Bei Habermacher gibt’s nichts mehr zu habern

Aus der Wiedereröffnung am 16. August wird nichts. Die Bäckerei Habermacher bleibt geschlossen. Bild shab.

Am vergangenen Freitag informierte die Bäckerei Habermacher ihre Kunden, dass sie den Betrieb ab sofort einstellt und ihre Geschäfte in Ebikon, Littau und Kriens nach den Ferien nicht mehr öffnet.

Die Bäckerei Habermacher in Ebikon ist eine Institution. An allen sieben Tagen der Woche konnte man dort frische Brote, Gebäck, Patisserie und kleine Geschenke kaufen. Das im Geschäft integrierte Café war ein beliebter Treffpunkt, der morgens und nachmittags oft sehr gut besetzt war. Handwerker nutzten es für den Morgen- oder Znüni-Kaffee, nicht selten auch zum Mittagessen. Der entsprechende Wochenplan wurde jeden Montag per Newsletter verschickt. Angestellte aus umliegenden Firmen holten sich ihre Bestellung an der Theke ab. Nachmittags waren es oft Rentnerinnen und Rentner oder Mütter mit Kindern, die im Café plauderten, jassten oder eine Pause machten. An Sonntagen bildeten sich zuweilen lange Warteschlangen bis aufs Trottoir hinaus, weil die Gipfeli oder der Sonntagszopf von Habermacher weitherum einen guten Namen hatten. Abends war das Lokal gelegentlich für Vereine reserviert und bot den Rahmen für die Habermacher-Events, bei denen Werner Habermacher, der Vater der aktuellen Geschäftsleiter-Generation, mit seinem Akkordeon für Stimmung sorgte.

Wie jedes Jahr im Sommer machte die Bäckerei Habermacher auch dieses Jahr in den beiden Wochen um den 1. August herum Betriebsferien. Wer in den letzten Juli-Tagen noch im Geschäft war, wurde freundlich darauf aufmerksam gemacht. Gleiches war auf der Tafel beim Eingang zu lesen. Man konnte sich bereits darauf einstellen, dass am 16. August wieder alles wie immer ablaufen würde, was auch der Nachricht auf dem Telefonbeantworter der Filialen zu entnehmen ist. Inzwischen sieht jedoch alles anders aus, wie die Traditionsbäckerei ihren Kunden am vergangenen Freitag in einem knappen Mail mitteilte: «Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass …, wir den Betrieb und somit auch die Produktion und Lieferungen nach unseren Betriebsferien nicht mehr öffnen resp. wiederaufnehmen werden. Wir stellen jegliche Geschäftstätigkeit per sofort ein und können Sie darum nicht mehr beliefern.» Als Grund wurde die Überschuldung der Bäckerei Habermacher AG genannt.

Gemeinderat Mark Pfyffer, der für die Wirtschaftsförderung in Ebikon zuständig ist, hatte vorher nichts von der Betriebsaufgabe gewusst und war wohl ebenso überrascht von der Nachricht wie viele Ebikonerinnen und Ebikoner. Er bedauert, dass es so weit gekommen ist: «Der Treffpunkt wird fehlen», hält er fest. Nebst dem Hauptgeschäft in Ebikon sind auch die Filialen Kriens und Littau von der Schliessung betroffen.

Habermacher ist nicht die einzige Bäckerei, die in der jüngeren Vergangenheit schliessen musste. Bedauerlich ist, dass erneut ein Betrieb mit langer Geschichte aufgeben muss. Laut Website der Firma gründete Josef Habermacher in Schübelbach 1938 den Betrieb einer Backstube mit Laden und Restaurant. Der Umzug nach Ebikon erfolgte 1986, als Werner und Margrit Habermacher die dort ansässige Bäckerei Felber übernahmen. 20 Jahre später wurde die Bäckerei mit einem Café erweitert, was möglich wurde dank der Mitarbeit aller vier Kinder. Es kamen verschiedene Filialen dazu, die bis auf Kriens und Littau wieder geschlossen wurden. Die Gründung der Aktiengesellschaft im Jahr 2008 mit allen Kindern zeigt, dass mit der Bäckerei Habermacher AG nun auch ein echter Familienbetrieb, der von Schwiegersohn Daniel Habermacher geführt wird, vor dem Aus steht.

Sonja Hablützel