Gemeinde Ebikon: Neue Buslinien-Führung erhitzt die Gemüter

Am Dienstagabend lud der Gemeinderat zu einer Informationsveranstaltung. Für viel Diskussionsstoff sorgten die Ausführungen von Daniel Walker, der das Verkehrskonzept AggloMobil due und die neuen Linienführungen der öV-Busse präsentierte. 

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Erfreuliches konnte Herbert Lustenberger vom Ressort Finanzen zu Beginn des Abends über die Jahresrechnung 2012 berichten: «Einmal mehr ist der Abschluss erfreulich ausgefallen», zwar nicht so gut wie im Vorjahr, aber um 2,4 Millionen Franken besser als budgetiert. So sei man gewappnet für weniger gute Ergebnisse und könne zuversichtlich in die Zukunft schauen. «Aber», versicherte er, «wir wollen trotzdem effizient mit unseren Mitteln umgehen.» Dank seinem umsichtigen Haushalten ist die Nettoverschuldung auf einen historisch tiefen Wert von unter 1000 Franken gesunken. Wie Gemeindepräsident Daniel Gasser anschliessend bekanntgab, schlägt die Controlling-Kommission vor, vom erzielten Überschuss 200‘000 Franken in den Steuerausgleich, 100‘000 Franken in das Förderprogramm Energie und die restlichen 116‘569 Franken ins Eigenkapital fliessen zu lassen.

In seinem Jahresbericht thematisiert der Gemeindepräsident nebst der Volksbefragung den neuen Status als Energiestadt, die vollendete Umsetzung aller Module der Tagesstruktur in den Schulen oder die Umstellung von der Vormundschafts- in die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde als Meilensteine im 2012.

Details zum neuen öV-Konzept

Mit Spannung war vor allem das Traktandum 5 mit den Informationen über die Umstellungen im öffentlichen Verkehr erwartet worden. Dafür war Daniel Walker, Projektleiter beim Verkehrsverbund Luzern, nach Ebikon gekommen. Er führte aus, wie es zum Konzept AggloMobil due gekommen ist und was diese Neuausrichtung für Ebikon, das eines der drei neuen Zentren bilden wird, bedeutet. Um die stark steigenden Kapazitäten in den nächsten Jahren zu bewältigen, sieht AggloMobil due vier Pfeiler vor:

– Die Verknüpfung von Bus und S-Bahn

– Grössere Busse für mehr Kapazitäten, damit keine zusätzlichen Fahrzeuge das Zentrum  belasten

– Neue Direktverbindungen über kernnahe Tangenten

– Massnahmen, die den Bussen ein besseres Vorwärtskommen ermöglichen

Zu diesem Zweck soll in Ebikon in den nächsten Jahren ein sogenannter Bus-Hub, ein neuer Busbahnhof, entstehen, der die Verknüpfung von Bus und S-Bahn sicherstellt. «Dort wählt der Fahrgast dann das Transportmittel, das ihm für seine individuelle Reise am besten passt», erklärte Walker. Ebikon erhält zwar vorläufig keinen 15-Minuten-Takt wie die Region Luzern Süd, doch diskutiert man im Verkehrsverbund über allenfalls mögliche zusätzliche Bahnprodukte, wie der Referent preisgab. Bauvorsteher Peter Schärli hätte das Bus-Hub-Projekt gerne an diesem Abend vorgestellt. Da aber dessen Ausarbeitung beim Kanton etwas mehr Zeit beansprucht hat, habe der Gemeinderat erst vor Wochenfrist davon Kenntnis bekommen. Nun will man zuerst die Gespräche mit betroffenen Grundeigentümern führen, bevor man an die Öffentlichkeit geht.

Problemlinie 73

Die einschneidendste Umstellung für Ebikon, Adligenswil und Udligenswil dürfte die neue Führung der Linie 73 sein, die nicht mehr über Stuben-Unterlöchli-Utenberg direkt zum Bahnhof fährt, sondern neu über Schädrüti zur Brüelstrasse. Dies vor allem, weil die Platzverhältnisse in der Dreilindenstrasse keine Kapazitätserweiterung zulassen und weil mit der Verlegung gemäss VVL mehr Leute profitieren können. Im Gegenzug wird die Linie 26 von der Brüelstrasse über Adligenswil nach Ebikon fahren. Diese Änderungen werden bereits auf den nächsten Fahrplanwechsel wirksam. Ab 28. Mai läuft die Vernehmlassung zum neuen Fahrplan, zu dem die Bevölkerung bis zum 14. Juni Anregungen einreichen kann. Noch ein paar Jahre länger dauert es, bis die Buslinie 1 von Kriens bis ins Rontal führen wird. «Die Zeichen des Bundes stehen auf Grün», liess Walker durchblicken, so dass die Verbindung der beiden stärksten Linien schon 2018 Realität werden könnte. Die Parallellinien 23/22 würden damit verschwinden und deren Standplätze am Luzerner Bahnhof würden sich erübrigen.

Erwartungsgemäss konzentrierten sich die Einwände aus dem Publikum vorwiegend auf die Linie 73, was deren Nutzer im vergangenen Jahr auch bereits mit einer Petition bekundet hatten. Auf wenig Verständnis stiess auch die fehlende öV-Erschliessung des Bereichs Unterlöchli-Utenberg-St. Anna. Daniel Walker konterte mit dem Argument, dass die Nachfrage für die Linienführung mitentscheidend sei und es auch immer wieder Anpassungen geben könne, sofern ein Gebiet sich entwickelt. Die Kapazitäten liessen sich jedoch nur mit allen Elementen des neuen Konzepts erhöhen.

Vorteile überwiegen

Gemeindepräsident Daniel Gasser versichert den Anwesenden, von denen viele aus den betroffenen Quartieren kamen, dass der Gemeinderat das Thema intensiv besprochen und sich für eine Weiterführung des bisherigen Angebots ausgesprochen hat. Er bedauert die Einbusse bei der Linie 73, hält diese jedoch für vertretbar, zumal es in Ebikon Quartiere gebe, die gar nicht mit dem öV erschlossen seien. Insgesamt habe das ganze Konzept mehr Vor- als Nachteile und sei ein wichtiger Schritt zur Bewältigung des Verkehrs. Dieser werde nämlich bis 2030 um rund 40 Prozent zunehmen. Zum Schluss der Informationsveranstaltung stellte er in Aussicht, dass der Gemeinderat noch vor den Sommerferien in den Medien Stellung nehmen werde zu den Hauptproblemen, die in der Befragung genannt wurden, von denen ein grosser Teil in der Strategie 2016 berücksichtigt sind.

Sonja Hablützel

Doppelgelenk-Trolleybus