Wohnen mit Dienstleistungen wird immer gefragter

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Gemeinderat Andreas Michel nahm Stellung zu Ebikon. Bild shab

Dass Wohnformen im Alter auf grosses Interesse stossen, zeigte sich an der Veranstaltung, zu der die  Kulturgesellschaft Ebikon eingeladen hatte. Rund 70 Personen fanden sich im Alters- und Pflegeheim Höchweid ein und folgten den Ausführungen von Ruedi Leuthold, Leiter Projekte bei der Pro Senectute Luzern. Die gestiegene Lebenserwartung, erklärte er, sei ein wichtiger Faktor für die Veränderungen in den Wohnformen. 95 Prozent der Pensionierten wohnen selbständig zu Hause, von den über 80-Jährigen sind es immer noch 75 Prozent. Diese Zahlen sowie das ausgeprägte Bedürfnis nach Freiheit der ins Alter kommenden Babyboomergeneration, so der Fachmann, machten es erforderlich, dass man nach neuen Möglichkeiten zum Wohnen suche und die ambulanten Dienste ausbaue. Auch ist das Alter beim Eintritt ins Pflegeheim kontinuierlich gestiegen und liegt im Kanton Luzern derzeit bei 87 Jahren. Diesen Veränderungen gilt es Rechnung zu tragen.

Trends wirken sich aus
Wohnen, erläuterte Ruedi Leuthold, beinhalte jedoch nicht nur die eigenen vier Wände, sondern berücksichtige auch Aspekte wie Budget, Beziehungen, Infrastruktur, Lebensgestaltung etc. «Alle Aspekte zusammen haben Einfluss auf die Wohnsituation.» Aus den gesellschaftlichen Gegebenheiten ergeben sich verschiedene Trends: Einfamilienhausbesitzer ziehen in eine Wohnung um, wenn die Kinder ausgezogen sind, Altersheime werden in Pflegeheime umgewandelt, in den Pflegeheimen werden Demenzabteilungen eingerichtet, Alterswohnungen mit Dienstleistungen werden aktueller.

Im Besonderen stellte Ruedi Leuthold zwei aktuelle Wohnformen vor, die vor allem von den neuen jungen Alten zwischen 60 bis 80 Jahren immer häufiger gewählt werden. Einerseits sind das die Wohnungen mit Dienstleistungen, auch betreutes Wohnen genannt. Die meist 2 ½- oder 3 ½-Zimmer-Wohnungen beinhalten eine Reihe von Dienstleistungen wie Notruf, Putz- oder Wäscheservice sowie leichte Pflege.  Als weitere Variante erwähnte er die Hausgemeinschaften, bei denen Überbauung bewusst auf Nachbarschaftshilfe setzen und so konzipiert werden, dass sie nebst Familienwohnungen auch Wohnungen für ältere Menschen enthalten. Wer sich mehr von Wohnprojekten angesprochen fühlt, bei denen Gleichaltrige zusammen leben, findet auch dafür Möglichkeiten. Dort hat zwar jeder seine eigene Wohnung,  verpflichtet sich aber zu gegenseitiger Unterstützung und  der Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten.

Ebikon rüstet sich für die Zukunft
Mehr über die lokale Situation erfuhren die Anwesenden von Sozialvorsteher Andreas Michel. Die Tatsache, dass Ebikon mit seinen 12‘000 Einwohnerinnen und Einwohnern zwar über drei Heime, aber über keine Alterswohnungen verfügt, habe die Gemeinde dazu veranlasst, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Nachdem das Stimmvolk den Kredit für den Umbau und die Sanierung des Känzeli Ende September gutgeheissen hat, kann das Haus nun zukunftsweisend umgebaut werden. Es entstehen nebst einem Spitex-Zentrum Zimmer für temporäres Wohnen sowie 16 2-Zimmer- und vier 1-Zimmer-Wohnungen. Den Bewohnenden stehen verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung. Ende 2014 sollte alles bereit sein.

Knapp früher, nämlich Mitte 2014, sollte zudem das zur Überbauung Halte gehörende Alterszentrum Pilatusblick seine Tore öffnen.  Es umfasst 68 altersgerechten Kleinwohnungen, deren Bewohner bei Bedarf rund um die Uhr umfassende Betreuung in Anspruch nehmen können. Dazu kommen 23 Pflegezimmer, ein Restaurant sowie verschiedene Dienstleistungsbetriebe wie Coiffeur oder Physiotherapie. Betrieben wird die Residenz Pilatusblick von der in Muri bei Bern domizilierten Senevita-Gruppe, die seit 23 Jahren besteht und zu der in der ganzen Schweiz bereits zwölf ähnliche Einrichtungen mit 1200 Bewohnenden sowie 700 Mitarbeitenden gehören. Zusammen mit dem Bauvorhaben der Gemeinde steigt der Anteil an Alterswohnungen in Ebikon damit in den nächsten Jahren von null auf 88, wie Andreas Michel unterstrich. Für die steigende Zahl an Demenzkranken ist die Gemeinde mit den Wohngruppen und der neuen Abteilung in der Höchweid ebenfalls gerüstet.

Sonja Hablützel