«Wir müssen mehr und besser informieren»

Sie plädieren für eine kundennahe, zeitgemässe Post: Urs Schwaller, VR-Präsident Post AG (rechts im Bild), und Stefan Kriz, Leiter Region Zentralschweiz bei PostNetz. Bild Alois Hodel.

LUZERN – Begegnung mit Post-Präsident
Urs Schwaller in Luzern

Veränderungen sind für die Schweizerische Post nichts Neues. Doch das aktuelle Tempo des gesellschaftlichen und technischen Wandels macht ihr und ihren Kunden zu schaffen. Post-Präsident Urs Schwaller setzt auf verstärkte Information und auf hohe Qualität der Dienstleistungen. Dies das Fazit seines öffentlichen Auftritts auf Einladung von CVP 60plus Zentralschweiz vergangene Woche in Luzern. 

Der ehemalige Freiburger Ständerat Urs Schwaller, der seit 2016 den Verwaltungsrat der Schweizerischen Post AG präsidiert, war der prominente Hauptreferent beim Informationsanlass der CVP 60plus Zentralschweiz zum Thema «Wie geht es weiter mit der Post?». Mit ihren nahezu 60’000 Beschäftigten und einem Betriebsertrag von annähernd 8 Milliarden Franken (2017) gehört die Post zu den bedeutendsten Unternehmungen des Landes. Ihre Kunden sind die gesamte Bevölkerung ebenso wie die Wirtschaft. Deren Bedürfnisse und Erwartungen sind vielfältig und oft auch widersprüchlich. Dazu kommt seit der Marktöffnung ein harter Wettbewerb: 90 Prozent der Post-Aktivitäten sind dem freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt.

Kerngeschäft unter Druck

«Die Digitalisierung setzt unser Kerngeschäft unter Druck», erklärte Urs Schwaller in seiner substanzreichen und spürbar engagierten Präsentation. Es werden immer weniger Briefe verschickt und Einzahlungen am Schalter getätigt. Die Paketpost dagegen verzeichnet hohe Zuwachsraten, steht aber unter starkem Preisdruck mit entsprechend tiefen Margen. Auf die veränderten Bedürfnisse der Kunden und die Entwicklung neuer Technologien müsse die Post mit neuen Dienstleistungen antworten, denn sie wolle in allen Bereichen klare Marktführerin bleiben. Als Beispiel führte Urs Schwaller das kürzlich mit Amazon abgeschlossene Geschäft zur Beförderung der Pakete aus dem Ausland an. Da gehe es um Wachstumsraten von Millionen Paketen pro Jahr, «und wenn wir das Geschäft nicht machen, machen es andere».

Qualität und Kundennähe

«Man ist in einzelnen Fällen unglücklich vorgegangen», räumte der Post-Präsident in Sachen Poststellen ein: «Zu rasch gehandelt, zu wenig informiert.» Bis 2020 soll die Zahl der Zugangsmöglichkeiten der Kunden um 350 auf 4200 zunehmen; es werden aber weitere klassische Poststellen durch Agenturen und neu gestaltete Filialen ersetzt. Ausgebaut wird auch der Hausservice. «Wir versuchen, den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden», versicherte Co-Referent Stefan Kriz, Leiter Region Zentralschweiz bei PostNetz, anhand konkreter Beispiele aus Stadt und Land. Die Post wolle «lieber in kundenfreundliche Dienstleistungen als in Beton investieren».

Dem Wandel anpassen

Urs Schwaller ist überzeugt, «dass es uns in den nächsten zwei bis drei Jahren gelingen wird, der Bevölkerung zu erklären, dass wir uns dem Wandel anpassen müssen». Über das Tempo beim Vollzug könne man diskutieren, «doch es wäre falsch, im Post-Gesetz die Zahl der Poststellen festlegen zu wollen». Entscheidend sei die hohe Qualität der Post-Dienstleistungen im Rahmen des Service public: «Wir müssen immer wieder aufzeigen, wie wichtig und wie gut dieses Angebot ist.»

Postauto AG: Bericht in Sicht

Angesichts der laufenden Untersuchung hielt sich Urs Schwaller beim Thema Postauto AG knapp: «Wir haben ein Problem wegen zu viel bezogener Subventionen. Das hätte nie passieren dürfen.» Der Fall werde jetzt durch ein externes Gremium aufgearbeitet. Der Post-Präsident hofft, vor Ende Juni das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Zu den Unregelmässigkeiten kam es etliche Jahre vor dem Amtsantritt Schwallers.

Von CVP 60plus Zentralschweiz organisiert

Der von alt Ständerat Paul Niederberger (Büren NW) moderierte Informations- und Diskussionsabend fand am 23. Mai in der Universität Luzern statt. Den Referaten von Urs Schwaller und Stefan Kriz schloss sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum an. Für feine musikalische Intermezzi sorgte das Trio Spätzli (Monika, Bättig, Andrea Stocker, Joseph Bachmann). Zur CVP 60plus Zentralschweiz, die den Anlass organisierte, gehören die entsprechenden Gruppierungen der Urkantone sowie Zug, Freiamt und Luzern. Im Kanton Luzern ist CVP 60plus in den Wahlkreisen Entlebuch, Hochdorf, Luzern Stadt und Land, Sursee und Willisau aktiv.

Sie plädieren für eine kundennahe, zeitgemässe Post: Urs Schwaller, VR-Präsident Post AG (rechts im Bild), und Stefan Kriz, Leiter Region Zentralschweiz bei PostNetz. Bild Alois Hodel.