Kritik am neuen öV-Regime im Rontal zeigt Wirkung

Mit dem Fahrplanwechsel vom 15. Dezember 2019 wird die VBL-Linie 1 vom Quartier Obernau, Kriens bis nach Ebikon, Fildern geführt. Die Linien 22 und 23 enden mit dem neuen Konzept am Bahnhof Ebikon. Massive Verspätungen, verpasste Anschlüsse und überfüllte Busse führen seit Wochen zu heftiger Kritik am neuen öV-Regime im Rontal. Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) sieht sich veranlasst, zusammen mit den VBL die Angebotsqualität und -quantität baldmöglichst zu verbessern.

In einer Medienmitteilung vom 21. Januar 2020 kündigt der Verkehrsverbund Luzern
Sofortmassnahmen für eine bessere öV-Qualität im Rontal und in der Stadt Luzern an. Der
VVL teilt mit, dass er den dringenden Handlungsbedarf erkannt hat. Ziel der
Sofortmassnahmen ist es, die Kapazitäten zu erhöhen, die Pünktlichkeit der Linie 1 zu
verbessern und die Anschlüsse möglichst zu gewährleisten. Der VVL kündigte weitere
Massnahmen an, die er wegen denn laufenden Abklärungen mit vbl zu diesem Zeitpunkt
noch nicht kommunizieren konnte. Die angekündigten Sofortmassnahmen vermochten aber
die betroffenen Gemeinden, die Ortsparteien, die Nutzerinnen und Nutzer des öV und
weitere Akteure nicht zu befriedigen. Der Verkehrsverbund gab in einer weiteren Medienmitteilung vom 27. Januar 2020 zusätzliche öV-Verbindungen vom
Rontal nach Luzern bekannt. 

Wegen des erforderlichen Vorlaufs für die Fahrzeug- und Personaldisposition und dem Spezialfahrplan mit Extraleistungen während der Fasnacht können die Verstärkungsmassnahmen erst auf den Montag, 2. März 2020 umgesetzt werden. Ab Montag, 2. März 2020 verkehren morgens zwischen 6 und 8 Uhr wieder alle 30 Minuten Direktverbindungen von Buchrain Dorf bis Bahnhof Luzern sowie abends zwischen 16 und 19.30 Uhr vom Bahnhof Luzern bis Buchrain Dorf.

Im Weitern wird mitgeteilt, dass im Hinblick auf den nächsten Fahrplanwechsel unter
Einbezug der Gemeinden, der Kundenrückmeldungen und der laufenden Erfahrungen aus
dem Betrieb zusätzliche Verbesserungen im Rontal und in der Stadt Luzern geprüft und dann in die Fahrplanvernehmlassung gegeben werden.

Reaktionen

Aufgrund der Medienmitteilung des VVL vom 21. Januar 2020 hat der Gemeinderat von
Buchrain auf die angekündigten Sofortmassnahmen am 22. Januar mit einer
Medienmitteilung reagiert und für Buchrain eine bessere öV-Qualität gefordert. Verlangt
werden die Einführung von Direktkursen oder –anbindungen sowie Fahrplan- oder
Linienanpassungen. Auf die Medienmitteilung des VVL vom 27. Januar antwortet der
Gemeinderat Buchrain am 4. Februar 2020 mit einer weiteren Medienmitteilung, worin
unter anderem zu lesen ist: „Der Gemeinderat Buchrain ist erfreut, dass der dringende
Handlungsbedarf erkannt, die Kapazitäten kurzfristig erhöht und die Reisezeiten zu den
Hauptverkehrszeiten verkürzt werden. Er hofft, dass damit die notwendige Fahrplanstabilität verbessert wird und erachtet dies als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Es sind jedoch noch weitergehende und nachhaltigere Korrekturen notwendig.

