Agogischer Arbeitseinsatz «Natur im Rontal»

Praktische Arbeiten draussen in der Natur: Der Naturschutzbeauftragte der Gemeinde Ebikon, Martin Buchs (Mitte), begleitet Jugendliche und realisiert gemeinsam mit ihnen Aufwertungsmassnahmen für eine grosse Biodiversität rund um den Rotsee.

Volksschule Ebikon

Seit einigen Jahren werden immer mehr Kinder und Jugendliche mit kognitiven Beeinträchtigungen in der Regelschule integriert. Einige dieser Schülerinnen und Schüler besuchen inzwischen die Oberstufe und setzen sich dort intensiv mit ihren beruflichen Möglichkeiten auseinander. Ihr Ziel: Einen Ausbildungsplatz zu finden, in welchem sie ihre Fähigkeiten und Interessen entfalten und weiterentwickeln können. 

Gastbeitrag von Eva Limacher, Schule Ebikon, Ramona Kappeler, Schule Buchrain und Simone Locher, Schule Root.

Für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ist das Einüben von lebenspraktischen Fertigkeiten und der frühe Kontakt mit der Berufswelt besonders wichtig. Das wissen auch die Heilpädagoginnen aus den Gemeinden Ebikon, Buchrain und Root. Deshalb haben Vertreterinnen aus den drei Gemeinden angefangen, agogische Arbeitseinsätze für Jugendliche mit kognitiven Beeinträchtigungen zu initiieren, zu koordinieren und zu begleiten. Auch dank der Unterstützung der Rektoren und Schulleitungen konnten erste Piloteinsätze bereits umgesetzt werden. 

Arbeitseinsatz im Naturschutzgebiet am Rotsee

Drei Jugendliche mit Sonderschulstatus dürfen seit März an einem ersten Projekt im Naturschutzgebiet am Rotsee – direkt neben der Rotsee-Badi – mitwirken. Die drei Oberstufenschüler verbringen seither jeden zweiten Donnerstagvormittag bei praktischen Arbeiten in der Natur anstatt im Schulzimmer und lernen so nicht nur wichtige und praktische Fertigkeiten, sondern entwickeln auch wertvolle soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und kommunikative Fähigkeiten. Die Jugendlichen werden damit gezielt auf den Start in die Berufswelt vorbereitet. Begleitet werden die Jugendlichen von Martin Buchs, dem Naturschutzbeauftragten der Gemeinde Ebikon. Das Projekt wird bis zu dem Sommerferien fortgeführt. 

Voller Einsatz: Jugendlicher beim Einschlagen von «Schwirren».

 

Enge Begleitung der Jugendlichen

Der erste agogisch begleitete Arbeitseinsatz fand am 4. März 2021 statt. Martin Buchs hat die Jugendlichen und ihre Begleitpersonen sorgfältig in die zu erledigenden Aufgaben eingeführt und zeigte schrittweise auf, was auf die Jugendlichen bei ihrem ersten Einsatz zukommt. Damit eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich wird, hat Buchs auch dem gegenseitigen Kennenlernen den nötigen Platz geschaffen. 

Erste Aufgabe mit Bravour gemeistert

Die erste Aufgabe bestand darin, gemeinsam eine «Totholzwand» zu bauen, welche als Unterschlupf für zahlreiche Kleintiere und Vögel dient. Dazu wurde liegendes Holz zusammengesucht, entastet und gesägt. Bevor die Äste zu einer Mauer aufgeschichtet werden konnten, musste die oberste Grasschicht entfernt und eimerweise abtransportiert werden. Anschliessend wurden die «Schwirren» zur Stabilisierung der Mauer eingeschlagen. 

Die «Totholzwand» wurde von den fleissigen Schüler bereits beim zweiten Arbeitseinsatz fertiggestellt. An den folgenden Halbtagen arbeiteten die Jugendlichen am Aushub für eine Ruderalfläche. Dabei waren nicht nur körperlicher Einsatz, sondern auch Genauigkeit gefordert: Es galt den Graben mit den Massen 100 cm x 400 cm x 30 cm auszuheben. Das Erdmaterial wurde in Kesseln abtransportiert. Mit dieser Arbeit verfolgen die Jugendlichen und Buchs das Ziel, ein neues Biotop zu erstellen. 

Ausdauer und Ehrgeiz 

Bis zu den Sommerferien wird die Ruderalfläche fertiggestellt. Dazu müssen noch viele Brombeerstauden entfernt werden, um neuen Sträuchern Platz zu schaffen. Diese Aufgaben erfordern sehr viel Energie, Ausdauer und Geschicklichkeit. Die Jugendlichen lernen, an etwas dranzubleiben und sehen mit eigenen Augen, was sie erbaut haben. Dadurch entwickeln sie Ehrgeiz und Freude am Erreichten. Neben dem persönlichen Bezug zur Arbeitswelt lernt die Gruppe durch fachkundige Inputs von Martin Buchs interessante Fakten über die lokale Flora und Fauna rund um den Rotsee. Eigene Beobachtungen und Arbeitserfahrungen ermöglichen es ihnen zugleich, die Natur zu entdecken. 

 

Die Jugendlichen bauten eine Totholzwand, welche wertvoller Lebensraum für Vögel, Igel, Amphibien, Reptilien und alle wirbellosen Tiere bietet.