Standort Rathausen soll aufgewertet werden

Die Parzellen rechts und links des Hauses (im Vordergrund) müssen umgezont werden. | Bild Lars de Groot

Die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) will in Rathausen 70 neue Wohnplätze bauen und das historische Kloster sanieren. Dazu fand am Freitag, 16. März eine Informationsveranstaltung statt, an der das über 30 Mio. Franken teure Projekt vorgestellt wurde. 

red. Die Zahl der Personen im Kanton Luzern, welche mit einer schwereren Behinderung leben, steigt infolge steigender Lebenserwartung, grösserer Pflegebedürftigkeit und komplexen Formen der Behinderung stetig. Daher fehlen laut Hochrechnungen bis in vier Jahren rund 50 Plätze für eben solche Menschen. Die Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) hat angesichts der zukünftig grösseren Herausforderungen beschlossen, dem prognostizierten Engpass entgegenzuwirken und am bestehenden Standort Rathausen neue Wohnplätze zu errichten. In Rathausen verfügt die Stiftung bereits heute über rund 100 Wohnplätze sowie Ateliers für Tagesaufenthalte. Durch die Erweiterung werden bis zu 25 Vollzeitstellen für grösstenteils speziell qualifiziertes Personal geschaffen.

Dringender Bedarf
Viele Menschen mit schweren Behinderungen und ihre Angehörigen sind zunehmend auf zusätzliche Plätze angewiesen, was die Wartelisten der SSBL entsprechend wachsen lässt. Gleichzeitig muss die Stiftung bis zum Ende des Jahres 2015 ihre momentanen Provisorien in Wohnpavillons aufheben. Daher ist die Erstellung von mindestens 70 neuen Plätzen geplant. 26 dieser Plätze befinden sich derzeit in bestehenden Provisorien, die in den nächsten Jahren abgerissen werden müssen. Weitere 21 Plätze müssen aufgrund des Bedarfs an qualifizierten Betreuungsangeboten zusätzlich geschaffen werden. Die SSBL plant zudem auf lange Sicht den Ersatz von bestehendem Wohnraum, der den künftigen Anforderungen nicht mehr entspricht. Die genaue Anzahl Plätze wird gemeinsam mit dem Kanton bestimmt.

Zeit drängt
Zusammen mit den Neubauten wird ein neues Betriebskonzept erstellt. Dieses sieht vor, Wohngruppen für Menschen zu bilden, die wegen erhöhter Pflegebedürftigkeit oder stark herausforderndem Verhalten intensiv betreut werden müssen. Die Wohngruppen, die heute sieben bis neun Plätze umfassen, sollen in den neuen Bauten auf fünf Plätze verkleinert werden. Da die bestehenden Provisorien bald abgerissen werden müssen, drängt die Zeit für das geplante Projekt. Die Planungsarbeiten werden daher bereits in diesem Frühling aufgenommen. Die zusätzlichen Wohnplätze müssen bis spätestens Anfang 2016 bezugsbereit sein. Dann soll das gesamte Angebot der SSBL 320 Wohnplätze in der ganzen Zentralschweiz umfassen.

Ebikon als Zünglein an der Waage
Um den geplanten Ausbau zu realisieren, muss der Zonenplan geändert werden. Da Rathausen auf dem Gemeindegebiet Ebikons liegt, müssen daher auch die Ebikoner Stimmberechtigten ihr Einverständnis zum geplanten Projekt der SSBL geben. Durch die Zonenplanänderung wird eine bestehende Landwirtschaftszone umgezont. Für Noch-Gemeindepräsident Josef Burri sind noch einige Abklärungen im Vorfeld nötig. Gebaut werden soll nach einem Architektur-Wettbewerb ab 2014.

Lösung für das Kloster
Nach einer eingehenden Prüfung diverser Standorte im ganzen Kanton fiel die Entscheidung der SSBL ziemlich schnell auf den Standort Rathausen. Besonders die vielfältigen Möglichkeiten gaben den Anstoss für die geplante Realisierung. «Rathausen bietet für die SSBL zahlreiche Vorteile. Mit diesem Standort wird auch eine Lösung für das sanierungsbedürftige Kloster ermöglicht, das seit 20 Jahren im Besitz der Stiftung ist», sagt Margrit Fischer-Willimann, Präsidentin der SSBL. Der Direktor der SSBL, Rolf Maegli, erläutert die Pläne in Rathausen: «Das Kloster Rathausen kann in Zukunft für die betrieblichen Zwecke der SSBL genutzt werden (Ausbau der Küche, Einrichtung von Ateliers für die neuen Wohnplätze und Tagesstätten und Schaffung von Büroräumen). Zusätzlich wird durch den Aus- und Umbau eine Nutzung durch Dritte ermöglicht. Im Rahmen des Masterplans soll das gesamte Areal Rathausen in die Überlegungen miteinbezogen werden. Dank der vielfältigen Möglichkeiten des Geländes kann ein Begegnungsort für behinderte und nichtbehinderte Menschen in einem der schönsten Naherholungsgebiete in der Agglomeration Luzern geschaffen werden».

Finanzierung noch nicht definitiv
Die Planung der SSBL stimmt mit den kantonalen Fachplanungen überein und wird von der dafür zuständigen Fachkommission für soziale Einrichtungen (KOSEG) unterstützt. Der definitive Entscheid für die Umsetzung soll gemäss Aussagen des Kantons nach der Behandlung des Planungsberichtes SEG (Gesetz über soziale Einrichtungen) im Kantonsrat bis Mitte 2012 vom Regierungsrat gefällt werden. Die Finanzierung des Bauvolumens von geschätzten 34 Millionen Franken erfolgt durch Kreditaufnahme bei den Banken. Die kantonale Gesetzgebung sieht keine Baukostenbeiträge vor. Vorbehalten bleiben allfällige Beiträge des Kantons an die Klostersanierung. Der spätere Betrieb der Wohnbauten wird über eine Erhöhung der Leistungspauschalen (Abgeltung der Leistungen nach Aufenthaltstagen) gesichert und muss vom Kanton noch definitiv zugesichert werden. Die Erhöhung der Pauschalen wird ab 2015 wirksam. Diese Beiträge an Aufenthaltstage erfassen jedoch nur die unbedingt notwendigen Kosten für den Betrieb als soziale Institution. Für weitergehende Sanierungen, wie beispielsweise Denkmalpflege, Gestaltung der Grünanlagen und weitergehende Nutzungen ist die Stiftung auf Beiträge der öffentlichen Hand und Spenden von Privaten angewiesen.