Maturaarbeit gewürdigt

Das Rontaler Gymnasium St. Klemens in Ebikon durfte sich in diesem Jahr über einen 1. Rang freuen und der Autorin Julia Niederberger herzlich zum Erfolg in der Kategorie «Sozialwissenschaften» gratulieren.

Auch wenn infolge der Coronapandemie der Wettbewerb «Fokus Maturaarbeit» im Jahr 2020 ohne Ausstellung und Prämierungsfeier der besten Maturaarbeiten der Zentralschweiz
auskommen musste, hat die unabhängige Jury sechs Maturandinnen und Maturanden für ihre hervorragenden Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Aus den teilnehmenden 46 Arbeiten wurden die besten in den sechs Kategorien ermittelt. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten eine Urkunde und 500 Franken Preisgeld.

Julia Niederberger, Gymnasium St. Klemens: «Männer heulen nicht. Konstruktion von Männlichkeit anhand einer Befragung von Jugendlichen»

Julia Niederberger untersuchte in ihrer Maturaarbeit Männlichkeitskonstruktionen Deutschschweizer Jugendlicher zwischen 12 und 15 Jahren. Die Autorin ermittelt anhand einer schriftlichen Online-Umfrage, welche geschlechtstypischen Eigenschaften die 282
untersuchten Jugendlichen mit dem sozialen Konstrukt der Männlichkeit assoziieren und wie ihre Typizitätseinschätzung zur Männlichkeit für vorgelegte Attribute ausfällt. Zudem sollten die Jugendlichen 10 Aussagen, welche Aspekten der «toxischen Männlichkeit» entsprachen, durch Zustimmung oder Ablehnung bewerten.

Die Ergebnisse der quantitativen Auswertung zeigen teilweise geschlechtsstereotype Vorstellungen von Männlichkeit, welche bei den weiblichen Teilnehmenden stereotypischer ausfallen als bei den männlichen. Die Zustimmung zu Aussagen über das Konstrukt der toxischen Männlichkeit war eher tief, wobei sich die männlichen Jugendlichen eher mit dem Konzept der toxischen Männlichkeit einverstanden zeigten als die weiblichen. Julia
Niederbergers Ergebnisse weisen nur im Ansatz auf eine Vorstellung von Männlichkeit hin, welche sich negativ auf die psychische Gesundheit der Männer auswirkt und in Gewaltbereitschaft und Aggression münden kann.

Würdigung

Julia Niederbergers Maturaarbeit überzeugt durch eine sehr differenzierte theoretische Hinführung zum Thema und eine exzellente Verknüpfung zwischen Theorie und eigener Untersuchung. Julia Niederberger schafft die Wahrung einer wissenschaftlichen Haltung sowohl bei der Untersuchungsplanung als auch bei der sehr umfangreichen Datenauswertung und nicht zuletzt bei ihren Schlussfolgerungen. Julia Niederberger wagt mit viel Fingerspitzengefühl einen Einblick in die Männlichkeitsvorstellungen «ihrer» Generation und spannt immer wieder den Bogen zu grossen Themen unserer Zeit wie Chancengleichheit zwischen Mann und Frau, hohe männliche Suizidraten und Gewaltbereitschaft. Die Sensibilisierung bezüglich «toxischer» Aspekte eines verbreiteten Männlichkeitsbildes, das sich sozial destruktiv auswirkt, weist eine sehr hohe gesellschaftspolitische Relevanz auf.