Pro Juventute Medienprofis: Eltern wollten sich über die Neuen Medien informieren

Vergangene Woche hat Pro Juventute im Kanton Luzern ihr neues Angebot «Medienprofis» lanciert. Zwei Schulklassen in Ebikon machten mit und lernten, was es im Umgang mit Facebook & Co. zu beachten gilt. Am Abend waren die Eltern eingeladen.

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Pro Juventute will die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern. Wissen, heisst es in einer Mitteilung der Organisation, ist der beste Schutz. Dies gilt auch für die Eltern. Damit liessen sich die Medien bewusst nutzen und auch der Schutz vor Risiken wie Cybermobbing oder Onlinesucht erhöhen. Um diese Ziele zu erreichen, entwickelte Pro Juventute mit ihren Medienprofis einen Workshop für Kinder und Jugendliche der Mittel- und Oberstufe. Ausgebildete Moderatoren wie die Sozialpädagogin Sara Agner vermitteln an den Schulen konkretes und praxisbezogenes Wissen. Im Zentrum der vierstündigen Veranstaltung stehen gemeinsame Reflexion und interaktiver Austausch zum Thema Neue Medien. Die Medienprofis zeigen Gefahren und positive Aspekte der Mediennutzung auf und konzentrieren sich dabei schwerpunktmässig auf Cybermobbing, Persönlichkeitsschutz oder rechtliche Fragen. Den Anfang im Kanton Luzern machten die beiden fünften Primarschulklassen von Fredy Tochtermann und Petra Huber im Höfli-Schulhaus.  Fredy Tochtermann ging am Tag nach dem Workshop mit seinen Schülerinnen und Schülern auf einen zweitägigen Ausflug, bei dem viele eine neue Erfahrung machten: alle mussten ihre Handys zu Hause lassen.

Wenig Elternecho

Teil des Pro-Juventute-Workshops ist auch eine Anschlussveranstaltung mit den Eltern. Dies vor allem, weil sich eine Mehrheit der Eltern und Erziehungsberechtigten mehr Informationen wünscht. Mit einem Brief hatte die Schulleiterin Gabriela Birrer gemeinsam mit den beiden Klassenlehrpersonen die Eltern über das Projekt informiert und zum zweistündigen Abendtreffen für die Erwachsenen eingeladen. Weil die Zusammenarbeit zwischen Eltern und der Schule sehr wichtig ist, äusserte sie darin die Erwartung, dass pro Kind mindestens eine Person an der Elternveranstaltung teilnimmt. Leider traf dies nicht zu, wie Gabriela Birrer bedauerte. Nur knapp die Hälfte der Kinder waren ‚vertreten‘. Dennoch hofft die Schulleiterin, dass es gelingt, ein gutes Miteinander und einen anregenden Dialog zu bewirken. Auch hatte sie die Medienprofis nicht engagiert, weil es in ihrem Schulhaus Probleme gab, sondern weil sie vor allem gute Prävention betreiben will.

Wertvolle Hinweise und Tipps

Wie entscheidend es ist, dass alle am gleichen Strick ziehen, damit die Kinder sich auf dem richtigen Weg bewegen, betonte auch Moderatorin Sara Agner in ihrer Einleitung: «Es ist wichtig, dass alle miteinander das Gespräch suchen; so kann man viel klären.» Ziele des Abends sollten vor allem sein, sich mit anderen auszutauschen, die Bedürfnisse der Kinder besser verstehen zu lernen, problematische Inhalte zu erkennen und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Nicht zuletzt wollte man auch Einblick in die neusten Entwicklungen geben und die Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe bestärken. Die Fachfrau vermittelte sowohl eigene Erfahrungen und Beobachtungen wie auch Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien. Ihre Ausführungen unterbrach sie immer wieder und stellte den Anwesenden Fragen, die sie in sogenannten Tuschelgesprächen in Zweier- oder Dreiergrüppchen zu erörtern hatten. Der Umgang mit dem Handy kam dabei ebenso zur Sprache wie die Nutzung des Internets, die Kontakte via Facebook oder auch die Zeit, die Kinder mit den neuen Medien verbringen. Das Schönste wäre, sagte ein Vater, wenn sein Sohn das Gerät einmal von selbst abstellen würde. Als Gegenmittel riet er, dass die Erwachsenen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen, soziale Kontakte bewusst pflegen und mit den Kindern zwischendurch etwas unternehmen sollten. Weitere Ratschläge aus dem Teilnehmerkreis waren etwa, gelegentlich den Verlauf im Internet zu kontrollieren, damit sich die Abmachungen über Zeit und Inhalte überprüfen lassen. Damit sie nicht als Kontrolleure erscheinen, ermunterte Sara Agner die Eltern, über sich selbst zu reden, zuzuhören und die Erfahrungen der Kinder abzuholen. Um 21 Uhr schloss sie die informativen Lektionen mit der beruhigenden Feststellung, die sie aus dem Unterricht am Vormittag mitgenommen hatte: «Ihre Kinder wissen genau, was wichtig ist.»

Sonja Hablützel