Gastronomie und Kultur statt Gottesdienste in der Dorfkapelle

Dieser ehemalige Kapellenraum wird derzeit zu einem Restaurationsbetrieb mit allem Drum und Dran umgebaut.

Um circa 1850 erbaut, 1958 entweiht und seither leer gestanden und vor sich dahin gealtert: In die in Neugotik erstellte Dorfkapelle Dierikon zieht bald neues Leben ein. Dank der Ebikoner Gymnasiallehrerin Ursula Trucco. Sie macht aus dem ehemaligen Gotteshaus ein Ort der Begegnung mit Gastronomie, Kultur und Gesundheit.

Die Geschichte ist bekannt: Nachdem vor Jahren ein erster Käufer seinen
eingegangenen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, war die Gemeinde
wieder Besitzerin der vor sich hinalternden St. Jakobskapelle. Jetzt hat sich das
Warten um eine neue Käuferschaft gelohnt. Ursula Trucco hat die Kapelle 2018 zu
einem symbolischen Preis von 10 000 Franken gekauft und ist die Verpflichtung zur
Sanierung und dem Erhalt des Gebäudes eingegangen. Wie hoch das finanzielle
Engagement -zusätzlicher Landerwerb, Sanierung, Um- und Ausbau- sein wird,
darüber gibt sie keine Auskunft. Was aber sicher ist: Nach dem nun vollzogen
Spatenstich wird die öffentliche Bar und der Restaurationsbetrieb im November
2019 eröffnet, beide sind sie vorerst an drei Tagen und drei bis vier Abenden offen.
Die restliche Zeit können Bar, Longe und Restaurant mitsamt der Küche für
kulturelle, geschäftliche oder private Veranstaltungen gemietet werden.
Dabei gab die neue Besitzerin auch bekannt, was in der Kapelle alles geplant ist. Die
Kapelle wird unterkellert und eine Küche eingebaut. Daneben sind auch die sanitären
Anlagen, die Garage und Personalräume geplant. «Durch die unterirdische
Erweiterung bleibt die grüne Umgebung der Kapelle erhalten und lädt im Sommer
mit lauschigen Plätzen zum Einkehren und Verweilen ein», sagt Trucco. Im
ehemaligen Kirchenteil ist der Gastrobereich geplant, der für die vielfältigsten
Anlässe bereitgestellt werden kann. Firmenfeiern, Kundenanlässe, Familienfeiern,
Geburtstag, Hochzeitsfeiern oder auch Workshops. «Natürlich gibt es auch Platz für
Ausstellungen, Kochkurse oder Kochevents, wir sind für Vieles offen», gab sich
Trucco bei der Projektvorstellung optimistisch. Und aus den Plänen geht auch hervor,
dass ein unter dem Kapellendach -die Kirchendecke bleibt erhalten- ein neu
geschaffener Gymnastikraum die Möglichkeit für Fitness- und Entspannungskurse an
einem eher ungewöhnlichen Ort bietet. «Nicht nur das einmalige Ambiente und die
Geschichte trägt zur Besonderheit dieser Räumlichkeiten bei, sondern auch die
moderne Einrichtung und insbesondere die professionell geplante Lichtgestaltung im

ganzen Gebäude, ich will der Kapelle zu altneuem Glanz verhelfen, denn ich liebe die
Geschichte solcher Orte», sagt sie weiter. Und auch Dierikons Gemeindepräsident
Max Hess kann aufatmen: «Wir sind eine Sorge los, man sieht es doch, der Zahn der
Zeit nagt nicht nur an der Fassade», sagte er. Im Wissen, dass es nun nach einigen
ungünstigen Begebenheiten gut kommt.

Schwerpunkte der Sanierung

Gemeinsam mit dem Luzerner Architektenpaar Karin und Martin Simmen war die
Bauherrin in der Projektentwicklung damit beschäftigt, den architektonischen und
den nutzbaren Anspruch in Einklang zu bringen. Äusserlich bekommt die Kapelle nur
in diesem Sinne ein neues Gesicht, dass die Gebäudehülle erhalten bleibt und im
Sinne der Denkmalpflege saniert wird. Zudem werden die Innenwände in ihrer
Erscheinung bis auf notwendige Sanierungen belassen. Eine notwendige zusätzliche
Nutzfläche wird durch den Einbau einer frei hängenden Plattform und durch die
Unterkellerung erzielt. Einbauten wie Lift und Treppe sind so konzipiert, dass der
Kapellenraum erhalten bleibt. Sämtliche Baumeisterarbeiten werden vom
Bauunternehmen Gebrüder Brun AG, Emmenbrücke, durchgeführt. Leiter dieser
Arbeitsgruppe ist GL-Mitglied Patrik Abt; er ist auf Umbauten, Renovationen und
Denkmalschutz spezialisiert.

Rolf Willimann

In Aufbruchstimmung: Bauleiter Patrik Abt, Kapellenbesitzerin und Bauherrin Ursula Trucco und Architektin Karin Simmen beim Spatenstich. Bilder: rowi