Es ist ein Traum von vielen Jungen und Mädchen: Der Sprung in den Profisport. Erfüllt wird dieser Traum nur ganz wenigen. Die Nachwuchsförderung in der Zentralschweiz soll jetzt neue Perspektiven bieten.
Den ersten Schritt auf dem langen Weg hin zur Profifussballerin geschafft hat Joëlle Meister. Die 12jährige Adligenswilerin wurde kürzlich von der Credit Suisse Football Academy für Mädchen in Biel aufgenommen. Damit gehört sie zu den talentiertesten Fussballerinnen ihres Alters. Nur rund zehn Spielerinnen aus der ganzen Schweiz wird diese Möglichkeit jährlich eröffnet. Gestartet hat sie ihre junge Karriere beim FC Adligenswil. Über den FC Meggen gelang sie in die U13-Mannschaft des FC Luzern. Angelangt im Juniorenspitzenfussball trainiert sie seit Sommer 2014 als einziges Mädchen im Team von Elvin Bektesevic.
Neue Struktur
Ebenfalls seit Sommer des vergangenen Jahres ist die Nachwuchsförderung in der Zentralschweiz neu strukturiert. Ziel dieser neuen Organisierung ist die gezieltere Förderung von Jungtalenten bereits im frühen Stadium. Um die jungen Fussballtalente möglichst von Beginn an zu fördern, wurde die Löwenschule ins Leben gerufen. Diese spricht Jungen und Mädchen im Alter zwischen neun und elf Jahren an. Die Talente trainieren und spielen weiterhin bei ihren Stammvereinen, absolvieren aber ein zusätzliches Training pro Woche unter der Führung der Löwenschule. So bekommen Kinder mit ausserordentlichen Fähigkeiten die Chance, regelmässig auf hohem Niveau zu trainieren. Die Löwenschule ist auf acht regionale Stützpunkte aufgeteilt. Ungefähr 310 Fussballerinnen und Fussballer absolvieren zurzeit diese zusätzlichen Trainings.
Übergang zum Spitzenfussball
Besonders wichtig für die weitere Karriere junger Fussballtalente ist der Übergang vom Kinderfussball in die Stufe der 11- bis 13-Jährigen. Bereits hier entscheidet sich oftmals, in welche Richtung sich eine Laufbahn entwickeln wird: Gelingt der Einstieg in den Leistungssport oder bleibt es beim Breitenfussball? «In dieser Phase ist es besonders wichtig, die richtigen Talente zu erkennen und für eine intensivere Förderung zu rekrutieren», so Andy Egli, Nachwuchschef beim FC Luzern. Auf dieser Stufe wird damit begonnen, die aussichtsreichsten Talente in den grösseren Vereinen der Umgebung unterzubringen. Ab der Altersstufe U15 trainieren die erfolgsversprechendsten Spielerinnen und Spieler im Gesamtrahmen des «Team Innerschweiz» entweder beim FC Luzern, beim SC Kriens oder bei Zug 94. Dort werden sie gezielt ausgebildet.
Der Druck ist gross
Neuen Schub erhofft sich Andy Egli durch die im November 2014 eröffnete Pilatus Akademie auf der Allmend. «Die neue Infrastruktur ist für uns ein Riesengewinn», so Egli. In die Pilatus Akademie ist die Talent School der Frei’s Handelsschule eingezogen, welche sich an junge Talente aus Sport und Kultur richtet. Durch die unmittelbare Nähe zum Trainingsgelände bieten sich gerade für die Fussballer ideale Voraussetzungen. So können sich aussichtsreiche Kandidaten für den Spitzenfussball neben dem Sport auch einer konventionellen Ausbildung widmen. Dies ist eine Voraussetzung, um vom Förderprogramm des FC Luzern zu profitieren. «Alle Karten auf Fussball zu setzen, kommt bei uns nicht in Frage», stellt Andy Egli klar. Der Druck, möglichst viele junge Talente in die erste Mannschaft des FCL zu bringen sei zwar gross. Die Gefahr, die Jugendlichen mit zu viel Hoffnung ins Verderben zu führen aber noch grösser. Den Sprung in den Spitzenfussball wird auch mit der neuen Stuktur nur ein Bruchteil derjenigen schaffen, die jetzt in der Löwenschulte trainieren. Umso wichtiger ist es, von Beginn weg einen Plan B zu haben.
Saverio Genzoli
