlich in den letzten Jahren aufgrund der hohen Mieten und Bodenpreise sowie der erschwerten Rahmenbedingungen zu einem Umzug aus der Stadt gezwungen. Ihre Kunden sind aber auf dem Stadtgebiet geblieben. «Es bleibt den Handwerkern deshalb gar keine andere Wahl», erklärt Zemp, «als mittels MIV zu ihnen zu fahren». Genau dies wolle das Konzept aber künftig erschweren. Unter der stark eingeschränkten Erreichbarkeit würden zudem die Detailhändler in der Stadt leiden. Zemp: «Das Konzept scheint eine konsequente Verlagerung des Detailhandels in die umliegenden Einkaufzentren anzustreben».

Zur Präzisierung: Auch der Gewerbeverband steht hinter einem Ausbau des ÖV, doch ein Gesamtverkehrskonzept müsse laut Gaudenz Zemp wirtschaftsverträglich ausgestaltet sein. Das vorgelegte Konzept führe zu volkswirtschaftlichen Schäden von enormem Ausmass. Der Verband fordert deshalb die Verfasser auf, das Konzept grundlegend umzustellen und den Wirtschaftsverkehr mit oberster Priorität zu behandeln. Zemp: «Es gilt aufzuzeigen, wie in diesem Bereich künftig spürbare Verbesserungen erreicht werden können». Im Bericht werde die Wirtschaft mit keinem einzigen Wort erwähnt. Stattdessen würden Ziele bezüglich Aufenthalts- und Lebensqualität definiert. «Diese Ziele bleiben langfristig unerreichbar, wenn die nötigen Mittel fehlen. Diese können aber nur durch die Wirtschaft generiert werden. Und dazu braucht es einen effizienten Wirtschaftsverkehr», fasst Zemp die Haltung des Verbandes zusammen.