CKW plant kein neues ‚Inwil‘ – «Es braucht ein Umdenken in der Energiefrage»

ro06_02_1103_CKW_21786Vergangene Woche teilte CKW mit, dass das grösste Solarkraftwerk der Schweiz in Inwil, das Strom für 2‘200 Haushalte produzieren und als Forschungsobjekt hätte dienen sollen, nach dem negativen Entscheid der Luzerner Regierung nun endgültig nicht gebaut wird. Felix Graf, Leiter Geschäftsbereich Energie und Mitglied der Geschäftsleitung, beantwortete dem «Rontaler» dazu einige Fragen.

 

Können Sie konkret sagen, welche Gründe sie bewogen haben, das Projekt endgültig zu ‚begraben‘? 

Wir planten, uns mit der Solar-Forschungsanlage auf die Energiewende, konkret auf den Um- und Ausbau unseres Verteilnetzes, vorzubereiten. Doch unsere Beweggründe für den Bau wurden von der Bewilligungsbehörde nicht anerkannt. Daher waren die Umsetzungschancen nach dem negativen Vorentscheid des Kantons sehr gering.

 

Ist man bei CKW nach dem ablehnenden Entscheid des BUWD schon dabei, Alternativen für die ‚Schweissmatt‘ zu entwickeln? 

Ein zu Schweissmatt vergleichbares Forschungsprojekt in dieser Dimension und auf dieser Netz-ebene haben wir nicht in petto. Die Strommengen, die wir auf der Schweissmatt nicht produzieren können, müssen wir über andere Kanäle kompensieren, sei es über unsere anderen Luzerner Projekte der erneuerbaren Energien, über Partnerwerke oder über Strom-
import. Auch arbeiten wir an kleineren Netz-Forschungsprojekten und werden prüfen, auf welchem Weg wir die offenen Forschungsfragen lösen könnten.

 

Gibt es schon konkrete Pläne? 

Ja, wir möchten das Potential der erneuerbaren Energien in der Region nutzen. Wir haben für Projekte im Bereich Kleinwasser- und Windkraft Gesuche eingereicht und zudem kürzlich unser Unterstützungsprogramm «Solarstrom macht Schule» für Luzerner Gemeinden lanciert, bei dem wir bis zu zwei Drittel der Investitionskosten von Solaranlagen auf Schul-hausdächern übernehmen. Mit insgesamt sechs Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien und einem Auftragsvolumen von gut 100 Millionen Franken möchten wir Strom für ca. 16‘000 Haushalte produzieren.

 

Gibt es im Zusammenhang mit der angekündigten Möglichkeit, Schulhausdächer solartechnisch zu nutzen, schon Neuigkeiten? 

Wir freuen uns sehr, dass bereits über ein Drittel der Luzerner Gemeinden ihr Interesse angemeldet haben, mit Unterstützung von CKW eine Solaranlage zu bauen.

 

Lässt das eigene Netz Ausbaukapazitäten im Umfang der ‚Schweissmatt‘ zu? 

Aktuell planen wir kein ähnliches Solarprojekt in diesem Umfang. Es wird in der Zukunft allerdings immer mehr kleine, dezentrale Solaranlagen geben. Deshalb wollten wir die Auswirkungen auf die Stabilität unseres Verteilnetzes testen.

 

Wie geht es in Sachen Zusammenarbeit mit der Hochschule weiter? 

Mit dem Projektabbruch entfällt auch für die Hochschule ein nah gelegenes Forschungsobjekt. Die Hochschule und CKW arbeiten weiterhin bei diversen anderen Projekten zusammen.

 

Wie lässt sich Ihrer Meinung nach die Energiewende realisieren, wenn solche Projekte von den Behörden abgelehnt werden? 

Das ist die entscheidende Frage. Es braucht ein Umdenken bei Politik, Verbänden und der Gesellschaft. Wir bedauern sehr, dass bei der Abwägung unterschiedlicher Nutzungs- und Schutzinteressen die erneuerbaren Energien oft nur zweite Wahl sind. Dies muss sich in Zukunft zwangsläufig ändern, damit die Schweiz ihre anspruchsvollen Zubauziele für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien erreichen kann.

 

Sie haben in Ihrer Medienmitteilung sechs verbleibende Projekte erwähnt. Worum handelt es sich dabei? 

Dies sind drei Kleinwasserkraftwerke (am Rümlig, an der Wald-emme und am Renggbach), zwei Windkraftanlagen (in Lutersarni, Entlebuch, und auf dem Lindenberg Nähe Hallwilersee) sowie die Solarinitiative «Solarstrom macht Schule» für die Luzerner Gemeinden.

Fragen: Sonja Hablützel