Unsicherheiten nach der Schliessung des Tschann in Buchrain

Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass das Alterszentrum Tschann in Buchrain schliessen muss. Aufgrund von Coronafällen passierte das nur wenige Tage später dann per sofort.

„Das Alterszentrum Tschann in Buchrain kämpft mit grosser Personalknappheit. Das Wohl und die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner ist dank einem ausserordentlichen Einsatz der Mitarbeitenden gewährleistet. Die kritische Situation kann aber nicht kurzfristig behoben werden. Deshalb hat der Gemeinderat die Schliessung des Alterszentrums beschlossen“, hiess es am 18. November in einer Medienmitteilung der Gemeinde Buchrain. Doch nur wenige Tage später kam alles noch schlimmer. Am 26. November meldete die Gemeinde, dass im Tschann nun auch das Corona-Virus grassiert. „Deshalb hat der Gemeinderat sich für eine sofortige Umplatzierung aller Bewohnenden in andere Pflegeheime entschieden“, wurde von Seite der Gemeinde Buchrain mitgeteilt.

Angehörige der Bewohner sind unzufrieden

Unsere Redaktion erreichten kurz darauf mehrere Wortmeldungen von Angehören von betroffenen Bewohnern des Alterszentrums Tschann. Man beklagte sich, dass die Kurzfristigkeit und die Art und Weise der Kommunikation „absolut nicht in Ordnung“ gewesen seinen. Auch habe man auf die Bedürfnisse der Bewohner und deren Angehörigen nur wenig Rücksicht genommen. „Meine Mutter wurde ausserhalb des Rontals platziert. Weg von uns – ihrer Familie – und auch weg von ihren Tschann-Freundinnen“, schildert eine Angehörige die Situation. Wir haben bei der Gemeinde Buchrain nachgefragt und folgende Stellungnahme erhalten: 

„Der Entscheid für die sofortige Umplatzierung der Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrum Tschan wurde vom Gemeinderat mit Einbezug von kantonalen Stellen, der Heimleitung und dem Heimverband Cura Viva getroffen. Es war eine schnelle Reaktion notwendig, da durch den Corona-Ausbruch bei Pflegepersonal und Bewohnenden die Pflege nicht mehr gewährleistet werden konnte. Der Schutz der betagten Bewohnerinnen und Bewohnern war das oberste Ziel dieses schwierigen Entscheides.

In dieser Situation hat der Gemeinderat den Entscheid in aller Sorgfalt getroffen und die Verantwortung übernommen, im Bewusstsein, dass dies für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine schwierige Situation sein wird. Dies war und ist eine hochemotionale Situation, für die betagten Bewohnerinnen und Bewohner, ihre Angehörigen und auch die Pflegenden und die Heimleitung. Daher war der Beizug von Seelsorgern und eines Care-Teams ein wichtiger Bestandteil der Betreuung. Die Auferlegte Corona-Isolation des gesamten Heims erlaubte es nicht, dass Angehörige für den Umzug beigezogen werden durften. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden vom Pflegepersonal auf den Umzug vorbereitet, es hat die persönlichen Sachen bereit gemacht, welche dann von spezialisierten Personen des Zivilschutz an ihr neues Heim verbracht wurden. Bei der Suche nach den neuen Heimplätzen wurden die Wünsche der Angehörigen bestmöglich berücksichtigt. Die Kontaktnahme mit den Angehörigen wurde so schnell wie möglich aufgenommen, die Verfügbarkeit von Heimplätzen wurde parallel auf allen Kanälen abgeklärt, was eine sehr herausfordernde Aufgabe war.

Der Gemeinderat hat gewusst, dass dies eine schwierige Situation für alle Beteiligten ist. Er hat daher am nächsten Tag zu einer Medienkonferenz eingeladen, wo umfassend informiert wurde und Fragen gestellt werden konnten. Zusätzlich wird am kommenden Donnerstag, 2. Dezember 2021 ein öffentlicher Info-Anlass für die Bevölkerung durchgeführt wo auch Fragen gestellt werden können.

Wenn sich jemand unkorrekt behandelt fühlt , ist der Gemeinderat jederzeit bereit die Anliegen anzuhören und mit den Betroffenen persönlich zu besprechen.“

Text: Sara Häusermann


Als grosses Argument für die Schliessung des Alterszentrums Tschann nannte die Gemeinde Buchrain den Personalmangel. Wir haben bei anderen Einrichtungen in der Region nachgefragt, ob sie auch davon betroffen sind. Auch wollten wir von ihnen wissen, wie sie die Lage in Buchrain beurteilen und ob sie Platz haben für die Bewohner aus Buchrain.

