«Mein erster Berg – Ein Rigi-Film» läuft nun im Kino

Am Donnerstag, 22. November 2012, 20.30 Uhr ist der Film «Mein erster Berg» von Erich Langjahr erstmals zu sehen. Die Premiere mit vorgängigem Apéro findet im Kino Bourbaki statt. Ausserdem läuft der Film zurzeit auch in Zug, Schwyz, Einsiedeln und Buochs. Aus Anlass des Kinostarts stellt der «Rontaler» dem Rooter Filmemacher ein paar Fragen.

Wie lässt sich der Inhalt Ihres Rigi-Films in drei Sätzen beschreiben?
Nicht nur für mich ist die Rigi der erste Berg, sondern auch für den Älpler Märtel Schindler. Er lebt und arbeitet wie schon seine Vorfahren an diesem Tourismus- und Freizeitberg. Ich lotete in diesem Film die Mitte aus, die Mitte einer Landschaft und die Mitte eines Lebensbildes. Dies auch im Sinne eines Zeitbildes aus der Mitte der Schweiz.

Weshalb sollte man diesen Film sehen?
In einer Zeit, in der die Urbanisierung des ländlichen Raumes immer mehr fortschreitet und das Städtische die Welt beherrscht, verliert das Land laufend. Und das unter einem beinahe zwangshaften Markt, der alles beherrscht. Der Film gibt ein Gegenstück dazu. Viele Städter haben eine starke ländliche Seite in sich, die sie in der Freizeit und in den Ferien kompensieren. Die Reflexion über diesen Widerspruch von Stadt und Land finde ich wichtig, denn letztlich verliert nicht nur das Land, sondern wir alle, weil Land ein Teil von uns allen ist.

Wieso heisst der Film «Mein erster Berg»?
Ich bin in der Innerschweiz aufgewachsen, und bereits als Kind hat mich die mächtige Kulisse der Rigi beeindruckt. Sicher war die Rigi auch eines der ersten Ausflugsziele mit meinen Eltern, doch der Titel «Mein erster Berg – Ein Rigi-Film» meint aufs Erste eher den für mich prägenden Eindruck dieses Berges, der mich als Bild fasziniert hat, und das ist bis heute so geblieben.

Welche Beziehung haben Sie zur Rigi?
Die Rigi ist mein persönliches, verinnerlichtes Motiv, als Ausdruck meiner eigenen innerschweizerischen Identität. Dieser Film ist mein Versuch, mich im Hier und Heute meines kulturellen Lebensraumes verstehen zu wollen, auch im Sinne von einem, der hier zu Hause ist.

Was hat Sie an diesem Thema gereizt?
Ich stellte mir zwei einfache Fragen. Wie erlebe ich die Rigi als Zeitzeuge, als einer der heutigen Generation? Was erlebe ich auf der Rigi, was nehme ich wahr im Sinne eines Seismographen, als einer mit der Kamera in der Hand? Auf dieses Abenteuer wollte ich mich einlassen!

Wie lange dauerte es von der ersten Idee bis zum fertigen Film?
Das Drehen im Alltag auf der Rigi ist von den verschiedensten Faktoren bestimmt; das richtige Wetter, der richtige Zeitpunkt, Unvorhergesehenes etc. Deshalb erstreckten sich die Dreharbeiten über fünf Jahre. Gleichzeitig erfolgten auch der Schnitt und die Erarbeitung der Dramaturgie des Filmes in diesem langen Zeitraum.

Welche besonderen Herausforderungen hatten Sie zu meistern?
Ich mache Dokumentarfilme, weil mich das interessiert. Ich könnte mir gar nichts Spannenderes ausdenken als das, was ich in der Wirklichkeit mit der Kamera sehe und erlebe. Meine Arbeit ist es anschliessend, das Erlebte in einen Film zu verdichten. Mein Anspruch ist ein poetischer Film, der näher am Musikalischen, Dichterischen und Malerischen ist als am nur Informativen. Das gedrehte Material besteht zuerst einmal «nur» aus Bildern, die für sich stehen und die noch nichts erzählen. Ich frage diese Bilder auf ihre Bedeutung ab und füge sie dann in einem langen Arbeitsprozess der Montage zu einem Ganzen zusammen, indem ich mein Material laufend befrage und analysiere. Was haben die Bilder miteinander zu tun? Was für eine Geschichte erzählen sie mir? Was für eine Botschaft ist in ihnen verborgen?

Wie so viele Dokumentarfilmmacher produzieren Sie Ihre eigenen Filme. Geniessen Sie dadurch eine Art Narrenfreiheit?

XXXXXXXXXXXXX  Frage wird kursiv!

Ich habe meinen eigenen, vielleicht etwas speziellen Produktionsrhythmus. So wie ich arbeite, muss ich meine Filme selber produzieren. Als Produzent Langjahr muss ich Geduld mit dem Filmer Langjahr haben, der an allem länger hat als eigentlich normal. Doch ich könnte mir keinen anderen Gestaltungsprozess vorstellen, als diese Freiheit zu haben.

Wie wichtig ist die Musik?
Wie beim Film «Das Erbe der Bergler» stammt die Musik von Hans Kennel. Er ist ein grosser Kenner von volksmusikalischen Traditionen. Die Rigi ist ihm sehr vertraut, da er am Fusse der Mythen aufgewachsen ist. Als Knabe hat er selber Vieh von Goldau her auf die Rigi getrieben. Hans Kennel bringt die Klänge der traditionellen Schweizer Musik, das heisst der Alpen-Musik mit seiner Erfahrung im Jazz zusammen. Sein musikalischer Ausdruck, sei es mit seinen Instrumenten Alphorn und Büchel oder vokal, kommt ganz von ihm selber. Er spielt eine Musik, die in den tieferen Schichten des Menschen wurzelt. Auch die Stimme von Hans Kennel im Duo zusammen mit der Sängerin Betty Legler ist im Film ein zentrales und wichtiges Ereignis.

Der wievielte Film war der Rigi-Film für Sie?
«Mein erster Berg – Ein Rigi-Film» ist der neunte abendfüllende Kinofilm. Früher habe ich auch Kurzfilme und eine Anzahl Auftragsfilme gemacht.

Die Schweiz ist bekannt als hartes Pflaster für das Filmbusiness. War Filmen Ihre Hauptbeschäftigung, oder mussten Sie einem anderen «Broterwerb» nachgehen?
Ich bin seit 1971 selbstständiger Filmschaffender und konnte bis jetzt aus dieser Tätigkeit leben. 1994 gründete ich zusammen mit Silvia Haselbeck unsere eigene Produktions- und Verleihfirma.

Gibt es schon neue Projekte, die Sie in Angriff nehmen wollen?
Wie es filmisch weiter geht bei mir, weiss ich im Moment nicht. Der Schritt zum Zuschauer, indem ich mich jetzt befinde, erfordert meine ganze Kraft.

Sonja Hablützel

Silvia Haselbeck und Erich Langjahr beim Filmen auf der Rigi.
Bild zgv