«Nicht zum Elefanten geworden, sondern Antilopen geblieben»

Petra Zemp-Fuchs aus Luzern-Littau, 20'000 Mitglied und Ursula Bründler-Gobbi aus Root, Mitglied 19'999 (sitzend, v.l.) mit Urs Petermann, Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisenbank Luzern und Kurt Sidler, Präsident des Verwaltungsrats Raiffeisenbank Luzern (stehend, v.l.). Bild zVg.

LUZERN – Raiffeisenbank Luzern begrüsst 20’000ste Genossenschafterin

Die Raiffeisenbank Luzern war seit dem Jahr 2000 die mitgliederstärkste Raiffeisenbank in der Schweiz. Infolge Fusionen hat sich die Banque Raiffeisen Sion et Région in diesem Jahr mit über 27‘000 Mitgliedern an die Spitze gehieft. Trotzdem feierte die Raiffeisenbank Luzern vor kurzem die Jubiläums-Mitglieder 19‘999, 20‘000 und 20‘001. Dank hoher Professionalisierung lassen sich die 20‘000 Mitglieder und 36‘000 Kunden gut bewältigen.

Als Raiffeisen Schweiz Ende der 90-er Jahre das Vordringen in die Städte propagierte, folgten die Verantwortlichen im Luzerner Rontal als eine der Ersten dem Ruf dieser Strategie, die von Raiffeisen Schweiz als vordringlich deklariert worden war. Im Oktober 2000 eröffneten die zuvor zur RB Luzern fusionierten Raiffeisenbanken Ebikon-Buchrain und Root in der über 80‘000 Einwohner zählenden Stadt Luzern eine Geschäftsstelle. Die Stadt wurde also nicht durch eine weitere Niederlassung von Raiffeisen Schweiz, sondern durch eine örtliche Raiffeisenbank erschlossen – was sich ansonsten nur noch in Chur und Aarau zutrug.

Petra Zemp-Fuchs aus Luzern-Littau, 20’000 Mitglied und Ursula Bründler-Gobbi aus Root, Mitglied 19’999 (sitzend, v.l.) mit Urs Petermann, Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisenbank Luzern und Kurt Sidler, Präsident des Verwaltungsrats Raiffeisenbank Luzern (stehend, v.l.). Bild zVg.

Im Eiltempo gewachsen

Der mutige Entscheid kam genau zur richtigen Zeit. Mit dem Eintritt in die bei Touristen beliebte Stadt konnte man wichtige Kontakte zur Politik, Wirtschaft und Gesellschaft knüpfen. Der Erfolg der Stadtluzerner Bank, die sich in Sichtweite zum Wasserturm und der Kapellbrücke befindet, liess denn auch nicht lange auf sich warten: Bereits nach einem Jahr verzeichnete man in der Stadt 1’000 Mitglieder, die Gesamtbank insgesamt knapp 7’000 Mitglieder. Dann gings weiter rasant bergauf. Im Jahr 2003 verzeichnete die Bank – die Mitglieder in den Geschäftsstellen in Root und Ebikon mitgezählt – insgesamt 10’000, drei Jahre später bereits 13’500 und nochmals zwei Jahre später 15’700 Mitglieder. Mit jetzt 20’000 Mitgliedern ist die Raiffeisenbank Luzern – gemessen an der Mitgliederzahl – die Nummer 2 unter den Schweizer Raiffeisenbanken. Nur die Banque Raiffeisen Sion et Région hat – eine Auswirkung von Fusionen – mit 27’000 eine noch grössere Anzahl Genossenschafterinnen und Genossenschafter.

Das Potential erschliessen

«Das war allerdings nicht unser Hauptziel. Wichtiger ist für uns die Erschliessung des Potentials unserer über 36’000 Kundinnen und Kunden, ausgewogene Kennzahlen und ein gesundes Wachstum», betont der seit 16 Jahren als VR-Präsident amtierende Kurt Sidler. Urs Petermann, Vorsitzender der Bankleitung, doppelt nach: «Wir sind organisch gewachsen, und ein solches Wachstum birgt kaum Grenzen, Gefahren und Nachteile.» Zur Verdeutlichung des nachhaltigen Wachstums nennt Urs Petermann die Anzahl Mitarbeitende: Während die Kundengelder, die Ausleihungen und die Bilanzsumme in den letzten 16 Jahren um das Vierfache gewachsen sind, wurden nur 8 neue Personaleinheiten geschaffen. Die RB Luzern beschäftigt derzeit 60 Mitarbeitende (47.2 Vollzeitstellen), aus deren Tatkraft 2016 eine Bilanzsumme von 1.5 Mia. Franken resultiert.

Kundennähe ist geblieben

Die Grösse stellt insgesamt kein Problem dar. Dank massiver Steigerung der Professionalisierung ist die RB Luzern sehr gut aufgestellt. Die Risiken liegen, wie für andere Banken auch, bei externen Einflüssen wie Regulatorienflut und die Binnenmarkt-Konkurrenz. Kurt Sidler ist sich der Herausforderung einer solch grossen Raiffeisenbank mit Kundenzuwachszahlen von durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr durchaus bewusst: «Wir achten sehr genau darauf, dass wir trotz den vielen Mitgliedern die Kundennähe nicht verlieren.» So sind die beiden Geschäftsstellenleiter in Ebikon (Sebastian Hermann) und in Root (Kurt Felder) «Mister Raiffeisen vor Ort». In Luzern ist Ursula Götschi «Misses Raiffeisen» – zwei Männer und eine Frau also mit hoher Entscheidungskompetenz und Nähe zur Kundschaft.

Delegierten- statt Mitgliederversammlung

Die Raiffeisenbank Luzern ist nicht nur hinsichtlich Mitgliederzahl Spitze, sie hat noch andere Eigenheiten, die sie von einer durchschnittlichen Raiffeisenbank unterscheiden: So sind alle Backoffice-Tätigkeiten der drei Geschäftsstellen an einem Standort in einem Businesskomplex ausserhalb von Luzern ausgelagert (im Business Center D4 in Root). Der Vorteil dieser Lösung: Die Schnittstelle zwischen Verkauf und Administration ist klar definiert. Mit der Eröffnung der Bank in Luzern im Herbst 2000 ist die Generalversammlung abgeschafft und durch eine Delegierten- sowie drei Orientierungsversammlungen ersetzt worden. An den letzteren wählen die Mitglieder alle vier Jahre die 120 Delegierten, 40 pro Geschäftsstelle.

Mit Begeisterung und Leidenschaft

Urs Petermann agiert seit Beginn der Raiffeisenbank Luzern, also seit 16 Jahren, als Vorsitzender der Bankleitung, in den ersten zehn Jahren im Doppelmandat als Leiter der Geschäftsstelle Luzern. Diese wird seit fünf Jahren durch Ursula Götschi geführt. Die Personalführung hat in den letzten Jahren extrem an Bedeutung gewonnen. Wer führt, muss in den Mitarbeitenden das innere Feuer wecken können. Nur wenn alle mit Begeisterung und Leidenschaft am gleichen Strick ziehen, komme die Bank entscheidend vorwärts. «Ich muss bei jedem Projekt immer wieder spüren, dass alle mitziehen», fordert Urs Petermann. Das gilt insbesondere auch bei  der derzeitigen Umsetzung der neuen Strategie und der zukünftigen Segments-Organisation, die es in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verinnerlichen gilt. Um diesen Transformationsprozess zu unterstützen, beschäft die Raiffeisenbank Luzern seit einem Jahr mit Karin Eder Fischer eine Personal-Fachfrau als Leiterin HRM.

Die Jubiläums-Mitglieder

Anlässlich einer kleinen Feier in der Kundenzone der Geschäftsstelle Luzern an der Bahnhofstrasse 5 haben VR-Präsident Kurt Sidler und Urs Petermann die Jubiläums-Mitglieder begrüsst, nämlich Ursula Bründler-Gobbi aus Root (19‘999), Petra Zemp-Fuchs, aus Luzern-Littau (20‘000) und Andreas Troxler aus Luzern (20‘001). Die drei Jubiläums-Mitglieder erhielten farbige Blumen und einen wertvollen Gutschein für einen genussvollen Tag auf Rigi-Kaltbad.

Nachgefragt

Kurt Sidler, Sie haben 36’000 Kundinnen und Kunden und jetzt 20’000 Mitglieder. Sie müssten rundum zufrieden sein?
Kurt Sidler, VR-Präsident: Nicht ganz. Wir haben sehr viele Kunden, das stimmt. Unser Motto aber lautet: Machen wir mehr daraus! Wir wollen das bestehende Potenzial durch zielgerichtete Betreuung weiter entwickeln und im Bereich vermögende Kunden und KMU entscheidend zulegen.

Sie verändern zur Erreichung dieses Zieles die Organisationsstruktur der Bank.  
Richtig. Wir wollen damit die Segmente Privatkunden, Anlage- und Firmenkunden mit einem neuen, innovativen, quergedachten Ansatz betreuen.

Grösse macht in der Regel unbeweglich und träge. Gilt dies auch für Ihre Bank?
Wir sind nicht zu einem Elefanten geworden, wir sind Antilopen geblieben. Die Herde ist zwar grösser, in den Abläufen sind wir aber nicht träge geworden. Wir haben keinen Wasserkopf aufgebaut: Wir haben z.B. keinen eigenen Rechtsdienst, zudem den Zahlungsverkehr an Raiffeisen Schweiz ausgelagert.

Worauf sind Sie als VR-Präsident besonders stolz?
Dass wir unsere Professionalität in den letzten Jahren stets gesteigert haben. Wir stehen als Bank mit einer ausgezeichneten Reputation da. Wir werden in der Zwischenzeit von den Mitbewerbern nicht mehr belächelt, sondern respektvoll beachtet.