Ein Zentralschweizer Handwerker-KMU mit rund 40 Mitarbeitenden testet als wohl erster Gewerbebetrieb das new work model «4-Tage-Woche» in der Schweiz.
Die Mitarbeitenden-Attraktivität soll gesteigert und der Fachkräftemangel gestoppt werden.
Kreative Büroköpfe verteilen ihren Job auf 4, statt wie gewohnt auf 5 Tage. Solche Schlagzeilen liest man in letzter Zeit in verschiedenen Medien. Aber Handwerker gehörten bislang nicht zu den innovativen Firmen, welche flexible Ansätze in der Arbeitsgestaltung zuliessen. Doch gerade im Handwerk ist der Fachkräftemangel gross und der Wettbewerb um gutes Personal wird oft nur über den Lohn gesteuert. Das wollen die Unternehmen Wittwer Metallbau AG, Stahlplan GmbH, beide aus Adligenswil (Luzern) und die
Pries Metall- und Glasbau AG in Sins (Kanton Aargau) nun ändern.
Seit drei Jahren geistert die Idee im Kopf des Inhabers der Wittwer/Stahlplan/Pries herum; im August 2021 präsentierte er dem Team seine Zielvorstellung: Vier Tage arbeiten – 100% Lohn.
Das Team reagierte von happy bis konsterniert. Wie soll die ganze Arbeit bloss in 4 Tagen über die Bühne gehen? Was werden KundInnen und Lieferanten sagen? Einige waren begeistert, andere einfach bloss interessiert, ob das funktionieren kann.
Nach einer zweimonatigen Testphase im Herbst, einer Mitarbeiterumfrage und einer Bildung eines Projektteams, hat im Januar 2022 nun eine sechsmonatige Pilotphase gestartet. Gearbeitet wird in allen drei Firmen montags-donnerstags. Eine Überschneidung der Tage kam nicht in Frage, weil die Effizienz gelitten hätte.
Es mussten Abläufe umgekrempelt und die Kommunikation innerhalb des Teams und den Standorten verbessert werden. Unter anderem half hier die Einführung eines Mitarbeiter-Apps, welche bereits im Jahr 2021 lanciert wurde.
Im Frühling 2022 soll entschieden werden, ob die Unternehmen am new work model festhalten. Die Geschäftsleitung hofft auf einen Anstieg der Bewerbungen, einer Effizienzsteigerung, weil das Team sehr konzentriert und besser organisiert agiert und natürlich auf zufriedenere Mitarbeitende.
Das Projekt scheitert, falls Personal aufgrund des wachsenden Drucks kündigen würde, die finanzielle Situation das Modell nicht länger zulässt, keine zusätzlichen Fachkräfte gewonnen werden könnten oder KundInnen sich negativ dazu äussern würden, dass freitags niemand erreichbar sei.