Kuh – rioses
Als Stadtmensch wurde ich in jungen Jahren nicht gerade verwöhnt mit ländlich-idyllischem Umfeld. Ausgenommen einige Stadtparks, beschränkte sich das Territorium meiner Heimatstadt eher auf die verwinkelten Gässchen, Hinterhöfe und Lauben. Damit der bleiche Hansli wieder mal etwas Farbe bekam und zu Kräften kam, schickten mich die Eltern jeweils in den Sommerferien zu lieben Verwandten auf einen Bauernhof im Emmental, wo ich mich unter Hühner-Gegacker, Kuhglocken-Gebimmel und quietschenden Schweinen sauwohl fühlte. Die Kühe hatten damals noch alle Hörner und wenn Bauer Fritz heute noch lebte, würde er sich beim Anblick der neuzeitlichen Kosten-Nutzen-Horn-kastrierten Rinder noch im Grabe umdrehen und laut aufheulen. 80 Prozent aller Kühe gehen derzeit hornlos durch ihr kurzes Leben, obschon das Horn etwa gar nicht ein gefühl- und lebloser Teil ihres Körpers ist (hat mir mal der Fritz gesagt). Und dann erst noch den Kühen wegen ein paar gestressten Anwohnern die Glocken wegnehmen, oder etwa Schaf- oder Geissen-Glöcklein umschnallen, wäre total absurd und hirnverbrannt, dabei wirkt doch das Kuhglockenläuten auf mein Gemüt und meine Seele wie Balsam. Gefühle aus früheren Zeiten werden wach und ich verstehe das «blöde Gstürm» um die heimeligen Glockenklänge überhaupt nicht. Heute gibt es kaum eine Gemeinde, welche nicht schon mal mit «Kuhglocken-Miesmachern» zu tun hatte, und immer wieder tauchen sie auf, die Nörgler und Meckerer der Nation, welche unseren Seelenfrieden stören. Viel lieber wäre es ihnen, an Stelle von weidenden, glockenbimmelnden Kühen oder Schafen, einen Tennis- oder Golfplatz vor ihrer «bescheidenen Hütte» zu haben, oder sonst was «Ku(h)rliges». Ich kann nur hoffen, dass die paar wenigen Stänkerer nicht überhand nehmen und alsbald nur noch sie das Sagen haben.
Housi meint: «Eine Kuh ohne Glocken ist wie ein Golfplatz ohne Löcher!»
Kolumne von Hans (Housi) Mathys, Ebikon