Die Renaissance der alten Gerbe in Ebikon

Suzanne und Johannes Schmid-Graf vor der «neuen» Gerbe in Ebikon. Bild: Anian Heierli

Die alte Gerbe in Ebikon erstrahlt in frischem Glanz. Die Familie Schmid-Graf hat das geschichtsträchtige Objekt liebevoll saniert und gleichzeitig den historischen Charme bewahrt.

Johannes und Suzanne Schmid-Graf haben nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück lokaler Geschichte neu zum Leben erweckt. Mit viel Liebe zum Detail haben sie die alte Gerbe an der Schlösslistrasse 22, die kurz vor dem Zerfall stand, saniert und restauriert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die denkmalgeschützten Gebäude der Anlage erstrahlen in neuem Glanz, ohne dabei etwas von ihrem ursprünglichen Charakter verloren zu haben. Selbst das Mühlrad dreht sich wieder im Mühlebach.

«Mühlrad als grosse Motivation»

Weshalb entschieden sich die Bauherren ausgerechnet für die alte Gerbe? «Das noch vorhandene Mühlerad war für mich eine grosse Motivation», sagt Johannes Schmid-Graf im Gespräch. Hinzu kommt, dass der pensionierte Ingenieur sich für alte Gebäude und rustikale Bausubstanzen begeistert: «Die dicken Sandsteinmauern, die sichtbaren, massiven Holzbalken, zusammen mit der Lage am Bach, bildeten ein perfektes Gesamtpaket», so Schmid-Graf.

Die umfangreiche Sanierung erfolgte in vier Phasen: beginnend mit der nordwestlichen Mühle, gefolgt von der Gerbe im Südosten, dem Mittelbau und abschliessend dem Nebengebäude. Das Projekt erstreckte sich über vier Jahre und wurde im Zuge der Sanierung der Schlösslistrasse beendet.

Insgesamt sind es heute zehn Wohneinheiten, von denen eine von der Besitzerfamilie bewohnt und die restlichen vermietet werden. «Wirtschaftlich rechnet sich die Anlage», erklärt Schmid-Graf. Rentabilität sind ihm und natürlich auch der kreditgebenden Bank wichtig gewesen.

Das historische Haus wurde zum Ebikoner Bijou.

Von der Kornmühle zur Gerberei

Obwohl das Gebäude nicht als Museum dient, stellt es doch ein kostbares Erbe für die Gemeinde und Ebikon dar. Bereits 1677 wurde das Wasserrecht am Mühlebach urkundlich erwähnt. Ursprünglich diente die Mühle der Produktion von Mehl. Angrenzend befand sich während Jahrhunderten die erste und einzige Bäckerei Ebikons. Die Kornmühle stellte den Betrieb 1875 ein, und an ihrer Stelle entstand die Gerberei der ehemaligen Besitzerfamilie Buholzer. Diese war bis Mitte des 20. Jahrhunderts neben jener in Altishofen und Entlebuch eine der drei einzigen Kleingerbereien des Kantons Luzern (Quelle: Ortsbuch Ebikon, Ausgabe 1984). Für den neuen Besitzer Schmid-Graf war immer klar, dass er mit der Sanierung einen Beitrag ans Dorf leisten will. Er betont: «Rückwirkend hat das Vorhaben nur funktioniert, weil sämtliche involvierten Parteien an einem Strang gezogen haben.» Das sind nicht wenige: Die Besitzerfamilie, der Architekt, die Bank, der Denkmalschutz, der Brandschutz, die beteiligten Arbeiter und die Bauabteilung der Gemeinde Ebikon mussten auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

«Einsatz und Leidenschaft»

Der Gemeinderat Ebikon begrüsst das Vorzeigeprojekt. «Die Sanierung der alten Gerbe zeigt, wie historische Gebäude mit Einsatz und Leidenschaft erhalten und für moderne Zwecke genutzt werden können», sagt Gemeindepräsident Daniel Gasser. «Es ist ein Beispiel dafür, wie Geschichte und Moderne erfolgreich verbindet.»