Über den Regelenergiemarkt werden sogenannte Systemdienstleistungen (SDL) gehandelt. Swissgrid, die Betreiberin des schweizerischen Übertragungsnetzes, kann mit diesen Systemdienstleistungen Abweichungen zwischen geplantem Bedarf und tatsächlich verbrauchtem Strom ausgleichen. Die SDL bezieht Swissgrid von Energieversorgern wie den CKW. Wir befragten CKW Projektleiter Harald Bregy zum Verbund von Renergia als Stromproduzent, CKW als Stromlieferant und Swissgrid als Stromverteiler.
Herr Bregy, seit Januar wird in der Renergia der erste Müll verbrannt. Neben der Müllbeseitigung produziert die neue Anlage auch Strom. Welche Bedeutung hat Renergia für die CKW?
Renergia, als Gemeinschaftswerk aller Kehrichtverbände der Zentralschweiz, wie auch CKW sind beides Zentralschweizer Unternehmen mit einer hohen lokalen Verankerung. Beide Firmen arbeiten nach dem Motto: aus der Region – für die Region. Durch die enge Zusammenarbeit mit der KVA Ibach pflegt CKW bereits eine langjährige Geschäftsbeziehung mit REAL, einer Trägerfirma der Renergia. Wir unterstützen Renergia bei der Vermarktung des in Perlen produzierten Stroms. Was einfach tönt, ist in Realität hingegen ziemlich komplex. Die Zusammenarbeit umfasst nicht nur die eigentliche Stromlieferung von CKW zum Partner oder umgekehrt, sondern beinhaltet auch die Vermarktung von kurzfristig anfallendem Stromüberschuss beziehungsweise Strombedarf, die Übernahme des Ausgleichsenergierisikos in der Anlaufphase wie auch die Teilnahme am Systemdienstleistungs-Markt (SDL).
Und welche Bedeutung hat das Projekt für die Region?
Renergia ist das grösste Kraftwerk im Kanton Luzern. Es ist somit sowohl für den ganzen Kanton Luzern als auch für CKW von grosser Bedeutung und leistet mit den SDL-Angeboten einen wesentlichen Beitrag zur gesamten Netzstabilität.
Wer profitiert direkt vom erzeugten Strom?
In der Anfangsphase von drei bis vier Monaten, das heisst solange eine verlässliche Prognose bezüglich produzierter Strommengen noch unsicher ist, übernimmt CKW die gesamte Strommenge und vermarktet diese über die Börse. Danach wird Renergia selbst die Vermarktung des Stromes übernehmen. CKW unterstützt Renergia dabei, den Strom möglichst an Zentralschweizer Kunden zu verkaufen.
Plant die CKW bereits die Mitarbeit an ähnlichen Projekten in der Zukunft?
Die Inbetriebnahme erfolgte im Januar 2015. CKW ist dabei in diesen Anfangsmonaten erste operative Erfahrungen zu sammeln. Sobald nachhaltige Erkenntnisse vorliegen, wird CKW über das weitere Vorgehen entscheiden.
Energieproduzent Renergia
Die neue KVA ist seit Anfang Januar dieses Jahres in Betrieb. Sie wird jährlich rund 200000 Tonnen Abfall aus den Kantonen Luzern, Schwyz, Zug, Nidwalden, Uri und Obwalden entsorgen. Durch die Verbrennung des Abfalls wird Dampf erzeugt, der eine Turbine antreibt. Der daran angeschlossene Generator produziert ca. 155 Gigawattstunden Strom pro Jahr – genug, um den Bedarf von rund 38000 Haushalten zu decken. Ebenso entstehen im Betrieb grosse Mengen Abwärme. Diese wird zur benachbarten Papierfabrik geliefert und ersetzt dort jährlich 40 Millionen Liter Heizöl, so viel wie ein zehn Kilometer langer Güterzug mit Tankwagons. Der Ausstoss von CO2 wird dadurch allein in der Papierfabrik um 90000 Tonnen reduziert.
