Die ersten Bagger für die KVA Perlen sind aufgefahren

Die ersten Maschinen und Baucontainer sind auf der KVA-Baustelle in Perlen installiert. 2016 wird die neue Anlage den Vollbetrieb aufnehmen.

Am 20. August starteten die Bauarbeiten für die neue Kehrichtverbrennungsanlage in Perlen. Der «Rontaler» sprach mit Ruedi Kummer, dem Gesamtleiter des Projektes, und liess sich über das Vorhaben informieren.

Weshalb hat man sich für einen Neubau entschieden?
Die Kehrichtverbrennung Luzern im Ibach wurde 1971 gebaut und ist nun langsam am Ende ihrer Lebenszeit angelangt. Sie ist überdies zu klein für den Entsorgungsraum Zentralschweiz und sie hat keine zeitgemässe Energienutzung. Deshalb hat man sich auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht.

Können Sie uns kurz erklären, was das Besondere an der neuen KVA sein wird?
Sie hat einen ganz hervorragenden Wirkungsgrad. Dies wiederum hat zu tun mit dem Standort in der Nähe der Papierfabrik Perlen. Im Vordergrund einer Kehrichtverbrennung steht heute die Energienutzung. Schon seit längerem hat man sehr gute Emissionswerte oder Rauchgaswerte. In den letzten Jahren hat man begonnen, die Anlagen dorthin zu bauen, wo man deren Energie nutzen kann. Eine Papierfabrik ist immer ein Grossbezüger von thermischer Energie, um das Papier zu trocknen. Eine Kehrichtverbrennung ist immer ein Grosserzeuger von Wärme. Die Wärme kann man bis zu einem gewissen Grad «verstromen», den Rest brauchen wir hier, um das Papier zu trocknen. So können wir 40 Mio. Liter Öl ersetzen und damit auch riesige Mengen an CO2 einsparen. Das ist das Besondere am Standort Perlen.

Wie hoch sind die geschätzten Kosten?
Der Kostenvoranschlag liegt bei 320 Mio. Franken. Wir hoffen natürlich, dass wir diesen Betrag unterbieten können.

Von wem wird das Werk finanziert?
Die Renergia Zentralschweiz AG ist eine Aktiengesellschaft. Aktionäre sind die Zentralschweizer Abfallverbände aus den Kantonen Obwalden, Nidwalden, Luzern, Uri, Schwyz und Zug sowie die Perlen Papier AG. Die Aktionäre finanzieren das Projekt mit dem Aktienkapital von 100 Mio. Franken, der Rest wird fremdfinanziert über Banken.

Weshalb hat man den Standort Perlen ausgewählt?
Der ist in mehrfacher Hinsicht ideal. Einerseits hat man einen Standort gewählt, wo man die thermische Energie los wird. Früher hat man Kehrichtverbrennungen irgendwo abseits gebaut, wo sie niemanden störten. Mit den heutigen Rauchgaswerten sind KVAs kein Thema mehr in der Lufthygiene. Deshalb sucht man heute Standorte, wo man möglichst viel Energie los wird. In Zürich, Bern, Basel, Lausanne, Winterthur und weiteren Städten stehen die KVA mitten in der Stadt und beheizen grosse Teile der umliegenden Quartiere. Hier haben wir uns für einen Industriestandort entschieden, wo man Tag und Nacht riesige Energiemengen aus dem Verbrennungsprozess nutzen kann. Dann ist der Standort optimal von der Erschliessung her. Er liegt unmittelbar an einem Bahngleis, und wir sind ein paar hundert Meter von einem Autobahnzubringer entfernt. Man kommt auf die Anlage, ohne durch ein Dorf zu fahren.

Wie sieht das Terminprogramm aus?
Der Baubeginn hat sich um rund eineinhalb Monate verschoben. Nach heutiger Planung sollten wir diese Verzögerung jedoch aufholen. Jetzt sind der Tiefbau und die Kanalbrücke dran. In rund einem Jahr, wenn der Hochbau so weit ist, wird das Innenleben montiert, das sind Kessel, Feuerungen, Rauchgasreinigung und Energieerzeugungsanlage.

Wann wird der erste Abfall nach Perlen gebracht?
Wir rechnen mit Januar 2015. Natürlich kann man eine solche Anlage nicht bauen und einfach auf den Startknopf drücken. Die Inbetriebsetzung ist ein kontinuierlicher Prozess mit Testfahrten, Reinigungen etc. Wir rechnen, dass im April der Dauerbetrieb mit beiden Verbrennungslinien einsetzt.

Woher kommt danach der Abfall, der in Perlen verbrannt wird?
Allein die Siedlungsabfallmenge der genannten Verbände beträgt 140‘000 Tonnen. Aus Industrie und Gewerbe kommen normalerweise nochmals so viel, wir rechnen jedoch vorsichtig mit 60‘000 Tonnen.

Für welche Kapazitäten wird die neue KVA ausgerüstet sein?
Sie ist geplant für 200‘000 Jahrestonnen, und wir glauben, dass wir diese Menge erreichen.

Mit welcher Auslastung rechnen Sie am Anfang?
Bei den Siedlungsabfällen ist es relativ klar: Viele Verbände haben Verträge mit anderen Anlagen. Sobald diese auslaufen, wird am Tag danach hier angeliefert. Das kann relativ schlagartig geschehen. Bei Bau-, Industrie- und Gewerbeabfällen wird das ein Herantasten sein. Die grösseren Entsorger werden rasch beginnen, die Preise zu vergleichen, und sich dann entscheiden.

Erfolgen die Anlieferungen mit Lastwagen oder auf der Schiene?
Von der Infrastruktur her ist beides möglich. Allerdings macht ein Bahntransport nur dann Sinn, wenn man 100 Kilometer mit einer grösseren Menge zurücklegen kann. In den Distanzen, mit denen wir es hier zu tun haben, wird sich ein Bahntransport kaum lohnen, weder ökologisch noch ökonomisch und wird vielerorts gar nicht möglich sein, weil für Güter immer weniger Geleise und Verladebahnhöfe zur Verfügung stehen. Deshalb erwarte ich nicht, dass grössere Mengen mit der Bahn kommen.

Gibt das nicht sehr viel Mehrverkehr?
Die Verkehrsführung war schon früh ein Anliegen der Gemeinde Root. Die Lastwagen dürfen nicht durch die Gemeinde Root fahren, sondern müssen über den Autozubringer Buchrain kommen. Sie gelangen hierher, ohne einen Meter durch bewohntes Gebiet zu fahren. Auf der Perlenstrasse besteht ab Kanalbrücke Richtung Root unterdessen ein Lastwagenfahrverbot.