Kommt es zur Fusion zwischen Honau und Root?

Letztes Jahr wurde der Gemeinderat Honau damit beauftragt, das Potenzial einer Fusion mit Gisikon und Root zu prüfen. Seit kurzem liegt nun das Ergebnis der Abklärungen mit Exekutiven beider Gemeinden in Form eines Planungsberichts vor. Der Gemeinderat Honau sieht mehr Chancen in einer Fusion mit Root – Gisikon zeigt sich darüber enttäuscht.

«Zusammengehen von Honau mit anderen Gemeinden im Rontal»: So lautet der Titel der
Gemeindeinitiative, welche die Gemeindeversammlung von Honau im November 2020
angenommen hatte. Damit beauftragte sie den Gemeinderat, das Potenzial einer Fusion mit
Gisikon und/oder Root zu prüfen. So steht es im kürzlich erschienenen Newsletter vom 2.
Juni 2022 des Kantons an die Gemeinden.

Seit Frühling 2021 liefen Abklärungen, die von einem externen Projektleiter und von
Vertretern des Kantons unterstützt wurden. Sie kamen kürzlich zum Ergebnis, dass eine
Fusion mit Root zu präferieren ist. Allerdings betont Gemeindepräsidentin Beatrice Barnikol,
dass man sich für Root und nicht gegen Gisikon entschieden haben. Die heutige
Zusammenarbeit mit Gisikon werte man als sehr gut.

Die Gemeindepräsidentin Beatrice Barnikol sagt zu den Gesprächen mit den beiden
Exekutiven von Gisikon und Root: «Der Austausch war geprägt von gegenseitiger
Wertschätzung und fand auf Augenhöhe statt. Gisikon ist unsere unmittelbare
Nachbargemeinde, mit der wir viele Gemeinsamkeiten haben und einen sehr guten Kontakt
pflegen. Aber auch Root ist nahegelegen und es gibt viele Verflechtungen. Um nur ein
Beispiel zu nennen: Unsere Sekundarschulkinder besuchen bereits jetzt die Schule in Root».

Derzeit hat Honau 430 Einwohner*innen. Bei einer Fusion mit Root würde die Honauer
Bevölkerung knapp einen Zehntel der aktuellen Bevölkerungszahl von Root ausmachen
(aktuell 5400 Einwohner*innen). Noch nicht feststeht, ob bei einer Fusion die
Primarschüler*innen von Honau künftig nach Root in die Schule gehen müssten. Fakt ist, dass viele Aspekte im Fusionsprozess noch bearbeitet werden müssen. «Das Ergebnis dieser Verhandlungen können wir nicht vorwegnehmen. Ich bin aber überzeugt, dass wir im
Interesse aller Beteiligten gute Lösungen finden werden», sagt Barnikol.

Vorerst keine Dreierfusion «Honau-Gisikon-Root»

Der Gemeinderat von Honau kommt im Planungsbericht zum Schluss, dass eine Fusion eine
gute Lösung für die Gemeinde sei. Ein Risiko sieht er hingegen im Erhalt der
Eigenständigkeit. Dies, weil Honau heute zahlreiche Dienstleistungen dank engagierten und
motivierten Personen erbringe, was auf Dauer schwierig sein dürfte, da die Anforderungen
stetig steigen. Insbesondere Aufgaben, die von den Gemeinden von anderen Staatsebenen
überragen werden; oder wegen Anforderungen an Minimalpensen und Fachwissen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Eine Doppelheirat mit Gisikon und Root steht nach aktuellem Stand nicht zur Diskussion.
Beide Gemeinden haben Interesse bekundet, einen Zusammenschluss zu prüfen. Gisikon
spricht sich hingegen gegen eine Dreierfusion aus (siehe Box). Gemeindepräsident Alois Muri sagt dazu: ««Die Zeit für eine Dreierfusion ist für uns noch nicht reif, kann aber zu
einem späteren Zeitpunkt zu einem Thema werden. Ein Zusammenschluss mit Honau ergäbe eine gesunde Gemeindegrösse und wäre der erste logische Schritt.» Damit bleibt für Honau die Wahl zwischen Gisikon und Root.

Der Entscheid fällt an der Urne

Ob der Gemeinderat von Honau die Fusionsverhandlungen mit Gisikon oder Root aufnehmen soll, entscheidet das Stimmvolk am 26. Juni 2022 an der Urne. In einer
Variantenabstimmungen können sie sich darüber äussern, mit wem die Exekutive von Honau in Kontakt treten soll. Falls sowohl ein Zusammenschluss mit Root und Gisikon auf
Zustimmung stösst, kann mit einer Stichfrage entschieden werden, für wen sich Honau
ausspricht. Würde die Honauer Bevölkerung einer Fusion mit Root, wird eine allfällige
Urnenabstimmung in Honau und Root zur gleichen Zeit durchgeführt. «Voraussichtlich wird
dies im Oktober oder November 2023 der Fall sein», sagt Gemeindepräsident von Root,
Heinz Schumacher. Nach der Urnenabstimmung vom 26. Juni 2022 würden die Verhandlungen aufgenommen, das notwendige Projektbudget eingeholt und der Fusionsvorvertrag unterzeichnet werden.

