Ausländische Staatsangehörige, die in Ebikon leben und den Schweizer Pass möchten, müssen Einbürgerungskurse besuchen. Das Ausnahmemodell hinterlässt positive Spuren.
Für ausländische Staatsangehörige, die in Ebikon das Schweizer Bürgerrecht erlangen möchten, gelten folgende Voraussetzungen, damit ein Gesuch gestellt werden kann: Sie müssen im Besitz einer Niederlassungsbewilligung C sein, mindestens zehn Jahre in der Schweiz und davon drei Jahre in Ebikon gelebt haben. Zudem ist ein mündliches Sprachniveau von B1 und ein schriftliches von A2 notwendig. Weiter müssen sie einen einwandfreien Leumund sowie eine Steuerhistorie ohne ausstehende Schulden vorweisen können.
Wer diese Kriterien erfüllt, wird in Ebikon zum obligatorischen Einbürgerungskurs eingeladen, der an insgesamt drei Abenden stattfindet. Dort werden Schweizer Geografie, Geschichte und Staatskunde unterrichtet. «Solche Einbürgerungskurse, wie wir sie anbieten, sind eine Ausnahme», sagt Philipp Kaufmann, Bereichsleiter Bevölkerungsdienste. «Doch die Erfahrungen seit der Einführung 2016 sind sehr positiv. Die Mehrheit der Teilnehmenden überzeugt anschliessend die Einbürgerungskommission.» Kaufmann ergänzt: «Vor den Kursen gab es immer wieder Personen, die beispielsweise Staatskunde-Material auswendig gelernt, aber nicht verstanden haben.» Deshalb liegt der Fokus bei den Kursen vor allem auf dem Verständnis.
«Wissbegierig und engagiert»
Das bestätigt Kurt Zingg, der zusammen mit Doris Bieri und Werner Betschart, die Kurse unterrichtet. Die drei pensionierten Lehrenden haben mit ihrer Arbeit entscheidend dazu beigetragen, dass die Einbürgerungskurse heute ein Erfolgsmodell sind. «Bis auf wenige Ausnahmen sind fast alle Teilnehmenden wissbegierig und engagiert», sagt Lehrer Zingg (85). Deshalb sei das Unterrichten eine grosse Freude: «Für mich sind die Kurse immer ein Highlight im Jahr.»
Gerade Staatskundethemen wie das Wahlverfahren (Majorz/Proporz), die Gewaltenteilung und politische Grundlagen auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene werfen oft Fragen auf. «Damit dies verstanden wird, setzen wir auf spannende Kursinhalte», so Zingg. Der Unterricht solle keinesfalls schulmeisterlich wirken.
Nichtsdestotrotz sind die Themen bis zu einem gewissen Grad natürlich vorgegeben und werden laufend aktualisiert, beispielsweise mit den aktuellen Bundes-, Regierungs- und Gemeinderäten und Wahl- und Abstimmungsunterlagen zur Veranschaulichung. Zum ersten Block Geografie gehören klassische Inhalte wie die Städte, Kantone, Flüsse und Seen und die vier Sprachregionen. Im zweiten Teil, der Geschichte, werden die Entstehung der Eidgenossenschaft 1291 und deren Entwicklung behandelt. Es folgen der Sonderbundskrieg (1847) und die Gründung des Bundesstaats (1848). Zum Unterricht gehört auch das Verständnis der Schweiz im Kontext zu Europa. Kurz, die Schweiz als Teil der Europäischen Freihandelszone (EFTA) sowie das Entstehen der EU aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Es folgt als dritter Block die Staatskunde.
Weitere Themen, die gerade für eine funktionierende Gesellschaft zentral sind und auf der Stundentafel stehen, sind: Die Altersvorsorge mit dem Drei-Säulen-Prinzip, die Gesundheitsversorgung, Wirtschaftssektoren sowie unser duales Bildungssystem.
Wer aktiv und interessiert an den Einbürgerungskursen teilnimmt, sollte im Nachgang bestens vorbereitet sein für das Gespräch mit der Einbürgerungskommission.