Alterssiedlung Root

Die Nachricht zur Schliessung des Alterszentrums Tschann vom 18. November 2021 in Buchrain kam für uns überraschend und unerwartet. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation mit den zahlreichen Infektionen kam die Schliessung des Tschanns abrupt. Aufgrund der Unsicherheiten in Buchrain treffen aktuell sehr viele Anfragen von (künftigen) Bewohnenden, Angehörigen und Mitarbeitenden bei uns ein. Da wir keinen Vorlauf vor der Kommunikation zur Schliessung hatten, waren und sind wir seitens Alterssiedlung Root sehr gefordert, kurz- und mittelfristige Lösungen in Absprache mit dem Gemeinderat Buchrain und vielen Beteiligten sowie Betroffenen zu finden. Bei uns leben seit längerem sieben Bewohnende aus Buchrain, welche die Anbindung im Rontal, die Bekanntschaften wie auch das breite Dienstleistungsangebot sehr schätzen. Insgesamt wohnen bei uns 50 Menschen im «Unterfeld» und 22 im «Dorf Huus» in Root. Die Mehrheit kommt dabei aus einer der Stiftergemeinden Dierikon, Dietwil, Gisikon, Honau, Inwil oder Root. Als Arbeitgeberin beschäftigt die Alterssiedlung Root in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern über 120 Mitarbeitende. Auch in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sind wir sehr engagiert. Aktuell haben wir nur beschränkt freie Plätze für neue Bewohnende und offene Stellen. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur kurzfristig die Gespräche während der
nächsten Tage und Wochen führen, sondern insbesondere auch mittelfristig über die nächsten Monate. Seitens Alterssiedlung sind wir offen, die langfristige Zusammenarbeit in der Versorgungsregion Rontal anzuschauen, zu planen und gegebenenfalls gemeinsam umzusetzen. Die Gesundheit und die Lebensqualität unserer Bevölkerung mit einer hochwertigen Versorgungskette hat für uns als Stiftung oberste Priorität.

Margrit Künzler-Niederberger, Stiftungsratspräsidentin Alterssiedlung Root

Senevita Pilatusblick, Ebikon

Die Situation können nur die Beteiligten in Buchrain beurteilen. Der Fachkräftemangel ist in der Pflege generell zu spüren. In der Senevita Pilatusblick in Ebikon dürfen wir auf viele langjährige und qualifizierte Mitarbeitende zählen. Wir sind bestrebt, die Fluktuation mit ansprechenden Arbeitsbedingungen weiterhin tief zu halten.

Wir konnten eine Person aus Buchrain aufnehmen. Weitere Plätze sind leider nicht vorhanden. Wir stehen jedoch mit den Behörden in Kontakt und evaluieren wo und wie wir weiterhelfen können.

Wohnen am Bächli, Udligenswil

Die Schliessung des Alterszentrums Tschann hat uns überrascht. Wir bedauern es sehr, dass die Bewohnenden ihr Zuhause verloren haben und Wohngruppen auseinander gerissen wurden. Eine Beurteilung der Schliessung des Alterszentrums Tschann können wir aber nicht abgeben. 

Es besteht ein genereller Mangel an Pflegefachpersonal. Insbesondere in der Langzeitpflege ist es schwierig, qualifizierte Pflegende zu finden. Wir bieten in Udligenswil zwei Wohngruppen mit jeweils 8 Personen an und wissen wie wichtig der soziale Austausch zwischen den Bewohnenden und den Pflegefachpersonen ist. Daher legen wir grossen Wert auf eine hohe Qualität und Stabilität bei der Pflege und Betreuung.

Wir wären gerne bereit, Bewohnende aus Buchrain bei uns aufzunehmen. Aufgrund unserer aktuell hohen Auslastung ist jedoch kein sofortiger Eintritt möglich und wir können nur die Aufnahme auf der Warteliste anbieten.

Pirmin Graf, Betriebsleitung Wohnen am Bächli AG

Pflegezentrum Riedbach, Adligenswil

Wir bedauern natürlich, dass es zu dieser abrupten Schliessung aus den bereits bekannten Gründen gekommen ist. Dank der professionelle Leitung der Umplatzierungen durch die DISG (Dienststelle für Soziales und Gesellschaft) konnten bis Freitagabend alle Bewohnerinnen und Bewohner platziert werden. Dadurch war die Phase der Unsicherheit bei den Betroffenen und deren Angehörigen relativ kurz.

Am Sonntag wurde über die Pflegeinitiative abgestimmt. Der Pflegenotstand ist schon lange Tatsache und alle Pflegeheim resp. das ganze Gesundheitswesen leidet. Das Pflegezentrum Riedbach hat auch Mühe, offene Stellen zu besetzen.

Aufgrund der Personalknappheit unsererseits mussten wir zuerst abklären, wie wir es stemmen könnten, in der Zwischenzeit waren dann alle Bewohnerinnen und Bewohner platziert. Im Moment verfügt das Pflegezentrum Riedbach nur noch sehr wenige freie Plätze. Für Anfragen seitens von Angehörigen oder betroffenen Bewohnenden, welche nun provisorisch in einem anderen Pflegeheim untergebracht sind, jedoch in die Region zurückkehren möchten, sind wir sehr gerne bereit unser schönes Haus zu zeigen und eine baldige Aufnahme zu ermöglichen.

Pius Bernet, Präsident des Verwaltungsrats