Berufsmatura: Auch der Betrieb profitiert

Fokus Beruf

Die Berufsmatura (BM) öffnet den Absolventen viele Türen. Doch inwiefern profitiert ein Unternehmen, wenn es Lernende mit BM-Zusatz ausbildet? Ein Besuch bei der angehenden Carrosserielackiererin Sabrina Bannwart aus Buchrain gibt Aufschluss.

Sie lackiert Busse und Reisecars, meist nach einem Schadenfall. Manchmal gilt es, Fahrzeuge nach den Vorstellungen der Kunden umzuspritzen. Arbeiten, die genau auf Sabrina Bannwart zugeschnitten ist, wie die 23-jährige Buchrainerin selber sagt. Eigentlich überraschend, fand sie doch erst über Umwege in die Berufsbildung. An der Kantonsschule war die Buchrainerin nicht mehr glücklich, konnte sich unmöglich vorstellen, noch fünf Jahre die Schulbank zu drücken. So begann sie eine Lehre zur Carrossierin Lackiererei. Da sie in der Berufsfachschule unterfordert war, entschloss sie sich, ab dem zweiten Lehrjahr parallel die Berufsmatura zu absolvieren. «Wenn man die Kapazität dazu hat, sollte man die BM unbedingt machen», ist Sabrina überzeugt. In erster Linie ging es ihr aber darum, sich für die Zeit nach der Lehre möglichst viele Wege offen zu halten. «Schliesslich bleibt heute kaum noch jemand sein Leben lang auf seinem Lehrberuf, gerade in der Carrosseriebranche.»

Konzentration aufs Praktische

Den Sprung von der Kanti in die Berufslehre inklusive Berufsmatura hat Sabrina Bannwart noch keine Sekunde bereut. Auch für ihren Ausbildungsbetrieb Bushandel.ch in Dagmersellen scheint sich das Lehrverhältnis mehr und mehr als Glücksgriff herauszustellen. «Ich muss mich nicht um die schulischen Belange kümmern, wie das bei anderen Lernenden der Fall ist. So kann ich mich voll und ganz auf die praktische Ausbildung konzentrieren», erzählt ihr Berufsbildner Sandro Höfler. Zudem behalte Sabrina – selbst in hektischen Situationen, wie sie in einer Carrosserie öfter mal vorkommen – die Ruhe. Ein weiteres Plus von BM-Absolventen: Man kann ihnen gewisse Verantwortung abtreten. Ein Beispiel: Im Gegensatz zu vielen anderen Lernenden, die einfach konsumieren, was man ihnen vorsetzt, kümmert sich Sabrina selbständig um den Lernstoff. «Wenn sie sich irgendwo unsicher fühlt und sich vertieft mit einem Thema auseinandersetzen möchte, kommt sie auf mich zu.»

«Pflichtbewusst und mitdenkend»

Keine Frage: Bei Bushandel.ch weiss man, was man an Sabrina hat. Auch wenn Werksleiter Sascha Florin zu Beginn noch etwas skeptisch eingestellt war gegenüber der Berufsmatura. Zumal die Lernenden im Betrieb anderthalb Tage pro Woche fehlen. Heute stört ihn das nicht mehr. Im Gegenteil. «Die zusätzlichen Abwesenheiten macht Sabrina problemlos wett – mit ihrer schnellen Auffassungsaufgabe, ihrem Pflichtbewusstsein und weil sie eben mitstudiert.» Diesen Sommer wird sie ihre 4-jährige Lehre abschliessen und dann noch zwei Monate Vollzeit-BM anhängen. Dieses Modell nennt sich BM 3 plus. Dass sie dies erfolgreich meistern wird, daran zweifelt bei Bushandel.ch niemand. In der Zwischenprüfung nach dem zweiten Lehrjahr belegte sie im Kanton Luzern den hervorragenden zweiten Rang. Kein Wunder, will man Sabrina über die Lehrzeit hinaus behalten. «Gute Lernende sind später auch gute Mitarbeitende», sagt Florin mit Blick auf die Zukunft des Unternehmens sowie der ganzen Branche.

Daniel Schwab