«Schlechter als budgetiert – doch besser als befürchtet»

BUCHRAIN – Am Donnerstag, 8. Mai, konnte Gemeindepräsidentin Käthy Ruckli in der Aula des Schulzentrums Hinterleislibach wieder zahlreiche interessierte Bürger zur Orientierungsveranstaltung begrüssen. Dabei informierte der Gemeinderat u.a. über die Rechnung 2013 sowie über die Abrechnung der Sonderkredite für den Schulraum, die Schulbibliothek sowie die Ludothek im Gewerbebau Leumatt. Hauptthema war jedoch die negative finanzielle Entwicklung.

«Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzten», hatte der Finanzvorsteher und Vertreter des Gemeinderates Patrick Bieri bei der letzten Orientierungsveranstaltung am 7. November 2013  noch erklärt (wir berichteten). Jetzt musste er eingestehen, dass der Wind noch stärker weht als prognostiziert. Hatte Finanzvorsteher Bieri im letzten Herbst für das Jahr 2013 noch einen Verlust in Höhe von 1 165 200 Franken vorhergesagt, so musste er nun die traurige Realität verkündigen: Nach 2011 (Verlust Fr. 234’000.–) und 2012 (Verlust Fr. 454’000.–) liegt das Minus nun bereits bei 1. 612 000 Franken und somit  526 000 Franken höher als budgetiert. Aber, so versuchte Bieri zu beschwichtigen: «Dieser Verlust liegt zwar über dem, was wir budgetierten, doch noch immer unterhalb unserer  Befürchtungen». Immerhin, denn zeitweise hielt man selbst einen Verlust von 2 Millionen für nicht ausgeschlossen. Die Ursachen für diese Entwicklung sind bekannt.

Überdurchschnittliche Bildungs- und Sozialkosten. Unterdurchschnittliche Steuererträge

Es waren vor allem die steigenden Kosten im Bildungs- und Gesundheitsbereich, die den Haushalt übermässig belasteten. Auf der andren Seite stehen die Ertragsausfälle auf Grund der Steuergesetzrevisionen. Denn es sind anteilsmässig viele starke Steuerzahler aus Buchrain weggezogen, eine entsprechende Anzahl einkommensstarker Neubürger, welche diesen Ausfall hätte kompensieren könnten, blieb aus.  Das alles zusammen sind wahrlich keine guten Bedingungen, um eine Gemeinde schnell wieder auf Kurs zu bringen. Das kann und wollte an diesem Abend niemand leugnen. Die Frage lautet nun: Hat Buchrain ein Ausgaben- oder ein Einnahmeproblem? Bieri meinte hierzu diplomatisch: «Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte». Irgendwo? In der Tat sind die Zusammenhänge recht komplex und welche Schrauben nun in welche Richtung gedreht werden müssen, ist sicher nicht einfach.

Die Höhe der veranschlagten Investitionen von 2.4 Millionen Franken konnten hingegen eingehalten werden. Diese Gelder wurden vor allem für die Einrichtung der neunen Bibliothek und der Ludothek sowie weiterer Ausstattungen im Schulhaus aufgewendet. In dieser Summe ebenfalls enthalten sind die flankierenden Massnahmen für die Ortsdurchfahrt.

Die Situation bleibt angespannt

Die Nettoverschuldung hat sich zwar von 906  auf 981 Franken pro Einwohner erhöht, doch kann der Verlust aus dem Jahre 2013 noch  vollständig aus dem Eigenkapital, das noch immer 7,6 Millionen Franken beträgt, gedeckt werden. Dieser Trend  kann sich dennoch auf Dauer so nicht fortsetzten. Das ist für alle offensichtlich. «Der Gemeinderat stellt sich dieser Herausforderung», heisst es in einer Begleitschrift zur Veranstaltung. «Unserer Situation als mittlere Agglomerationsgemeinde mit einem tiefen Anteil an Unternehmen bleibt schwierig», heisst es weiter. Die Gemeindepräsidentin Ruckli betonte an diesem Abend einmal mehr, dass trotz der momentanen Entwicklung man die gute Infrastruktur und das Freizeitangebot nachhaltig sichern müsse. Buchrain soll eine lebenswerte Gemeinde bleiben, in der sich alle Menschen wohl fühlen, unabhängig von deren Einkommen und Steuerbeitrag.

Die Rechnungskommission, Vertreten durch ihren Präsidenten Walter Graf, konnte den vorliegenden Bericht bestätigen und empfiehlt die Jahresrechnung zu genehmigen. Für Graf war dies übrigens sein letzter Auftritt in seiner Eigenschaft als Präsident der Rechnungskommission. Er tritt nun nach vielen Jahren engagierter Arbeit von seinem Amt zurück. Gemeindepräsidentin Käthy Ruckli dankte Graf ausdrücklich für seine gewissenhafte Arbeit sowie für die sehr gute und angenehme Zusammenarbeit. Im Anschluss an die Finanzthemen informierte Gemeinderat und Bauvorsteher über immer widerkehrende Fragen zu Verkehrsregelungen und Neuerungen in der Gemeinde. Dabei wurden vor allem die Fragen zu den 30er-Zonen und  die erforderliche Durchfahrt für den Lastverkehr diskutiert.

Robert Schütz

Finanzvorsteher Patrick Bieri erläutert die aktuelle finanzielle Situation der Gemeinde. Bild rs.
Finanzvorsteher Patrick Bieri erläutert die aktuelle finanzielle Situation der Gemeinde. Bild rs.