Rooter Herzstück wird wiederbelebt

In der «Rössli»-Gaststube soll Charakteristisches erhalten bleiben. Bilder Louis Brem
In der «Rössli»-Gaststube soll Charakteristisches erhalten bleiben. Bilder Louis Brem

ROOT – Das «Rössli» soll seine Rolle als Seele des Dorfes zurückerhalten

Die Verantwortlichen wollen mit der Renovation, Sanierung und Erneuerung des alten Rössli-Baus den Rooter Dorfkern neu beleben. Das Restaurant soll wieder zur Dorfbeiz sowie zu einem Kultur- und Vereinstreffpunkt werden. Zudem entsteht im Zug des Projekts «Rössli» eine alters- und nutzungsdurchmischte Wohnüberbauung. Die Baubewilligungen für das Projekt sowie die Erweiterung des Gasthauses wurden bereits im vergangenen Jahr erteilt.

Bei der Renovation des Gasthauses wird die originale Bausubstanz möglichst erhalten und lediglich den aktuellen Anforderungen angepasst. Auch in der Gaststube wollen die Verantwortlichen Charakteristisches wie beispielsweise den Ofen oder die holzverzierten Wände erhalten. Das Untergeschoss mit den gewölbten Kellern bleibt ebenfalls bestehen. Der 1997 abgebrochene Anbau wird in neuer Form wieder aufgebaut und soll zu einem grosszügigen Gastraum inklusive zeitgemässer Küche werden. Auf der strassenabgewandten Südseite des Gasthauses entsteht zudem eine Gartenwirtschaft. Verläuft alles nach Plan, erfolgt der Spatenstich für die Erweiterung schon im Juni oder Juli dieses Jahres. Bereits im Januar 2011 konnte mit dem neuen Pächter des Restaurants, Samuel Vörös, ein Pacht-Vorvertrag unterzeichnet werden. Vorös ist ein erfahrener Gastrounternehmer. So entwickelt und betreibt er mit der Corbeau AG beispielsweise Betriebe wie die «Brasserie Bodu» oder die Restaurants «zur Werkstatt» und «Libelle».

In der «Rössli»-Gaststube soll Charakteristisches erhalten bleiben. Bilder Louis Brem
In der «Rössli»-Gaststube soll Charakteristisches wie das Buffet und der Kachelofen erhalten bleiben. Bilder Louis Brem

Wohnprojekt «Rössli»

Im Zuge des, sich bereits im Bau befindlichen, Wohnprojekts «Rössli» entstehen erschwingliche Wohnungen in einer alters- und nutzungsgemischten Siedlung, die dem verdichteten Bauen und Wohnen gerecht wird. Bei der Planung überzeugte das architektonische Projekt «Strassendorf Gartenstadt» von Bühler & Wicki Architekten AG aus Root in Zusammenarbeit mit Bischof Gruber Architekten aus Zürich und der Dové Plan AG aus Luzern. Eigentümerin der Immobilien ist die Pensionskasse Stiftung Abendrot aus Basel. Im «Hofhaus» an der Neuen Perlenstrasse wird ein Wohnhaus gebaut, welches in Zusammenarbeit mit der Stiftung Alterssiedlung Root entwickelt wurde. Bereits zum Jahreswechsel konnten die Verträge zwischen den beiden Stiftungen bereinigt und unterzeichnet werden. Um das Angebot des Alters- und Pflegeheims Unterfeld zu erweitern, entstehen zwei Wohngruppen mit 22 Pflegeplätzen. Da die, neun Plätze umfassende, Wohngruppe im Erdgeschoss über einen geschützten Garten verfügt, ist sie für demenzkranke Menschen geeignet. Im ersten Obergeschoss entstehen weitere 13 Pflegeplätze. In beiden Wohngruppen sollen die Bewohner und Bewohnerinnen ihren Alltag möglichst «normal», das heisst nahe an der Wohnerfahrung zuhause, leben können. Im zweiten und dritten Obergeschoss werden 16 alters- und behindertengerechte Wohnungen geschaffen. Vermietet werden diese durch die Stiftung Abendrot, die Stiftung Alterssiedlung Root ist jedoch für das Angebot optionaler Dienstleistungen wie Pflege, Mahlzeiten oder Haushaltshilfe zuständig.

Mit dem Bau des Wohnraums wurde bereits im Oktober 2016 begonnen. Bild Sandra Auf der Maur
Mit dem Bau des Wohnraums wurde bereits im Oktober 2016 begonnen. Bild Sandra Auf der Maur

Gasthaus mit traditionsreicher Vorgeschichte

Das «Rössli» hat eine lange Tradition. Es wurde erstmals 1602 im Verzeichnis der Besitzrechte der Grundherrschaft der Pfarrkirche Root erwähnt. 1772 stieg es, aus traurigem Anlass, zur Hauptwirtschaft des Dorfes auf: Der Wirt des Gasthauses «Hirschen» hatte die aufständischen Rooter angeführt, die den Friedensschluss der Luzerner Regierung mit den reformierten Gegner nicht akzeptieren wollten. Als die katholischen Innerschweizer gegen die Berner Truppen verloren war dies das Ende des Bauernaufstandes. Infolgedessen wurde der Hirschen geschlossen und sein Wirt geköpft. Seit 1994 steht das «Rössli» jedoch leer, 1998 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Die Denkmalpflege betonte dabei die «herausragende ortsgeschichtliche und bauhistorische Bedeutung» des Gebäudes und die «einzigartige familiengeschichtliche Kontinuität». Das Gasthaus hatte sich rund 260 Jahre im Besitz der Familie Petermann befunden. Ende der 90er-Jahre begann man nach Ideen zu suchen, wie man den Bau wiederbeleben könnte. Im Austausch zwischen Eigentümern, Denkmalpflege, kantonalen Dienststellen und der Gemeinde Root sowie den Planungsbüros einigte man sich schliesslich 2011 auf oben genannte Lösung.

Wer sich für die Entwicklung des Projekts interessiert, kann auf der Homepage www.rössli-root.ch/film einen ersten Eindruck gewinnen. Silvia Haselbeck und Erich Langjahr begleiten den Bau mit der Filmkamera und dokumentieren die Wiederbelebung eines – für immer verloren geglaubten – Gasthauses.

Stefanie Egli