Ein Ebikoner am Confederations Cup 2013 Bert Everts berichtet live aus Recife, Brasilien

Am Mittwoch 12. Juni ging‘s bei mir los. Ab nach Recife in Brasilien, um als einer von 650 Freiwilligen die Durchführung des Confederations Cup zu ermöglichen. In August 2012 hatte die FIFA die Bewerbungsprozedur gestartet; 130‘000 Freiwillige aus der ganzen Welt meldeten sich, um bei der WM 2014 dabei zu sein, wie dann auch in 2013 beim Vorbereitungsturnier; benötigt wurden 5‘000 in diesem Jahr, während man in 2014 mit 15‘000 Volunteers rechnet. Nach einem Internet-Test und einem Interview über Skype bekam ich anfangs Mai die Nachricht, dass ich als Medien-Volunteer in Recife zum Einsatz kommen würde. Recife, in der Provinz Pernambuco, ist ein Ort mit 1.5 Millionen Einwohnern im Nordosten von Brasilien, direkt am Atlantik. Für die Buchung sowie die Kosten von Flügen und Unterkunft ist der Freiwillige selbst zuständig; ich bekam schon schnell über eine Facebookfrage die Rückmeldung, dass ich die Wohnung eines Einwohners von Recife benutzen durfte. Eine sehr schöne Geste, auch wenn die Wohnung etwas weit weg ist von der neu erbauten Arena Pernambuco; vereinzelt war ich zweieinhalb Stunden unterwegs, bis ich an meinem Arbeitsplatz war.

Bauarbeiten mit grosser Verzögerung

Als ich am Donnerstag, 13. Juni, drei Tage vor dem ersten Spiel beim Stadion eintraf, waren noch dutzende Baufahrzeuge unterwegs, hunderte von Bauleuten waren immer noch damit beschäftigt, das Stadion und dessen direkte Umgebung startbereit zu machen. Ich war froh dass mindestens ein bespielbarer Rasen im Stadion war und auch die Tribüne stand. Viel mehr war aber auch nicht fertig. Während ich dies schreibe, am 21. Juni, wird immer noch fleissig gebaut in der und um die Arena.

Die Arbeit eines Medien-Volunteers

Medien-Volunteer sind verantwortlich für die schreibende Presse und für die Photographen aus aller Welt. Zu unseren Zuständigkeiten gehören das Betreiben eines Medien-Zentrums, die Begleitung der Pressekonferenz, die Koordination von Photographen am Spielfeldrand, die Begleitung der «Mixed Zone (wo sich die Spieler Auge in Auge mit der Presse treffen)». Zudem verteilen wir verschiedenste Dokumente wie Aufstellung und Statistiken an die Medien wie auch an alle VIPs und VVIPs und übernehmen auf der Medientribüne die Organisation. Ich durfte die Organisation- und Personalplanung der Medien-Volunteers übernehmen und war bei den Trainings wie auch an den Spielen auf der Medientribüne im Einsatz. Damit war ich als einer der wenigen «Voluntarios» in der Lage, alle drei Spiele live mitzuverfolgen. Vor allem das Spiel Italien – Japan hat dabei einen Riesen-Eindruck hinterlassen; die Stimmung im Stadion war hervorragend und das Spiel mit insgesamt sieben Toren, 4:3 für Italien, war ein Leckerbissen für jeden objektiven Zuschauer.

Friedliche Proteste in Recife 

Am Rande der Veranstaltung machte sich ein riesiger Protest breit in Brasilien. Ein Protest, der sich vor allem gegen die Politiker im Lande richtet. Themen wie Korruption, ein schlechtes Bildungssystem, ein ungenügendes Gesundheitssystem, stark steigende Kosten für den öffentlichen Verkehr und auch die Milliarden, die in den Stadien investiert werden, bringen vor allem die brasilianischen Jugendlichen in Rage. Mehr als 100‘000 Demonstranten waren am 20. Juni bei der Protest-Parade in Recife mit dabei, friedlich, mit der ganz klaren Botschaft, dass Brasilien verändert werden muss. Es ist schwierig abzuschätzen, was dies für die WM bedeutet. Die Organisation vor Ort wie auch der Zustand der Stadien, des öffentliche Verkehrs und aller Dienstleistungen, die es braucht für ein solches Turnier, waren derart ungenügend, dass wir noch mit einigen Überraschungen rechnen können.

Schwierige Verständigung

Wenn sich jemand 2014 auf den Weg nach Recife macht, seid euch bewusst, dass es extrem viel regnet, dass es sehr viele Mücken hat in dieser Gegend, dass (fast) niemand englisch oder deutsch spricht, und dass die Kriminalität leider immer noch allgegenwärtig ist. Trotz den teilweise negativen Erlebnissen nehme ich viele schöne und eindrückliche Begebenheiten mit aus zehn Tagen Recife. Möchtet ihr mehr dazu wissen, schaut euch meinen Blog an auf:
berteversconfedcup2013.blogspot.ch

Euer Bert Evers