Vision oder Utopie?

Die Zentrumsplanung in Ebikon hält die Behörden und die Bevölkerung auf Trab. Am Podiumsgespräch vom Dienstag, 13. Oktober 2020 in der Turnhalle Wydenhof nahmen rund 200 Personen teil. Wie die Chancen und Herausforderungen einer Neugestaltung des Dorfzentrums gemeistert werden könnten, zeigte sich in Ansätzen am Podium zur
Überdachung der Kantonsstrasse.

Was der Vater der Idee “Überdachung Zentralstrasse“, Architekt Roland Huwiler, in seinem Projekt als grosszügige Flanierzone charakterisierte, bezeichnete ein Kritiker am Podiumsgespräch als Schützengraben, als Schattenloch. Was die einen als Gewinn für die Ebikoner Ortsplanung betrachteten, beurteilten andere als planerische Missgriffe und Verschandelung. Doch der Reihe nach.

Der Geschäftsführer der Gemeinde Ebikon, Alex Mathis, skizzierte einleitend am Podiumsabend den Ablauf des Anlasses: Zuerst zwei Fachreferate, dann ein Podiumsgespräch mit Einbezug des Publikums, anschliessend ein zusammenfassendes Schlusswort von Gemeinderat Hans Peter Bienz und beim Verlassen der Turnhalle eine nicht repräsentative Urnenabstimmung mit grünen und roten Zetteln. Die Veranstaltung soll der Information und Meinungsbildung dienen.

Der Initiant der Projektidee “Überdachung K17 Zentrum Ebikon“, Architekt Roland Huwiler,
präsentierte in seinem Fachreferat sehr anschaulich und engagiert seine Vorstellungen von der Zentrumsgestaltung zwischen dem Knoten Schlösslistrasse und dem Restaurant Sonne. Sein Fazit: Ebikon fehlt ein attraktives Dorfzentrum. Er plädiert für eine Integration der Einhausung der Hauptstrasse mit dem vorhandenen Masterplan. Gemeinsam soll weiter vorangeschritten werden für Ruhe, Raum und Zeit und eine offene Zukunft.

Markus Burkhalter, Raumplaner, erläuterte anschliessend die Ergebnisse aus dem
Vernehmlassungsbericht. Verschiedene kantonale, regionale und kommunale Gremien wurden zu einer Stellungnahme zum Projektvorschlag “Überdachung der Kantonsstrasse K17 im Zentrum von Ebikon“ eingeladen. Sie alle kommen in ihrer Beurteilung zu ähnlichen kritischen bis ablehnenden Schlussfolgerungen und empfehlen deshalb, diese Projektidee nicht mehr weiterzuverfolgen.

Das Podiumsgespräch mit zwei Befürwortern und zwei Gegnern unter der Moderation von Robert Knobel, Ressortleiter bei der Luzerner Zeitung startete eher blass und langatmig, zumal die Gegner der Projektidee “Überdachung der Kantonsstrasse“ ihre Vorstellungen mit vielen Worten, aber ohne jede Veranschaulichung kommentierten. Mehr Fahrt kam in der Diskussion auf, als die Frage nach Varianten der Aufwertung der Zentrumsstrasse thematisiert wurde. Obwohl die beiden Befürworter immer wieder positive Aspekte der angedachten Einhausung ins Feld führten und vor allem Argumente aus ihrem „Bauchgefühl“ in die Runde warfen, geizten die beiden Kritiker, beide Architekten, nicht mit Voten, die an der Projektidee kaum einen guten Faden liessen. Es fehle an einer Gesamtschau, das Projekt sei nicht zu Ende gedacht, der Strassenlärm nicht eliminiert und die Finanzierung nicht realistisch. Insgesamt debattierten die Podiumsteilnehmer mit Fairness und einer Prise Herzblut. Das Podiumsgespräch verfiel mit der Zeit allerdings in eine gewisse Monotonie, da der Gesprächsleiter den vier Teilnehmern immer der Reihe nach die gleichen Fragen zur Stellungnahme vorlegte. Die Öffnung der Gesprächsrunde für das Publikum brachte dann neues Leben. Ein Votant stellte sich vor die Besucherinnen und Besucher und vertrat die Meinung, man solle die Projektidee einer Überdachung nicht nur an den Kosten messen. Für die vierspurige Kantonsstrasse, welche das Dorfzentrum erschliesse, aber auch durchschneide und die Ursache für viele Probleme sei, müsse der
Kanton in die volle Verantwortung gezogen werden. „Der Kanton halst uns das auf! Wir wollen eine Überdachung und der Kanton soll zahlen!“

Im Schlusswort verwies Gemeinderat Hans Peter Bienz, Ressort Planung & Bau, auf die von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hin, die als eine der Entscheidungsgrundlagen dienen wird. Im Weiteren erwähnte er, dass die politischen Parteien von Ebikon bis Ende November 2020 aufgefordert sind, dem Gemeinderat ihre Haltung zur Projektidee von Architekt Roland Huwiler auf der Basis von drei konkreten Fragen kundzutun. Im Frühjahr 2021 wird über die Ergebnisse dieser Vernehmlassung informiert und das weitere Vorgehen kommuniziert.

Wie die Gemeinde mitteilt, ist die Urnenumfrage am Schluss der Podiumsveranstaltung, die keinen Anspruch auf Repräsentativität erhebt, sehr ausgewogen ausgefallen: 49 % (85 Stimmen) der Podiumsteilnehmenden sprechen sich für eine Überdachung aus, 51 % (89 Stimmen) wünschen, dass andere Gestaltungsmöglichkeiten für das Zentrum erarbeitet werden. Dieses Resultat macht die Sache für den Gemeinderat auch nicht einfacher.

Jost Peyer

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion (v.l.): Gegner einer Überdachung: Stefan Gassmann, Architekt; Marcel Neuenschwander, Architekt; Robert Knobel, Moderator Luzerner Zeitung; Befürworter: Jan Hufschmied, Vertreter junge Generation; Patrick Widmer, Badmeister.