Die Dörfli-Zunft Dierikon inthronisierte ihre Fasnachtsregenten Schnidi I. und Martha I. versprechen eine tolle Fasnacht

Wenn die Dörfli-Zunft Dierikon zur Inthronisation ruft, kommen die Leute in Scharen. Und sie erlebten mit ihrem neuen Zunftmeisterpaar Schnidi I. und Martha I. einen rundum vergnüglichen Abend mit vielen Attraktionen.

«Zu wenig Bänke», hiess kurz vor dem eigentlichen Inthronisationsbeginn  bei den Organisationsverantwortlichen. Die Dieriker Turnhalle, einmal mehr von Petra Baumann mottogerecht dekoriert, war schon gut gefüllt, und immer noch kamen weitere Festbesucher hinzu. «Wir haben eine grosse Halle und doch zu wenig Platz», konstatierte Max Hess, der ebenso professionell wie sympathisch durch den Abend führte, und freute sich über den grossen Ansturm.

Scheiden tut weh

Mit den Worten «nun hat euer letztes Stündchen geschlagen», rief er zuerst das Weibelpaar 2012, Elvira und Ernst Dober, für die Übergabe der Umhänge an ihre Nachfolger auf die Bühne. Dann kam der grosse Moment für das neuen Zunftmeisterpaares Schnidi I. und Martha I., das seine Fasnacht unter dem Motto Après-Schii eröffnete. Tatkräftig unterstützt werden sie dabei statutengemäss von Harald I. und Silvia I., dem Zunftmeisterpaar 2012.  Das vergangene Jahr habe ihnen so gut gefallen, schmunzelt Harald I., dass sie nochmals zusagen würden, wenn Not am Mann wäre. Und er ist überzeugt, dass auch das bevorstehende Jahr nicht langweilig wird, denn: «Wo Schnidi und Martha aufkreuzen, kommt einfach Stimmung auf», hatte die Zunft nach deren Wahl verkündet. Die beiden gekrönten Fasnachtshäupter liessen keine Zweifel aufkommen, dass dies auch in der bevorstehenden fünften Jahreszeit in Dierikon so sein wird. Es sei wohl nicht einfach gewesen, aus der riesigen Warteliste jemanden herauszupicken, der das Amt übernehme, meinte Schnidi I. schalkhaft in seiner Antrittsrede und bedankte sich für das Vertrauen. «Es wird eine tolle Fasnacht», versprach er und kündigte für den Umzug am 3. Februar bereits die eine oder andere Überraschung an. Als erste Amtshandlung, von der nicht mal der Zeremonienmeister etwas wusste, liess Schnidi I. ein happy Birthday anstimmen, mit dem er seiner Mutter Hildi gratulierte, die an seinem Inthronisationstag Geburtstag feierte und sich über das Ständchen freute.

Viele kamen zum Gratulieren

Um 20 Uhr kündigte Max Hess die Produktionen und einen langen Abend an: «Viele haben sich angemeldet und wollen auf ihre Art gratulieren.»  Den Anfang machte das Emmer Fasnachtskomitee, das ihrem ‚Schnorri‘, wie Vorstandsmitglied Daniel Burch ihren langjährigen Umzugsspeaker Schnidi augenzwinkernd bezeichnete, ein Ämmeli als Geschenk mitbrachte. Ein Lied mit bekannter Melodie und eigenem Text gab eine Gruppe von Komäxlern für ihren Arbeitskollegen zum Besten. Und so richtig fetzig wurde es, als die Rüssgusler loslegten. Sie brachten die Stimmung im Saal zum Kochen und konnten nicht ohne Zugaben zu ihrem nächsten Auftritt am Horrorball weiterziehen.

Nachdem der Turnverein seine prominentes Mitglied, das sich selbst als Extremsportler im Boccia und Jassen bezeichnet, eine Fischerprobe auferlegt hatten und ihn ein Bierfass anzapfen liess, stellte die Frauenturngruppe dem Zunftmeisterpaar eine Ich-oder-du-Aufgabe à la Glanz&Gloria. Als Belohnung für acht Übereinstimmungen durften sie mit den Turnerinnen einen Drink genehmigen. Gleichklang war auch bei den Samichläusen gefragt. Schnidi I. und Martha I. bekamen von ihnen eine Trychle und mussten üben, damit im Takt zu marschieren, bevor eine grosse Runde durch den Saal  einen fulminanten Schlusspunkt der Nummer darstellte.  Zwischendurch erfüllten die Tropeblocher und die Nölli Grötze die Turnhalle mit Rhythmus und kakophonischen Klängen. Den dröhnenden Schlussakkord setzten die Schlitzäugler, die Zunftmusik der Dörfli-Zunft, mit ihrem Auftritt kurz vor Mitternacht.            

In Dierikon herrscht auch an der Fasnacht Gleichberechtigung

Die Dieriker Dörfli-Zunft wurde 2005 gegründet und gehört damit zu den jüngeren Fasnachtsgesellschaften. Sie legt grossen Wert darauf, dass sie nicht einen Zunftmeister hat, sondern ein gleichberechtigtes Zunftmeisterpaar. Wie Ernst Dober, Amtsinhaber 2010 und Säckelmeister der Dörfli-Zunft, ausführte, könnte gemäss den Statuten auch eine Frau oder ein Mann allein die Fasnacht regieren. Aber es sei doch schöner, wenn ein Paar an der Spitze stehe, findet er. Lediglich bei den Insignien herrscht noch keine Gleichberechtigung. Diese sind ausschliesslich dem männlichen Teil vorbehalten. Bis jetzt hätten sie Glück gehabt und immer jemanden gefunden, berichtet Ernst Dober. Obwohl der Aufwand in Dierikon nicht so gross ist wie andernorts, brauche es doch eine gute Portion Engagement und Einsatzfreude.

Mit Daniel und Martha Schnider wurden sicher zwei angefressene Fasnächtler für diese Aufgabe gewählt. «Ich bin fast so etwas wie ein Urfasnächtler», bekennt Daniel Schnider, der ‚mängs Jahr‘ bei den Blattlüüs Lozärn mitgemacht hatte. Beide Eheleute blicken auf eine lange Fasnachtserfahrung zurück und waren auch zusammen in einer Gruppe. Eine weitere Gemeinsamkeit ist ihr Arbeitgeber: Schnidi I. arbeitet als technischer Leiter Montage bei Komax , wo auch seine Frau Martha beschäftigt ist. Das hohe Amt haben sie angenommen, weil Fasnacht ein Stück Kultur ist, das sie erhalten wollen, und weil es eine riesige Party ist, wofür auch das Motto Après-Schii stehen soll.

Die Dörfli-Zunft ist eng verbunden mit ihrer Musik, den Schlitzäuglern. Die 1973 von acht jungen Dierikonern im Durchschnittsalter von 13 Jahren gegründete Gruppe, die laut Homepage mit Mutters Pfannendeckeln, Blechkesseln und alten Waldhörnern begann, feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen.