Aktion der JSVP gegen «Müll of Switzerland»

Eine der 16 Baustellenabschrankungen, die von der JSVP umgestaltet wurde. Bild zVg.

EBIKON – Mitglieder der Jungen SVP Kanton Luzern überklebten Baubeschriftungen

Die Junge SVP Kanton Luzern, hat am vergangenen Wochenende mit einer Sponti-Aktion und einer begleitenden Mitteilung an die Medien für ein gewisses Aufsehen gesorgt. Wir haben Werner Schaeppi, Kommunikationsverantwortlicher der Mall of Switzerland, gebeten, zu den teils happigen Vorwürfen – die Rede ist u.a. auch von «Blutgeld» – Stellung zu beziehen.

Eine der 16 Baustellenabschrankungen, die von der JSVP umgestaltet wurde. Bild zVg.
Eine der 16 Baustellenabschrankungen, die von der JSVP umgestaltet wurde. Bild zVg.

Herr Schaeppi, die JSVP wirft den Verantwortlichen der Mall of Switzerland vor, das lokale Gewerbe im Ladenmix nicht oder völlig ungenügend zu berücksichtigen. Was wurde wirklich versprochen und wie präsentiert sich die Situation heute?

Eine Bemerkung vorweg: Die Junge SVP stellt Fragen, die wir bereits sehr früh, nämlich vor der Volksabstimmung 2005, öffentlich diskutiert haben. Gerne nehmen wir aber nochmals Stellung. Die Mall of Switzerland wird einen ausgewogenen Angebotsmix mit grossen und kleinen, internationalen und regionalen Anbietern bieten. Das lokale Gewerbe ist also sehr willkommen. Derzeit sind wir mit zahlreichen Interessenten im Gespräch und stellen fest, dass viele lokale und regionale Unternehmer eine Präsenz in der Mall als grosse Chance begreifen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Mietzinse marktüblich und im Durchschnitt tiefer als in der Luzerner Innenstadt sind. Auf Grund der laufenden Vertragsverhandlungen kommunizieren wir über den Stand der Vermietung derzeit noch bewusst zurückhaltend. Was wir aber sagen können ist, dass 60 Prozent der Ladenflächen vermietet sind und eine gute Nachfrage besteht.

Die JSVP nennt die Mall of Switzerland «überflüssig», moniert, dass sich Schweizer Bankinstitute aus dem Projekt zurückgezogen hätten und bezweifelt, dass die versprochenen 1000 Arbeitsplätze tatsächlich auch neu geschaffen und nicht einfach umverteilt würden.
 Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

In vielen westlichen Industrieländern findet ein Strukturwandel statt, bei dem beispielsweise in den traditionellen Industriebetrieben Arbeitsplätze verloren gehen. Auch das Rontal ist von dieser Entwicklung betroffen. Die Mall of Switzerland trägt dazu bei, diese Entwicklung durch neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zu kompensieren.
Ausländische Investoren mit einem weltweit gehaltenen Anlageportfolio bewerten Investitionen naturgemäss aus einem anderen Blickwinkel. Kurzfristige Rentabilität ist zwar wichtig, aber nicht allein entscheidend. Da die Schweiz politisch stabil ist und eine starke Währung hat, gilt sie als attraktiver Standort für mittel- und langfristige Anlagen.

Die JSVP fordert ein «alternatives Betriebskonzept», falls die Mall of Switzerland zu einer «Dead Mall» «verkommen» sollte. Sie weist, um ihre Forderung zu untermauern, auf das Centro Ovale in Chiasso hin. Besteht bei der Mall of Switzerland ein solches «Ausstiegsszenario»? Und inwieweit lassen sich das Centro Ovale und die Mall of Switzerland vergleichen – oder eben nicht?

Die Sorge der JSVP gründet sich wohl in dem Umstand, dass wir nur sehr zurückhaltend über unsere Vermietung kommuniziert haben. Wir können die Leute aber beruhigen: Die Mall of Switzerland basiert auf einem wohldurchdachten Konzept und die Vermietung läuft gut. Die Verknüpfung von Shopping und Freizeit, exklusive Angebote und das sehr grosse Einzugsgebiet tragen dazu bei, dass ein nachhaltig attraktives Angebot für die Region entsteht.

Die JSVP ist der Ansicht, die Mall of Switzerland müsse einen grösseren Teil der Kosten übernehmen, die durch höhere Verkehrsinfratrukturkosten entstehen werden. Wie stellen Sie sich dazu?

Die Mall of Switzerland beteiligt sich während der nächsten 15 Jahre mit 9 Mio. Franken an den Investitions- und Betriebskosten der Verkehrsinfrastruktur. Dieser Betrag wurde mit den Behörden und unter Mitwirkung des Gemeindeverbands LuzernPlus in harten aber konstruktiven Verhandlungen festgelegt. Er beinhaltet ein sehr substanzielles Entgegenkommen der Mall gegenüber den ursprünglichen Vereinbarungen.

Die Mall of Switzerland sei finanziert aus Öl und Blut – diesen Vorurf stellt die JSVP als Frage in den Raum. Der Staatsfond Abu Dhabis als eigentlicher Investor der Mall of Switzerland sei in direkter Linie mit einem Staat verknüpft, der die Menschenrechte mit Füssen trete, so zum Beispiel sexuelle Präferenzen verfolge, die nicht der Staatsraison entsprächen,  und der den Abfall vom islamischen Glauben hart bestrafe. Können die Mall-Verantwortlichen nach diesen Vorwürfen noch ruhig schlafen?

Die Schweiz hat über viele Jahre eine positive Beziehung zu den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgebaut. Unternehmen der VAE investieren seit Jahrzehnten in die Schweizer Wirtschaft. Umgekehrt ist die Schweiz der viertgrösste ausländische Direktinvestor in den VAE. Zusammenarbeit besteht zum Beispiel in den Bereichen Investition, Energie, Ausbildung, Tourismus und Kultur. Die Mall of Switzerland ist das jüngste Beispiel der erfolgreichen Kooperation.

Noch eine Frage zum Schluss: Die JSVP schreibt in ihrer Mitteilung an die Medien von einer «kreativen Aktion» und meint damit das Umwandeln des Schriftzugs «Mall of Switzerland» zu «Müll of Switzerland» durch Überkleben an 16 Baustellenwänden. Wie kreativ finden Sie diese Aktion? Und welche Schritte werden Sie unternehmen – werden Sie allenfalls eine Klage einreichen?

Ehrlich gesagt, musste ich selber schmunzeln. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Idee zum Wortspiel bei der ganzen Aktion Pate gestanden hätte. Da die Leute mit Bedacht Aufkleber verwendet haben, die sich leicht wieder lösen lassen, sehen wir von einer Anzeige ab. Stattdessen bieten wir der Jungen SVP das Gespräch an, wie übrigens auch schon in vergangenen Jahren anderen Ortsparteien und Interessensgruppen im Rontal.

Interview Guido Gallati

Die Medienmitteilung der Jungen SVP Kanton Luzern ist im Wortlaut zu finden auf www.rontaler.ch