Sie fragen, wir antworten!

Frage: Unser gut 3-jähriger Sohn bereitet uns Sorgen. In den letzten paar Wochen zeigt er extremes Verhalten, wenn er nicht seinen Willen bekommt. So schreit er laut und lange, wälzt sich am Boden, tritt nach uns und ist kaum mehr ansprechbar. So ein „Anfall“ kann manchmal bis zu 45 Minuten dauern. Ansonsten ist er ein liebes und sehr fröhliches Kind. Er versteht sich gut mit anderen Kindern und ist auch in der Spielgruppe gut integriert. Uns ist bewusst, dass er in der Trotzphase ist, aber wir fragen uns, ob dieses extreme Verhalten noch zum normalen Trotzverhalten zu zählen ist. Wie können wir unserem Kind helfen, sich während so eines „Ausrasters“ wieder zu beruhigen und ein Nein von uns besser zu akzeptieren?
Jufa: Es ist verständlich, dass die Wutanfälle Ihres Kindes Sie beunruhigen. Wir Eltern sind besorgt darum, dass es unseren Kindern gut geht und sie sich wohl fühlen. Gleichzeitig gehört dazu aber auch, dass wir ihnen nicht alle Wünsche erfüllen können und ihnen Grenzen setzen müssen. Gerade bei kleineren Kindern führt dies oft zu Unverständnis und Wut. Hinzu kommt im Alter von ca. 2 bis 5 Jahren die von Ihnen bereits erwähnte Trotzphase. Die meisten Kinder zeigen in dieser Altersphase Anzeichen von Trotz. Wie stark ausgeprägt die Trotzanfälle sind, unterscheidet sich jedoch von Kind zu Kind. Einige beruhigen sich nach kurzer Zeit des Weinens wieder, andere – wie auch Ihr Sohn – halten länger durch und zeigen die innerliche Erregung auch körperlich, z.B. mit Fusstritten. Es gibt Kinder, die so lange und ausdauernd schreien, bis ihnen buchstäblich die Luft ausgeht und sie kurzzeitig ohnmächtig werden. Wieder andere werfen mit Gegenständen oder schlagen mit dem Kopf gegen den Fussboden oder die Wand. Es gibt also sehr extreme Spielarten des Trotzes.
Wie können Sie nun Ihrem Kind helfen? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es sehr schwierig ist, das Kind zu beruhigen, wenn es mitten in einem Wutanfall steckt. Wie Sie selbst schon erwähnten, ist das Kind dann kaum ansprechbar, daher ist es besser, den Anfall einfach „durchzustehen“. Je nachdem, ob das Kind in der Wut Nähe oder Distanz braucht, kann es hilfreich sein, das in Kind in den Arm zu nehmen oder den Raum zu verlassen. Danach können Sie mit dem Kind über seine Gefühle sprechen und ihm diese spiegeln, z.B. „Jetzt warst du sehr wütend“. Sie können dem Kind auch ein Ventil anbieten, an dem es seine Wut auslassen kann, wie z.B. in ein Kissen schlagen, ein Kuscheltier beissen u.ä. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind sagen, was Sie nicht möchten, ihm aber gleichzeitig auch eine Alternative anbieten, wie z.B.: „Ich möchte nicht, dass du deine Spielsachen auf den Boden wirfst, wenn du wütend bist. Stattdessen kannst du ein Kissen werfen.“ Ebenfalls hilfreich kann sein, mit dem Kind einen Ort zu vereinbaren, wo es seinen Wutanfall ausleben darf, z.B. einen „Wüeti-Egge“, der mit Kissen, Kuscheltieren o.ä. Gegenständen zum Drauf-Schlagen oder Werfen eingerichtet ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden:
– Wutanfall aushalten.
– Danach dem Kind die Gefühle spiegeln („Jetzt warst du sehr wütend, weil du keine Schoggi haben durftest“).
– Dem Kind einen Rahmen bieten für das Ausleben der Wut (Ventile und Ort für die Wut).
– Dem Kind Grenzen aufzeigen, indem man ihm sagt, was man NICHT möchte, aber auch Handlungsalternativen bieten (Was ist ok – was ist nicht ok).
– Die Trotzphase kann eine sehr anstrengende Zeit sein für die Eltern. Daher sollten Sie als Mutter oder Vater darauf bedacht sein, sich vermehrt Erholungsphasen zu gönnen, indem Sie sich untereinander in der Kinderbetreuung abwechseln, oder sich auch – wenn immer möglich – mal wieder ein paar Stunden zu zweit ohne die Kinder zu erlauben.