Energiewende 2050: Chancen für Schweizer KMU

Das Podium mit namhaften Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft war sich weitgehend einig: Die Energiewende ist nur noch eine Frage der Zeit. Bilder Stefan Jäggi.

LUZERN – Die Energiewende ist beschlossene Sache – theoretisch. Doch viele Fragen sind noch offen, für die Wirtschaft, die Politik und für den Verbraucher. Am Montag letzter Woche trafen sich im Hotel Continental-Park in Luzern parteiübergreifend Verantwortliche, um über das Thema Energiewende zu diskutieren. Grundlage für die Diskussion waren zwei Referate: Sowohl Peter Schilliger, Nationalrat FDP, wie auch Eric Nussbaumer, Nationalrat SP, sprachen zum Thema. Über die Notwendigkeiten der Veränderung, die Optionen, die Kosten aber auch über die Chancen.

Fukushima war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die absehbare Endlichkeit von fossilen Energien, die desaströsen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima, welche wir heute schon zu spüren bekommen, und die Abhängigkeiten, in welche uns die bisherige Energiepolitik zum Teil gebracht hat, diktieren seit längerem einen anderen Kurs, als ursprünglich von Wirtschaft und Lobby gewollt. Was einst noch als «grün», «links» oder gar «extrem» galt, ist mittlerweile beinahe Konsens.

Atomkraft ein Auslaufmodell

Die meisten SchweizerInnen sind heute gegen Atom-Energie. Wer möchte schon ein neues Atomkraftwerk in der Nähe seines Wohnortes? Wer wäre bereit, ein Zwischen- oder Endlager für Atom-Müll in Reichweite des eigenen Domizils zu befürworten? Wohl die wenigsten von uns. Nach Tschernobyl und Fukushima hat der Begriff «Restrisiko» einen Status erreicht, der nicht mehr verniedlicht oder ignoriert werden kann. Und solange die Frage der Entsorgung noch immer nicht beantwortet ist, ist die Atomindustrie de facto erledigt. Was bleibt, sind horrende Kosten, welche schlussendlich der Verbraucher und der Steuerzahler berappt. Die Stilllegung und der Rückbau von Atomkraftwerken kostet Unmengen, die Investition in neue Energien ist aber auch nicht gratis. Und der Fakt, dass Atomkraftwerke nicht einmal versicherbare Risiken waren, weil die Kosten bei einem GAU nicht bezahlbar gewesen wären, sollte uns auch zu denken geben.

Energiewende ist nötig

Mit wenigen Ausnahmen ist man sich heute einig, dass eine Energiewende von Nöten ist. Es stellt sich eigentlich «nur» noch die Frage, wie und in welchem Zeitraum. Nur ein paar ganz «Kurzsichtige» halten nach wie vor daran fest, dass Atomenergie noch am sichersten, saubersten und kostengünstigsten sei. Da wird auch gerne mal gedroht mit Engpässen, was die Stromversorgung anbetrifft, oder mit extremen Preiserhöhungen für den Endverbraucher. Ansonsten ist man von Links bis Rechts davon überzeugt, dass einschneidende Änderungen notwendig sind. Dafür sprechen eben auch die ansatzweise bereits spürbaren Veränderungen des Klimas und die absehbare Knappheit von fossilen Ressourcen.

Es gilt, einen Konsens zu finden

Hier einen Kompromiss zu finden, einen Konsens, und vor allem auch die Chancen zu sehen, all dies hat sich die Unternehmerinitiative «Neue Energie Luzern» auf die Fahnen geschrieben. Und genau aus diesem Grunde war dieser Anlass in Luzern auch von Optimismus geprägt und ein positives Beispiel für unser demokratisches System in der Schweiz. Sowohl die beiden informativen Referate (SP und FDP) zeigten die verschiedenen Streitpunkte und Befürchtungen auf, als auch die anschliessende Diskussion aller grossen Parteien. Und trotz der unterschiedlichen Positionen und Pläne war spürbar, dass «eigentlich alle in die gleiche Richtung marschieren» möchten. Das mag auch daran liegen, dass manchmal, in den wirklich wichtigen Momenten der Geschichte, die Akzeptanz von Realitäten dazu zwingt, zumindest «ähnliche» Vorgehensweisen zu propagieren und zu verfolgen.