Der Gemeinderat Buchrain begrüsst dazu ausdrücklich den Runden Tisch zu Verbesserung
der öV-Qualität im Rontal.“ Seine Erwartungen und Forderungen formuliert er in Sofort-,
mittel- und langfristigen Massnahmen.

Heinz Schumacher, Gemeindepräsident von Root, äussert sich am Telefon auch sehr kritisch zum derzeitigen öV-Regime auf der Linie 23:“Ich bin gar nicht glücklich. Das Angebot hat sich für die Rooter klar verschlechtert. Die Anschlüsse beim Bushub Ebikon klappen nicht, da dieser nicht richtig funktioniert. Ebenso hat sich der Verbindungstakt gegenüber vorher verschlechtert. Der Gemeinderat Root ist mit den Verantwortlichen des VVL in Kontakt und verlangt Lösungen mit deutlichen Verbesserungen auf der Linie 23.“

In einem Postulat an den Kantonsrat vom 23. Januar 2020 verlangt die SP-Kantonsrätin
Marianne Wimmer–Loetscher, Ebikon und Mitunterzeichnende, der Regierungsrat sei zu beauftragen, sich beim VVL für die sofortige Verlängerung der Buslinien 22 und 23 bis an den Bahnhof Luzern einzusetzen, bis der Bushub am Bahnhof Ebikon in Betrieb genommen wird. In einer Stellungnahme vom 28. Januar 2020 hält die Postulantin fest: „Mit Genugtuung nimmt die SP zur Kenntnis, dass auf Intervention des VCS, der Bevölkerung sowie der Politik, der VVL und die VBL erste Massnahmen zur Optimierung der Situation eingeleitet haben und zudem ab 2. März 2020 in Aussicht stellen, die Linie 22 während Stosszeiten bis an den Bahnhof Luzern fahren zu lassen. Die SP begrüsst diese Entwicklung, bleibt aber kritisch gegenüber dem Vorhaben, alle Haltestellen bis zum Bahnhof Luzern zu bedienen. Dies könnte zu zusätzlichen Fahrplanverzögerungen führen. Die SP unterstützt und fordert ein effektives, effizientes und kundenfreundliches öV-Netz.

Auch die FDP.Die Liberalen Ebikon fordern in einer Medienmitteilung vom 23. Januar 2020 eine nachhaltige Lösung für den öffentlichen Verkehr in Ebikon. Auf die Frage, ob mit den zusätzlichen Verbindungen ab März 2020 die Probleme mit dem neuen öV-Regime im Rontal gelöst oder zumindest entschärft sind, nimmt der Präsident der FDP Ebikon, René Friedrich, wie folgt Stellung: „Mit der zusätzlichen Verbindung sind allenfalls die Probleme für Buchrain entschärft. Das Grundproblem aber bleibt: Ohne Viertelstundentakt der S-Bahn ist die Umsteigebeziehung am Ebikoner Bahnhof nicht attraktiv. Mit der Verlängerung des 22er nach Luzern macht zudem der Bushub noch weniger Sinn. Die neue Lösung ist auch ökologisch nicht zielführend: Statt der ursprünglichen Idee, die Dieselbuslinien nach Luzern durch den Trolleybus zu ersetzen, fahren nun wieder zwei Dieselbuslinien plus der Trolleybus nach Luzern. Die grosse Anzahl Busse dürften auch die Verkehrssituation auf der Strecke Ebikon-Luzern für alle Verkehrsteilnehmer verschärfen.“

Im Weiteren fordert der FDP-Präsident den Viertelstundentakt für die S-Bahn. Nach seiner Ansicht ist sie die einzige dauerhaft zuverlässige und kapazitätsstarke Lösung. Die Parteien und Kommissionen müssten bei der Ausgestaltung des öV-Angebots in Zukunft unbedingt auch einbezogen werden.

Es ist wohl für viele erstaunlich, dass solch grosse Verkehrsprojekte in ihren Auswirkungen und Konsequenzen nicht besser geplant und umgesetzt werden.

Jost Peyer