Sollte Honau eigenständig bleiben, ändern sich nichts. Bei einer Fusion hingegen werden
zwei Gemeinden zusammengelegt – entsprechend resultiert daraus letztlich nur noch ein
Gemeinderat. Wie sich dieser zusammensetzt, entscheiden die Stimmberechtigten. Die
definitive Wahl des Gemeinderats der fusionierten Gemeinde findet bei einer Fusion einige
Monate vor der Umsetzung der Fusion statt. Zuerst jedoch entscheiden die Stimmberechtigten an der Urne, ob sich ihre Gemeinden zusammenschliessen sollen. Doch auch das ist derzeit noch Zukunftsmusik.

Drei Tage nach der Abstimmung vom 26. Juni 2022 befindet die Gemeindeversammlung über den Nachtragskredit für die Fusionsabklärungen. Aufgrund von Bestimmungen in Honaus Gemeindeordnung ist es nicht möglich, darüber an der Urne zu befinden. Würde die
Bevölkerung das Fusionsprojekt an der Urne ablehnen, entfällt auch das Geschäft an der
Gemeindeversammlung.

Bessere Chancen für Root?

«Die heutige Zusammenarbeit mit Gisikon ist auf verschiedenen Ebenen sehr gut», betont
Beatrice Barnikol. Dennoch spricht sich der Gemeinderat Honau für Verhandlungen mit Root
aus. Das enttäuscht die Gemeinde Gisikon. Gemeindepräsident Alois Muri sagt zur
Empfehlung aus Honau: «Unser Gemeinderat ist überrascht und enttäuscht. Wir sind der
Meinung, dass die Verwaltung in Gisikon professionell und innovativ geführt wird.»
Anders sieht es bei der Gemeinde Root aus. Klar, freue man sich hier über die
Fusionsempfehlung aus Honau. Gemeindepräsident Heinz Schumacher: «Das ist ein
weitsichtiger Entscheid. Wir schauen einem möglichen Fusionsprojekt mit Spannung, aber
auch mit Respekt entgegen». Bei einem Zusammenschluss mit Root bleibt eine der Grösse
entsprechend gute Organisation bestehen, die weitgehend alle Gemeindedienstleistungen anbieten könne. Auch bestünde bei dieser Grösse genügend Handlungsspielraum, um
zukünftigen Herausforderungen sowie politischen oder anderen kulturellen Entwicklungen
angemessen zu begegnen, heisst es in der Medienmitteilung weiter.

Der endgültige Entscheid fällt am 26. Juni 2022. Der Planungsbericht zeigt den weiteren
Verlauf auf: Vorgesehen wäre eine Fusionsabstimmung im Jahr 2023; eine Umsetzung würde erst per 1. Januar 2025 erfolgen.

Marjana Ensmenger


„Wir würden es begrüssen, wenn der Honauer Souverän sich für Gisikon entscheidet“

Die Medienmitteilung – und somit ihre erste Reaktion auf Honaus Pläne – fallen sehr harsch aus. Was enttäuscht Sie im ersten Moment derart?
Alois Muri: Weil der Gemeinderat Honau von Anfang an kommuniziert hat, dass er keine
Empfehlung zur Fusionsabstimmung abgibt.

Wann hatten die Gespräche mit der Gemeinde Honau bezüglich einer möglichen Funktion begonnen?
Muri: Seit dem 28. September 2021 waren wir im Gespräch mit dem Gemeinderat Honau.

Wie haben Sie die Zeit während dieser Gespräche erlebt?
Muri: Die zwei Gespräche zum Planungsbericht haben in konstruktivem und partnerschaftlichem Rahmen stattgefunden.

Weshalb war/ist Gisikon interessiert an einer Fusion mit Honau?
Muri: Uns verbindet nicht nur die geographische Nähe, sondern auch verschiedene gemeinsame Interessen wie die Primarschule, Vereine und generationenübergreifende Aktivitäten. Wir sind der Überzeugung, dass eine Gemeinde mit 2000 EinwohnerInnen eine gesunde Grösse hat und wir daher selbständig bleiben könnten. Sie würde auch in der Region gewichtiger wahrgenommen als heute.

Weshalb hat man sich zurückhaltend positioniert bezüglich einer Fusion mit
Honau UND Root?
Muri: Wir sind der Meinung, dass eine Dreierfusion – wenn schon – schrittweise erfolgen müsste. Der GR Gisikon erhielt zudem von seinem Souverän bisher keinen Auftrag, mit einer Drittgemeinde Fusionsgespräche zu führen.

Wie geht es nun weiter? Was erhoffen Sie sich von der Abstimmung in Honau Ende Juni?
Muri: Der Souverän von Honau entscheidet über das weitere Vorgehen. Wir würden es sehr begrüssen, wenn die Entscheidung der Honauer Bevölkerung zugunsten von Gisikon ausfällt.

Wäre Gisikon nach wie vor gewillt, mit Honau zu fusionieren?
Muri: Selbstverständlich sind wir nach wie vor an einer Fusion interessiert um die bisherige, sehr gute Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Dies würde uns in potenziellen, zukünftigen Gesprächen über eine mögliche Fusion mit Root zu einer stärkeren Position verhelfen und uns ermöglichen, unsere gemeinsamen Interessen besser einzubringen.

In der Medienmitteilung wurde auch die gemeinsame Primarschule angesprochen. Wie will man mit solchen gemeinsamen Sachen weiterfahren, sollte Honau sich für Root entscheiden?
Muri: In den letzten Jahren haben wir sehr viel in die gemeinsame Schule investiert.
Gegenwärtig stehen auch weitere Investitionsvorhaben betreffend Schule an. Wir
werden die Situation nach dem Entscheid des Honauer Souveräns eingehend
analysieren müssen.

Interview: Sara Häusermann