In vielen Punkten ist man sich einig

Natürlich hatte der Abend unter dem Titel «Energiewende 2050: Chancen für Schweizer KMU» einen sehr wirtschaftlichen Hintergrund. Das ist aber auch richtig und realistisch,  denn so funktioniert unsere Gesellschaft nun mal. Und eine derartige Einigkeit zu sehen, von den Grünen bis zur SVP, was die Endziele anbetrifft, ist tatsächlich – und ausnahmsweise – ermutigend. Vor allem in dem an die Referate anschliessende Podiumsgespräch wurde klar, dass die Richtung «Energiewende» unumkehrbar ist und in grossen Teilen Einverständnis herrscht. Was die Wege, Fristen, Kosten usw. anbetrifft, mag es gegensätzliche Ansichten geben. Aber dass die Energiewende kommen muss, dass wir sie aktiv, vielleicht sogar führend umsetzen müssen, steht eigentlich nicht mehr zur Debatte. Und dass die «Gewinnler» vergangener Dekaden nichts mehr zu sagen haben, sondern eben die, welche neue Industrien und Arbeitsplätze schaffen im Hinblick auf den zwingenden Wandel – sei es in der Politik oder in der Wirtschaft – scheint keine Frage mehr zu sein. Am Podiumsgespräch unter Einbezug des Publikums, nach den erwähnten Referaten, nahmen Teil: Prisca Birrer-Heimo (SP), Roland Fischer (GLP), Christian Ineichen, (CVP), Damian Müller (FDP), Felix Müri (SVP) sowie Louis Schelbert (Grüne). Auch hier herrschte in vielen Punkten Einigkeit. Es gab keine «Ausreisser», nur das «Wie» und «Wann» standen zur Diskussion. Neben alternativen, also erneuerbaren Energien, steht vor allem die «Energie-Effizienz» im Zentrum. Und da gibt es (noch) viel zu tun. Fazit: Der Abend war überraschend einhellig und optimistisch, trotz aller Bedenken und allfälligen Hindernissen. Weitere Informationen unter www.neue-energie.aeesuisse.ch

Stefan Jäggi

Neue Energie für Luzern

Die Unternehmerinitiative NEUE ENERGIE LUZERN (NELU) ist eine Partnerorganisation der AEE SUISSE, Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. NELU ist als Verein organisiert, Mitglieder sind innovative Unternehmer aus dem Kanton Luzern. Sie tragen aktiv dazu bei, dass die Energiewende Realität wird – mit ihren Produkten und Anwendungen oder mit ihrem vorbildlichen unternehmerischen Handeln. Sie beweisen, dass die Energiewende wirtschaftlich und technisch machbar ist und in der Region Arbeitsplätze schafft, was die lokale Wertschöpfung verbessert. Die NELU steht dafür ein, dass der Kanton Luzern die Energiestrategie 2050 aktiv unterstützt und umsetzt. Die NELU regt an zum Mitdenken, Mitreden und Handeln. Die NELU stärkt die Gewissheit in Wirtschaft und Gesellschaft, dass sich die Energiewende umsetzen lässt und jeder dazu seinen Beitrag leisten kann: durch sein Wissen, seine Einstellung und sein Verhalten.

Das Podium mit namhaften Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft war sich weitgehend einig: Die Energiewende ist nur noch eine Frage der Zeit. Bilder Stefan Jäggi.
Das Podium mit namhaften Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft war sich weitgehend einig: Die Energiewende ist nur noch eine Frage der Zeit. Bilder Stefan Jäggi.
Die Referenten Peter Schilliger, Nationalrat FDP…
Die Referenten Peter Schilliger, Nationalrat FDP…
20_Energiewende-017
…und Eric Nussbaumer,
Nationalrat SP.